Bereitet man eine Eiskletterreise nach Island vor, so kommt es einen wirklich wie ein Roulettespiel vor. Die knapp unter dem Polarkreis liegende Vulkaninsel lässt auf kalte Temperaturen im Winter schließen.
Doch durch den ständig präsenten Golfstrom aus Südwesten werden nahezu konstant warme Luftmassen mit der warmen Meeresströmung nach Island gebracht. Immer wieder gibt es auch während der Wintersaison extreme Wärmeperioden, welche meist die gesamte Eislandschaft binnen weniger Tagen abschmelzen lässt.
Beim dritten Anlauf nach Island warteten wir deshalb so lange es ging mit der Buchung der Flüge. Der Start wurde durch das Eiskletterfestival in Kaldakinn, bei dem wir herzlich eingeladen waren, bestimmt.
Dazu mussten wir erst einmal rund 600 km von Reykjavik in den Norden fahren, zu einem der spektakulärsten Plätze zum Eisklettern die ich kenne. Direkt am Meer liegt die Farm von Peter Bjorg, etwa 40 km von der Zivilisation entfernt. Zusammen mit etwa 40 isländischen Eiskletterern und der Familie Bjorg verbrachten wir eine geniale Zeit in Kaldakinn.
Uns gelang gleich am ersten Tag eine Erstbegehung zwischen den unzähligen Eislinien in Kaldakinn. Am nächsten Tag erwischten wir das Seacliff mit einem annehmbaren Wasserstand bei Ebbe und überlegten nicht lange – zwischen den immer näher kommenden Wellen kletterten wir direkt vom Strand eine neue Linie und nannten sie den Eindrücken nach "Sex on the beach".
Es ist schwierig, diesen unglaublich gastfreundlichen und vom Ambiente atemberaubenden Platz Kaldakinn zu verlassen. Doch unsere Reise geht weiter in den Osten, wo wir uns beim "King oft he eastfjords" Sævar direkt an seinen Strandhütten in Eskifjördur einquartierten.
Doch der Golfstrom war bereits wieder aktiv – eine extrem starke Regenfront zerstörte das komplette Eis an den Seacliffs im Osten. Nach einer 1000 Meter alpinen Eiskletterei am Holmartindur verließen wir den Osten um im Süden nach Neuland zu suchen.
Nach etwa 3000 gefahrenen Kilometern waren wir wieder in Reykjavik angekommen, um den Rest unserer Reise zu verbringen. Auch der Abschluss hielt mit dem Beginn mit – nach einem Abenteuer in der 200 Meter tiefen Schlucht des Glymur konnten wir noch zwei anspruchsvolle Routen klettern.
Zum einen waren wir in Austurárdalur genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ein über 10 Jahre langes Eisprojekt der Isländer hatte sich gerade jetzt zum Klettern geformt. Motiviert durch die Locals schauten wir hin und kletterten "Töll leikhús" (WI7-), ein sich ständig im Wandel befindlicher Eisfall mit extremen Wasserdruck.
Sorgfältig sollte der Zeitpunkt für die Begehung gewählt sein und die Kletterei verlangt auch eine sanfte Klettertechnik in der Schlüsselstelle, dem Übergang von den frei fallenden Säulen über ein Eisdach.
Zum anderen legten wir mit der Erstbegehung von „Hard five“, einer Sportkletter-Mixedroute im neuen Modegebiet Bolakletur den Schlussstein einer intensiven und eindrücklichen Reise nach Island.
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