Ergebnis unserer Umfrage

alpin.de-User finden: Moral von Bergsteigern gesunken

Vor einiger Zeit hatten wir über vermehrt auftretende Diebstähle auf SAC-Hütten berichtet. Der Artikel hat viele Kommentare nach sich gezogen, die den Anschein vermitteln, dass es sich insgesamt über ein wachsendes Problem handelt. Wir wollten wissen, welche Meinung Sie zu diesem Thema haben und ob Sie gar selbst schon einmal Opfer eines Diebstahls auf Hütten geworden sind. Hier das Ergebnis unserer Umfrage.

<!--[if IE]><![endif]--><!--[if IE 7]><![endif]-->Die Loserhütte, eine Alpenvereinshütte im Toten Gebirge.
© picture alliance/APA/picturedesk.com

Hier die Meldung, die wir vor einiger Zeit veröffentlich hatten:

Hüttenbesitzer in der Schweiz beklagen eine seit Jahren sinkenden Moral unter den Alpinisten. Vor allem in abgelegenen Gebieten kann der Winterraum einer unbewirteten Hütte (überlebens)wichtig sein – und gerade hier schlagen die Diebe und Vandalen zu. Einige von ihnen scheinen dabei eine besonders dreiste Masche zu verwenden.

Die Schweizer Sonntagszeitung hat sich mit mehreren Hüttenwarten und dem SAC unterhalten. Das Ergebnis ist ernüchternd:

Seit Jahren nimmt die Zahl der Einbrüche und Kassenplünderungen zu, auch Zechpreller und Vandalen scheinen immer häufiger unterwegs zu sein.

Vorfälle in einigen "Beispiel-Hütten"

  • Mischabeljochbiwak - Drei Einbrüche in den letzten vier Jahren

  • Basodino-Hütte - Vandalismus im Dezember 2015

  • Alzasca-Hütte - Seit fünf/sechs Jahren jährlich eine Plünderung

  • Monterosa-Hütte - Mehrere Diebstähle

  • Konkordiahütte - Zahlreiche Zechpreller

Innnerhalb der letzten Jahre wurde drei Mal in das Mischabeljochbiwak eingebrochen, ein stets offenes Notfallquartier für Alpinisten. Hier gibt es eine Kasse des Vertrauens, die von einem Dieb im Sommer 2015 aus der Verankerung gehebelt und geleert wurde. Besonders ärgerlich und kostspielig: Für die Reparatur der Schäden braucht es laut Dario Andematten, Hüttenwart der nahe gelegenen Britannia-Hütte und verantwortlich für das Biwak, meist einen Hubschrauber.

"Das gab es früher nicht."

Er zeigt sich gegenüber überzeugt, dass solche Einbrüche zunehmen. "Das gab es früher nicht.", sagte er. Die Moral der Bergsteiger scheint massiv gesunken zu sein. Das haben auch die weitergehenden Recherchen der Sonntagszeitung ergeben.

Der Hüttenwart der bekannten Monterosa-Hütte bei Zermatt, Peter Rubin, stellte in der letzten Zeit mehrere Diebstähle von Pickeln fest, meist gute Modelle von Bergführer. "So etwas habe ich noch nie erlebt. Eine gewisse Kultur des Anstands in den Bergen ist verloren gegangen."

Dafür spricht auch, dass die Zahlungsmoral der Bergsteiger wohl deutlich nachlässt. So ist die Kasse des Vertrauens der Monterosa-Hütte oft wesentlich leerer, als sie eigentlich sein müsste. Gleiches gilt für die Konkordiahütte im Jungfrau-Gebiet. "Längst nicht alle Gäste zahlen für den Winterraum", sagte Hüttenwartin Sarah Benz. "Das merken wir am Holzverbrauch."

Und ihr fällt auf: Zahlreichen Anrufer erkundigen sich am Ende der Saison, wann die Hütte schließen würde. "Ich vermute, dass diese Leute wissen wollen, wann sie gratis übernachten können." sagte Benz der Sonntagszeitung.

Der SAC weiß um die Probleme der unbewachten Hütten. Man könne jedoch nicht viel machen, so der SAC-Sprecher Bruno Lüthi. "Wir müssen uns damit arrangieren." Am Ende hilft vielleicht nur, an die Ehrlichkeit der Gäste zu appellieren.

Der Artikel hat eine große Zahl an Kommentaren nach sich gezogen. Darin berichten unsere User u.a. von persönlich gemachten negativen Erfahrungen. Einige Auszüge daraus: 

Hawkeye: "Auf der Cosmique-Hütte am Montblanc wurde mir mein neues Eisbeil geklaut."

jimmy: Wir waren vor einigen Jahren auf dem Dent du Geant (...). Nach dem gemeinsamen Abseilen mit einer Münchner Seilschaft stellten die Kollegen dann am Depot für die Steigeisen und Pickel fest, daß ihre Ausrüstung einfach von den "lieben Bergkameraden" geklaut wurde, was nicht ungefährlich ist, da ja noch über den Gletscher abgestiegen werden muß.

S.E.: "Das sind keine Einzelfälle, schon lange nicht mehr! Bei uns wird der winterraum auch regelmäßig aufgebrochen und Scheiben eingeschlagen!"

Kurt Radner: "Uns habens vorletztes Jahr auf der Cosmiquehütte auch die Steigeisen gestohlen. Und das war sicher keine Verwechslung!"

Alle Kommentare finden sie unterhalb dieses Artikels. 

Wir wollten auch Ihre Meinung zu diesem Thema wissen und haben eine Umfrage gestartet. Hier die Ergebnisse.

Sind auch Sie schon einmal Opfer eines Diebstahls auf einer Hütte geworden?

<p>Mehr als ein Fünftel wurde schon einmal in einem alpinen Schutzhaus bestohlen.</p>

Mehr als ein Fünftel wurde schon einmal in einem alpinen Schutzhaus bestohlen.

Hat Ihrer Ansicht nach die Moral unter Bergsteiger insgesamt abgenommen?

<p>Zwei Drittel unserer Teilnehmer sind der Ansicht, dass die Moral unter Bergsteigern abgenommen hat.</p>

Zwei Drittel unserer Teilnehmer sind der Ansicht, dass die Moral unter Bergsteigern abgenommen hat.

37 Kommentare

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JaMar

Gestohlen wurde mir - zum Glück - bisher noch nichts. Jedoch habe ich schon einige Hütten (Winterräume/Biwakschachteln) angetroffen die übel versaut und/oder demoliert waren. Wie zum Teufel ist es möglich, Faustgrosse löcher in einen soliden Kocktopf aus Aluminium zu hauen. Da muss doch jemand nicht ganz dicht sein!

Aber auch um die allgemeine Moral der Berggänger ist es nicht mehr gut bestellt. Aber unter uns: das verwundert mich gar nicht. Sind die Hütten doch heute halbe Hotels, so ziehen sie halt auch allerhand unterschiedliche Leute an. Das sind dann auch oft Menschen die nicht den Bezug zur Natur und den Bergen mitbringen sondern diese wunderbare Landschaft als grosser Freizeit und Unterhaltungspark wahrnehmen. Wie ist sonst der zunehmende Müll entlang eines Hüttenweges zu erklären? Oder der Wasserkonsum in einer Hütte? Die haben oft keine Ahnung was es bedeutet in diesen Lagen Wasser zu gewinnen. Oder das mit dem Abwasser umzugehen.

Ein letztes Beispiel zur Moral in den Bergen: für mich war immer klar, dass man sich in den Bergen gegenseitig hilft und im Notfall auch auf das eigene Gipfelglück verzichtet. Mir selber ist es bereits drei mal und bekannten ebenfalls schon mehrfach begegnet, dass Hilfe abgelehnt wurde. Von kleinen Gefälligkeiten bis hin aber zu ernsten Situationen. So wurde mir von einer vorsteigenden Seilschaft verwehrt, mir mein Seil - bei drohender Dunkelheit - mitzuziehen und oben im Stand einzuhängen damit wir schneller beim Ausstieg sein konnten verwehrt: Begründung: wir müssen jetzt selbst schauen dass wir aus der Wand kommen!

Alfred 1.

Mir und meinen Freunden ist noch nichts gestohlen worden.
Ich leg auch mein GPS unbeaufsichtigt zum Laden in die Hütte.
Keine Ahnung in welchen Kreisen die meisten Bestohlenen verkehren

Gotlind Blechschmidt

Bei einer Übernachtung im Winterraum des Karwendelhauses kurz vor Öffnung der Hütte dieses Jahr stellte ich fest, dass ein mit uns Übernachtender mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht bezahlt hat. Er trug sich auch nicht ins Hüttenbuch ein. Leider habe ich selbst frühmorgens im Dunkeln aus Versehen einen falschen Trekkingstock mitgenommen und dies erst viel später bemerkt. Da ich aber zur Hütte zurückkam, hat der Betroffene mir seine Adresse hinterlassen und er erhielt dann nach einigen Tagen seinen Stock zurück (und ich meinen, den er dafür mitgenommen hatte).

Günter Lichtenauer

Die Diebstähle auf Hütten sind nur ein Abbild unserer gesamten Gesellschaft, in der es immer mehr Rücksichtslosigkeit und Egoismus gibt. (siehe auch Straßenverkehr)

M Romberg

Es ist schade, dass es sowas gibt. Neben dem materiellen Schaden, wird einem möglicherweise ein Bergtag versaut. Ob das ein reines SAC Problem ist, glaube ich nicht.

Fritz

Habe in der Neuen Fürtherhütte meinen MP3 Player im Trockenraum vergessen. War am nächsten Tag noch dort; die Hütte war sehr gut besucht

H.U.Stier

Im vergangenen Jahr wurden mir die Bergstiefel auf der Mindelheimer Hütte gestohlen. Ich gehe nicht davon aus, das es Bergsteiger waren, sondern irgendwelche Vagabunden. Der Hüttenwirt bestätigte mir auch, das die Anzahl der Diebstähle zugenommen haben.

Ingrid

Mir oder meinen Begleitern wurde in den letzten Jahren auf Hütten eine Regenhülle, Stöcke und die Bergschuhe gestohlen. Nachdem sich immer mehr Menschen in den Bergen tummeln ist es eigentlich nur logisch, dass da auch ein paar Skrupellose dabei sind und das Gefühl von Kameradschaft und gegenseitiger Verantwortung teilweise schwindet. Traurig ist es trotzdem, oft sogar gefährlich. Und ganz sicher nicht auf die Schweiz beschränkt.

User über unser Umfrage-Tool

Mir ist die Sonnenbrille auf der Finsteraahornhütte gestohlen worden. Ich brauche nicht zu erwähnen wie schwierig es für mich war ohne Brille zurecht zu kommen.

User über unser Umfrage-Tool

Dreist fand ich einmal, dass man mir meine Verpflegung gestohlen und weggegessen hat (die Abfälle und leeren Verpackungen waren noch da. Und einmal wurden mir am Materialdepot unter den Felsen des Gran Paradiso die beiden (neuen) Stöcke geklaut (der Pickel lag noch dort, es war ein alter Pickel).

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