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Über die Grenze geschaut: Trailrunning in Belgien

Im letzten Artikel von Holger Lapp ging es um die richtige Vorbereitung auf eine neue Trailrunning-Saison. Diesmal erzählt euch Holger Lapp von trampelpfadlauf.de von seinen Trailrunning-Erfahrungen in Belgien.

Trailrunning in Belgien
© Holger Lapp

In meinem letzten Artikel ging es um den Start in die Saison und wie ging es dann weiter? Natürlich mit einigen schönen Läufen in meiner Region, der Nordeifel und im benachbarten Belgien, dazu gleich mehr.

Ich liebe die Mittelgebirge und vermisse die Berge.

Erstmal möchte ich jetzt mal eine Lanze für die Mittelgebirge brechen. Wenn man in den sozialen Medien und Zeitschriften schaut, scheint es das "wahre" Trailrunning ja nur in den Bergen zu geben, aber dabei wohnen doch die meisten Leute eher nicht dort. Die Mittelgebirge sind die besseren Trailgebiete und die Berge haben die Aussicht, so könnte man es doch etwas überspitzt ausdrücken. Denn die Auswahl an schönen Trampelpfaden, die man auch in der Hauptsaison fast ganz alleine hat, ist in den Mittelgebirgen größer, dafür gibt es halt nicht so tolle Ausblicke und erst rechte keine 800 Höhenmeter oder mehr am Stück und das ist das, was ich manchmal vermisse.

Mal über die Grenze geschaut

Wie eingangs schon erwähnt, ging es bei mir in den letzten Wochen mal wieder zum Laufen ins benachbarte Belgien, denn hier wird Trailrunning gefördert und gelebt. So gibt es in der Region um Spa, was einige vielleicht nur mit Motorsport oder Wellness verbinden, mehrere ausgeschilderte Trailgebiete. Hier haben sich die Tourismusverbände mit Trailrunnern und Sponsoren zusammengetan und einige richtig gute Strecken ausgeschildert und das Angebot wächst weiter. 

Das Konzept von Extratrail ist klasse. In jedem Gebiet gibt es Strecken von ca. 5 - 40 km und die einzelnen Gebiete kann man miteinander verbinden. Alle notwendigen Infos gibt es auf der Webseite, die Wege sind durchgängig so gut beschildert, dass man nichts weiter an Karten oder GPS benötigt und es gibt sogar die Möglichkeit, sich für nach dem Lauf ein Menü aus Dusche, Essen und Getränken bei Hotels zu buchen.

<p>Trailrunning rund um Stavelot.</p>

Trailrunning rund um Stavelot.

© Holger Lapp

So ging es bei frühlingshaften Temperaturen mit einigen Gleichgesinnten auf die lange Runde rund um Stavelot. Der kleine Ort ist einer der ältesten Orte Belgiens und bekannt für sein Kloster. Dass Trailrunning hier normal ist, merkt man daran, dass man als kleine bunte Truppe Sonntagmorgens auf dem Marktplatz nicht weiter auffällt.

Wir hatten uns für diesen Tag die 40-km-Strecke ausgesucht. Diese kann man aber auch an mehrere Stellen abkürzen. Nach einem etwas abenteuerlichen Start durch einen Kanal folgte eine sehr abwechslungsreiche Streckenführung mit allem, was das Trailrunnerherz begehrt. So gab es neben steilen Anstiegen und verspielten Trails auch immer wieder breitere Waldwege, wo man Zeit hatte, etwas zu quatschen und es einfach laufen zu lassen. 

Aber besonders die unterschiedlichen Eindrücke, wie dichter Wald, offene Grasflächen, verspielte Bachläufe, Vennlandschaft (Hochmoor) und das eine oder andere verschlafene Örtchen mit den schmucken Bruchsteinhäusern, für die die Region bekannt ist, ließen die über fünf Stunden "im nu" vergehen. Ich möchte an dieser Stelle nichts zu den einzelnen Highlights erzählen, denn ihr sollt das ja selber mal erlaufen oder erwandern.

<p>Nach dem Trailrun ist vor dem belgischen Bier.</p>

Nach dem Trailrun ist vor dem belgischen Bier.

© Holger Lapp

Am Ende gings dann zur groben Wäsche in den Bach, bevor wir die Tour mit original belgischen Fritten und Bier begossen. Beides sollte man mal probieren, zumal die belgische Bierkunst zum Unesco Weltkulturerbe erklärt wurde. Aber Vorsicht, es gibt einige Starkbiere und die Fritten werden in einer Mischung aus pflanzlichem und tierischem Fett gebrutzelt.

Und nochmal Belgien mit Nachschlag...

Ein weitere Punkt, der mal für einen Blick über die Grenze lohnt, sind die zahlreichen Trailveranstaltungen in den BeNeLux-Staaten. Oft für kleines Startgeld bekommt man hier kurze und lange Strecken mit etwas Verpflegung. Auch längere Anfahrten lohnen dafür. Nur sollte man sich die Strecke vorher genauer ansehen, denn meistens geht es ein- oder mehrmals durch den Bach (was nicht bei jeder Witterung angenehm ist) und zudem ist die Markierung nicht immer gut.

Für mich ging es also bereits 14 Tage später wieder in diese Region zum Trail de la Reid. Nur 12 € Startgebühr und dafür sollten es 57 km mit 1800 hm drei VPs auf der Strecke und eine im Ziel geben und da ich langsam meine Umfänge steigern will, um für mein Event im Sommer fit zu sein, schien mir das doch sehr verlockend. So stand ich also am Morgen mit nur rund 150 Startern für die lange Distanz, es gab auch kürzere Strecken, am Start. Darunter waren ganze fünf Deutsche, also eine ganz überschaubare Sache. Mathias, der sich nicht fit fühlte, und ich, der einen ruhigen Lauf machen wollte, beschlossen, das Ding langsam anzugehen, was bei der zu erwartenden Hitze auch vernünftig erschien.

<p>150 Teilnehmer starteten beim Trail de la Reis für die lange Distanz - darunter unser Blogger Holger Lapp.</p>

150 Teilnehmer starteten beim Trail de la Reis für die lange Distanz - darunter unser Blogger Holger Lapp.

© Holger Lapp

Die Strecke bot wieder alles, was man braucht und vor allem die schönen Trailpassagen entlang des Baches waren der Hammer. Bereits nach 10 km kam die erste Verpflegungsstation. Zwar nur mit Wasser, aber das schien uns ausreichend. Die Markierung war ganz gut, nur wich sie an vielen Stellen von dem bereitgestellten GPS Track ab, den ich zur Sicherheit auf der Uhr hatte. Trotzdem kam es zum Ende hin, wie es kommen musste, wir verpassten einen der Kreidepunkte, die anderen folgten uns und nach einem Downhill kamen wir an einer Straße an, wo keine Markierung mehr war. Also wieder Retour und ca. 2 km Umweg verbuchen.

Leider war der letzte Verpflegungspunkt viel später als geplant und bei den heißen Temperaturen auch wirklich viel zu spät. Einige Läufer liefen “auf dem trockenen”. Aber wenn du denkst, es geht nicht mehr...und so kamen wir an einem Haus vorbei, wo die Anwohner die Not der Läufer erkannten und spontan eine Wasserstation errichteten.

<p>Herrliches Wetter beim Trail de la Reid.</p>

Herrliches Wetter beim Trail de la Reid.

© Holger Lapp

Im Ziel gab es dann, neben einem Plus von sechs Kilometern (OK - zwei gehen auf unsere Kappe) Obst, Wasser, Nudeln und für jeden ein Gartenpflänzchen als Medaille, eine nette Geste, wie ich finde. Und da der Start/Zielbereich ein Internat war, gab es sogar die Möglichkeit einer Dusche und für kleines Geld wurden Getränke und natürlich Bier angeboten. Das alles für so ein kleines Startgeld ist sicherlich nur möglich, wenn viel Ehrenamt im Spiel ist. Zudem erfolgt die Sperrung z. B. von Hauptstraßen auch nicht durch die Polizei, sondern durch die Helfer selber, was ja bestimmt auch Kosten spart.

Holger Lapp ist bekennender Metal-Fan und seit dem Transalpine-Run 2011 dem Trailrunning verfallen. Seit 2013 betreibt der Autor des "Trailrunning Guide Nordeifel“ und seine drei laufbegeisterten Mitstreiter - Björn, Lena und Sebastian - mit trampelpfadlauf.de eines der führenden Online-Portale in Sachen Trailrunning und Outdoor-Sport im deutschsprachigen Raum.

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Text von Holger Lapp

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