Der Olperer: Die Lage@(zwischenHeadlineTag)>
Hätte man nicht die Hälfte der Gletscher unter dem Olperer zum höheren Frommen des Massentourismus verdrahtet, man müsste ihm schlichtweg das Prädikat Traumberg verleihen. Als höchster Gipfel der dem Zillertaler Hauptkamm nördlich vorgelagerten Tuxer Berge strotzt der Olperer nur so vor Präsenz.
Und die Gipfelaussicht kann man dank der Alleinlage ohnehin nur als atemberaubend bezeichnen: Jenseits des Zemmgrunds reiht sich im Zillertaler Hauptkamm Gipfel an Gipfel und über den Brenner hinweg reicht die weite Schau in die Stubaier und Ötztaler Berge. Mit geometrischer Akkuratesse entsendet der Olperer drei Grate. Der Südwestgrat stellt die Verbindung zum Fußstein her, ein alpiner Expertentipp für Fortgeschrittene. Viel lockender sind da die beiden Normalanstiege am Nord- und Südostgrat.
Der Olperer: Historisches@(zwischenHeadlineTag)>
Über den Südostgrat sind auch die Erstbesteiger hinaufgeklettert. Nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen nahmen sich am 10. September 1867 Paul Grohmann und seine Begleiter Jakob Huber und Georg Samer, der "Steinklauber-Josele" aus Breitlahner, der Sache an. In gerade einmal drei Stunden sausten sie von den Zamser Hütten hinauf zum Schneegupf. Dort hatten ihre Vorgänger angesichts der abschreckenden Felsen aufgegeben. Nicht so Grohmann und Gefährten: Die erledigten den ausgesetzten obersten Riepengrat im Handumdrehen und standen nach einer halben Stunde am Gipfel.
Der Josele war eine der zentralen Gestalten der Zillertaler Erschließung: Schon als Bub hatte er sein Herz an die Mineralien verloren und so sammelte er 65 Jahre lang leidenschaftlich Kristalle. Obwohl er die Zillertaler Gründe wie seine Westentasche kannte, hatte ihn der Bergführerberuf nie interessiert. Trotzdem stand er bei den Touristen als Begleiter hoch im Kurs, und so kam es, dass der Josele oft mit von der Partie war, wenn es um Erstbesteigungen ging.
Nicht so bei den Brüdern Emil und Otto Zsigmondy, die kamen als junge Wilde mit dem neuen Geist des führerlosen Bergsteigens in die Zillertaler Berge. Den bis dahin unbetretenen Olperer-Nordgrat erschlossen die beiden am 1. August 1879 zusammen mit Dr. August Böhm kurzerhand im Abstieg. Seither hat sich der feine Fels des Grates zu einer der beliebtesten Felstouren der Gruppe gemausert.
Toureninfo: Die Besteigung des Olperer@(zwischenHeadlineTag)>
Das letzte Licht: Nach dem Shakehands am Gipfel wird über den Nordgrat abgestiegen. Dabei spitzt an der Wildlahnerscharte der Fußstein über den schillernden Eisbuckel des Olperers. Wer so antizyklisch unterwegs sein kann, wird den Olperer mit ziemlicher Sicherheit auch für sich allein erleben können.
Schwierigkeit: Hochalpiner, nordseitig exponierter Felsgrat, dessen Schwierigkeiten und Gefahren sehr von den Verhältnissen abhängig sind: Bei trockenem Fels herrliche Genusskletterei an festen Blöcken und auf griffarmen Reibungsplatten, gerade auf diesen Platten wird es bei Nässe, Schnee oder Vereisung aber ganz schnell ernst. Die Felsschwierigkeiten liegen homogen bei II, an der leicht überhängenden Schlüsselstelle bei III–/A0. Der Grat ist in den schwierigen Passagen gut mit gebohrten Steigbügeln versichert, die auch als Zwischensicherungen verwendet werden können. Wer die Kletterei genießen will, sollte sich auch im IIIer-Gelände zügig und sicher fortbewegen können. Im Zustieg 35 bis 40 Grad steiles Eis.
Höhenmeter: 1260 Hm, insgesamt 4,5–6 Std. Aufstieg, 3–5 Std. Abstieg. Die Begehungszeit hängt stark davon ab, wie viel am Grat gesichert werden muss.
Ausrüstung: Komplette Hochtourenausrüstung mit 50-Meter-Einfachseil, zudem Helm, 4–5 Express-Schlingen, ein Grundsortiment Klemmkeile und lange Bandschlingen zur Sicherung am Grat.
Talort: St. Jodok am Brenner, 1149 m.
Ausgangspunkt: Gasthaus Touristenrast, 1345 m, im Valser Tal.
Hütte: Geraer Hütte, 2324 m, DAV Landshut, bewirtschaftet Mitte Juni bis Ende September, sonst offener Winterraum, 3 Std. vom Gasthaus Touristenrast, geraerhuette.at
Route: Von der Hütte am Weg zum Steinernen Lamm nach Norden, dann rechts haltend Richtung Wildlahnerscharte, bis man von der Randmoräne auf den Olpererferner gelangt. Rechts neben dem Wildlahnergrat nach Osten empor bis unter den Eisbuckel des Olperers und in die Wildlahnerscharte, 3–3,5 Std. Im Bogen nach rechts ausholend – wegen der Spalten nicht direkt am Grat entlang –, bis man etwa 80 m oberhalb der Scharte von rechts her den Einstieg erreicht. Man klettert meist am Grat, selten rechts davon, erst über Blöcke, dann über glatte Platten zum Gipfel. Die Schlüsselstelle, ein 5 m hoher, leicht überhängender Pfeiler, ist mit Steigbügeln entschärft und zerrt mehr am Bizeps als an den Nerven.
Abstieg: Auch über den Nordgrat, 3–5 Std.
Weitere Routen: Südostgrat (Riepen- oder Schneegupfgrat): etwas leichter (meist I, Stellen II, Schlüsselstelle II/A0), ausgesprochen schöner Fels, aber leider recht kurz, von der Olpererhütte 4 Std., vom Schlegeisspeicher 6 Std.
Tipp: Ein großes Erlebnis ist auch die Überschreitung mit Abstieg über den Südostgrat zum Riepenkees und Rückkehr über die Riepenscharte zur Wildlahnerscharte. Das nimmt aber zusätzlich 1–2 Std. Mehraufwand in Anspruch.
Mit freundlicher Genehmigung aus:
Austria Alpin - Große Gipfel Österreichs@(zwischenHeadlineTag)>
Autor: Robert Demmel mit Fotografien von Herbert Raffalt und Bernd Ritschel
Preis: 29.95 EUR
Details: 240 Seiten mit 300 farb. Abbildungen und 52 Kartenskizzen
Verlag: Tyrolia (direkt zur portofreien Bestellung in DE und AT beim Verlag)
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