Der Krottenseer Forst bei Neuhaus an der Pegnitz war eine der vielen Spielwiesen von Wolfgang Güllich. Bevor das Ausnahmetalent hier 1991 mit "Action Directe" den elften Schwierigkeitsgrad eröffnen konnte, hatte der 1960 in Ludwigshafen geborene Güllich vier Jahre zuvor mit der Begehung von "Wallstreet" die Messlatte nach oben geschraubt. Die 25 Meter lange Route galt zu diesem Zeitpunkt als die erste XI- weltweit.
Ihre heute noch gültige Bewertung verdankt "Wallstreet" jedoch einem kuriosem Umstand, denn Güllich hatte die Route zunächst als X+ eingestuft. Jedoch war im Laufe der Zeit - wahrscheinlich von potentiellen Wiederholern - einer der Griffe vergrößert worden; die Route hatte ihren ursprünglichen Charakter verloren.
Güllich entschied sich daher zu einem drastischen Schritt. Er füllte besagte Stelle, ein Fingerloch, mit Zement - und wiederholte die Begehung der nun erheblich schwierigeren Route.
Ob Melissa Le Nevé die Geschichte hinter "Wallstreet" kennt? Die 24-jährige Französin benötigte jedenfalls kein Maurerwerkzeug, um sich die wahrscheinlich erste Frauenbegehung des Güllich-Meilensteins zu sichern. Dafür aber zehn harte Tage Arbeit mit und in der Route. Chapeau!