Die Wildspitze: Lage@(zwischenHeadlineTag)>
Sie ist weder besonders wild, noch spitzt sie besonders keck in den Tiroler Himmel. Vielmehr überragt ihr 3770 und 3768 Meter hoher Doppelgipfel das an Dreitausendern wirklich nicht arme Ötztaler Gletschermeer herrschaftlich um mehr als eine Haupteslänge – höher kann man in Nordtirol nicht steigen.
Die Wildspitze liegt im Herzen des Weißkamms, der vom Gaislachkogel oberhalb Sölden ausgehend nach Südwesten bis zur Weißkugel zieht. Mit Ausnahme der Südseite glitzert ihr Gipfelaufbau zumindest nach Norden hin in noch weitgehend makellosem Weiß.
Die Wildspitze: Erstbesteigung am 26. August 1857@(zwischenHeadlineTag)>
So war das auch im Jahr 1847, als sich die forschungsreisenden Bergsteigerbrüder Schlagintweit um die Erstbesteigung bemühten. Nach dem Aufstieg über den Rofenkarferner steckten die wackeren Pioniere auf einem 3561 Meter hohen Vorgipfel im Sturm fest. Von diesem Punkt aus nahmen sie südwestlich noch zwei höhere Gipfel wahr, die sie um 50 bis 100 Fuß (!) höher einschätzten.
Erst zehn Jahre später, am 26. August 1857, gelang dem Wiener Joseph Anton Specht unter Begleitung der drei Venter Führer Nicodemus, Franz und Leander Klotz die erste touristische Besteigung der Wildspitze. Er berichtet darüber im Venter Fremdenbuch:
"Von den Rofener Höfen brauchten wir 8 1/2 Stunden Zeit, um den höchsten Gipfel der Wildspitze zu erreichen, doch möchte er in günstigeren Jahren in 6 bis 7 Stunden zu erklimmen sein. Bei dem blosgelegten Eise hielt uns das Stufeneinhauen lange auf, auch musste diesmal ein Eisüberhang von 6 Fuss Höhe durchbrochen werden."
Schnell wurde die Wildspitze zum begehrten Ziel der Bergsteiger und daran hat sich bis heute nichts geändert. Sommers wie winters sind die wenig schwierigen Gletscheranstiege, die aus vier Himmelsrichtungen dem Gipfelkreuz entgegenziehen, reichlich frequentiert.
Wildspitze: Die Touren über den Jubiläumsgrat@(zwischenHeadlineTag)>
Die Königstour an der Wildspitze ist zweifellos der Nordost- oder Jubiläumsgrat. Eine nahezu durchgehend feine Eisschneide, die – verglichen mit den Anstiegen über das Mitterkarjoch und den Taschachferner – immer noch relativ wenig Beachtung findet.
Das mag wohl an den Anforderungen liegen: Der wechtenverzierte Grat schwingt sich immerhin zu respektablen 45 Grad auf, erzwungene Ausweichmanöver in die Nordwand nicht ausgeschlossen – ein schönes Abenteuer! Und eine grandiose Überschreitung in Verbindung mit dem Abstieg über das Mitterkarjoch.
Dort ist noch einmal Vorsicht geboten, denn die steile Abstiegsrinne aus dem Joch hinunter auf den Mitterkarferner ist weitgehend ausgeapert und dem Steinschlag ausgesetzt. Abseilen ist da manchmal effizienter als eine heikle Zitterpartie im bröseligen Geschröf, wenngleich Seilversicherungen den Abstieg mittlerweile erleichtern. Danach geht es über die schuttbedeckten Reste des Mitterkarferners hinab zur Breslauer Hütte, wo sich der Kreis schließt.
Wildspitze: Über den Jubiläumsgrat auf das Dach Tirols@(zwischenHeadlineTag)>
Schwierigkeit: Mittelschwere Hochtour mit Stellen bis 45 Grad in Firn/Eis am Ostgrat, teilweise weit ausladende Wechten. Auch am Übergang vom Nord- zum Südgipfel manchmal große Wechten nach Osten. Der Abstieg vom Mitterkarjoch auf den Mitterkarferner ist heikel, aber versichert, Stellen I und II.
Höhenmeter: 940 Hm (von der Breslauer Hütte), 4 - 5 Std. Aufstieg, 2 1/2 Std. Abstieg.
Ausrüstung: Hochtourenausrüstung mit Seil, Pickel und Steigeisen. Zusätzlich Eisschrauben und lange Bandschlingen zur Sicherung am Grat.
Talort: Vent, 1896 m
Ausgangspunkt: Parkmöglichkeiten am Ortseingang von Vent oder an der Talstation des Wildspitze-Sesselliftes. Bergstation des Sesselliftes auf Stablein, 2364 m.
Hütte: Breslauer Hütte, 2840 m, DAV Breslau, bewirtschaftet Mitte Juni bis Ende September, sonst offener Winterraum mit Solarlicht, Holzofen (und Holz), Kochgeschirr, 1 1/2 Std. ab Stablein, 3 Std. ab Vent, breslauerhuette.at
Route: Mittlerweile ist der Anstieg über den Rofenkarferner und den Jubiläumsgrat ein wenig aus dem Dornröschenschlaf erwacht und so wird der Pfad von der Breslauer Hütte nach Nordosten durch die Hänge des Urkundkolms hinüber zum Rofenkarferner wieder häufiger begangen und ist somit auch in der Morgendämmerung gut zu finden. Über den Gletscher erst in leichtem Linksbogen, dann geradewegs empor zum Firnbuckel P. 3552. Von dort zunächst flach nach Westen, dann immer steiler zu P. 3677. Über den nunmehr scharfen und steilen Firn- und Eisgrat zum Nordgipfel und am Verbindungsgrat nach Südwesten zum Südgipfel.
Abstieg: Über den Südwestgrat hinab auf einen Sattel und im Bogen durch eine Firnwanne auf den obersten Taschachferner. Flach nach links ins Mitterkarjoch und Abstieg durch eine ausgeaperte Rinne auf den Mitterkarferner. Über die Gletscherreste und durch das Mitterkar zur Hütte.
Tipp: Abstieg vom Nordgipfel über die westliche Begrenzung der Nordwand mit anschließender Querung (Spalten) unter der Nordwand zu P. 3552 (Verhältnisse beim Hüttenwirt erfragen) und am Anstiegsweg über den Rofenkarferner zurück zur Breslauer Hütte.
Die Wildspitze: Weitere Routen@(zwischenHeadlineTag)>
von der Vernagthütte über das Brochkogeljoch, 4 1/2 Std
vom Taschachhaus über den Taschachferner, 5 Std
von der Braunschweiger Hütte, 5 Std.
Nordwand von der Breslauer Hütte, 6 - 7 Std., Eis bis 50 Grad
Mit freundlicher Genehmigung aus:
Austria Alpin - Große Gipfel Österreichs@(zwischenHeadlineTag)>
Autor: Robert Demmel mit Fotografien von Herbert Raffalt und Bernd Ritschel
Preis: 29.95 EUR
Details: 240 Seiten mit 300 farb. Abbildungen und 52 Kartenskizzen
Verlag: Tyrolia (direkt zur portofreien Bestellung in DE und AT beim Verlag)
2 Kommentare
Kommentar schreiben@maxfragg: Ist das Konsens? Könntest Du uns hierfür eine Quelle nennen?
Warum beschreibt ihr noch die Route mit Abstieg übers Mitterkarjoch? Auf Grund der Steinschlaggefahr ist doch der klare Konsens, diese Route heute nur noch als Aufstieg zu gehen, gerade bei gutem Wetter und lieber die Rofenkarferner-Route als Abstieg zu wählen.