Im Sommer 2010 hatte der schottische Local Dave MacLeod mit "Anubis" (E8/6c; X- im Sommer) ein extrem forderndes Testpiece durch die Felsen des Ben Nevis (1345m) gelegt und erstbegangen. Wenige Monate später gelang ihm dieses Kunststück auch im Winter.
Die kühne Linie galt fortan als eine, wenn nicht sogar die schwerste Mixed-Route auf der Insel, und wurde diesen Ruf auch vollauf gerecht: Bis 2016 fand sich niemand, der den altägyptischen Toten-Gott ernsthaft hätte gefährlich werden können. Dann kam Dani Arnold.
Der schweizer Extremalpinist war Ende Januar mit seinen beiden Brüdern zum Winterbergsteigen in Schottland. Bei dieser Gelegenheit versuchte sich der Urner auch an "Anubis".
"Die Route hat keine Bohrhaken, das heisst jede Sicherung muss selbst gelegt werden: mit Schlingen, Keilen, Friends und Hexentrics (Klemmgeräte) ist 'Anubis' zwar abzusichern, doch man darf auf keinen Fall am falschen Ort stürzen. Wer sich mit traditioneller Absicherung schon mal an diesen Grad gewagt hat, weiss was das heisst", gibt Arnold zu Bedenken.
Der Schweizer flog bei seinem ersten Versuch dann auch gleich aus der Wand; beim zweiten Anlauf hatte Arnold den kompletten Durchstieg der 220 Meter langen Linie beinahe in der Tasche, aber eben nur beinahe.
Zwei Monate später kehrte der Profi in Begleitung von Lukas Hinterberger an den Ben Nevis zurück, um es nochmal mit "Anubis" zu versuchen.
Und Arnold sollte für seine Beharrlichkeit belohnt werden. "Es war einer der perfekten Tage. Im ersten Versuch stürzte ich erneut im Dach, doch dann blieben meine Steigeisen und Eisgeräte auf den kleinen Leisten auch an den steilsten Stellen hängen und ich kletterte meine bisher schwierigste Mixed-Route", erinnert sich der 32-Jährige.