Als „eine der häufigsten Sportverletzungen überhaupt“ bezeichnet der Münchner Orthopäde Dr. Christof Keinath den Außenbandriss am Sprunggelenk: „Gefährdet sind vor allem Sportler, die Kontaktsportarten wie Fußball oder Handball betreiben. Doch auch beim Klettern, Wandern oder Bergsteigen kommt es vor.“
Wie auch im Alltag. Denn wer ist nicht schon mal ausgerutscht oder hat eine Stufe, eine Bordsteinkante übersehen. Um einen Außenbandriss zu erleiden, braucht es nicht viel: Einmal umgeknickt und schon ist es passiert.
„Normalerweise stabilisieren die Unterschenkelmuskeln das Sprunggelenk ausreichend“, erklärt Keinath. „Doch in Ausnahmesituationen, beispielsweise beim Tritt in ein Loch, erfolgt die Belastung so rasch, dass sie nicht rechtzeitig aktiviert werden.“ Die drei seitlichen Bindegewebsbänder sind zwar robust, doch der Last des gesamten Körpergewichts halten sie nicht immer stand. Die Folge: Eines oder mehrere Bänder reißen. Geschieht dies, spürt der Betreffende das sofort: Das Gelenk schmerzt – vor allem bei Bewegung.
Schiene genügt, um Muskulatur nicht zu sehr abzubauen
Nicht selten wird schon ein bloßes Berühren als schmerzhaft empfunden. Da beim Umknicken immer auch kleine Blutgefäße reißen, entwickelt sich im Verlauf ein Bluterguss. Keinath: „Bei der anschließenden Untersuchung testet der Arzt, wie instabil das Gelenk ist.“ Neben dem klinischen Bändertest ist auch eine Ultraschalluntersuchung sinnvoll.
Bei Verdacht auf eine knöcherne Verletzung sollte eine Röntgenuntersuchung durchgeführt werden. Manchmal muss zur Diagnose auch eine Magnetresonanztomografie gemacht werden. Während früher Außenbandrisse häufiger operiert wurden, erfolgt heute die Behandlung fast ausschließlich mit Schiene. „Selbst bei schweren Verletzungen lässt sich damit ein sehr gutes Ergebnis erzielen“, erläutert Keinath.
Die Schiene umfasst und stabilisiert den Knöchel, lässt aber eine Belastung zu und kann im Schuh getragen werden. Da die Beweglichkeit erhalten bleibt, geht – im Vergleich zur kompletten Ruhigstellung im Gips – weniger Muskulatur verloren. zudem ist die Gefahr eines Blutgerinnsels, einer Thrombose, deutlich geringer.
Verletzte Bänder benötigen vier bis acht Wochen, um zu verheilen – wenn man eine Schiene trägt. Gerissene Bänder benötigen vier bis acht Wochen, um zusammenzuwachsen. „Die Schiene allerdings muss nicht so lange getragen werden. zwei bis sechs Wochen reichen meist“, schränkt Keinath ein.
Der Orthopäde warnt jedoch: „Die volle sportliche Belastbarkeit ist aber erst nach rund drei Monaten wiederhergestellt. Entscheidend für einen guten und schnellen Heilungsverlauf ist die begleitende Physiotherapie.“ Sie sollte konsequent durchgeführt werden, damit die Unterschenkelmuskeln ihre Schutzfunktion wieder erlangen.
Ursachen: Beim Umknicken reagieren die Unterschenkelmuskeln oftmals nicht schnell genug, um das Gelenk zu stabilisieren. Das Gewicht lastet plötzlich auf den drei äußeren Bändern. Sind sie überfordert, können sie reißen. Bei einem Drittel der Verletzungen sind mehrere Bänder betroffen.
Symptome/Beschwerden: Das Gelenk schmerzt – bei jeder Bewegung oder Belastung. Der Knöchel schwillt an und ist druckempfindlich. Mit etwas Verzögerung bildet sich ein Bluterguss.
Therapie: Unmittelbar nach der Verletzung sollte das Gelenk gekühlt und hoch gelagert werden – das mindert das Ausmaß des Blutergusses. Die Behandlung erfolgt meist mit Schiene. Eine Operation ist dann nötig, wenn auch Gelenkknorpel oder Knochen verletzt sind. Die Schiene muss zwei bis sechs Wochen getragen werden. Krankengymnastische Übungen sollten frühzeitig einsetzen, damit das Gelenk beweglich bleibt.
Prävention: Nach Schonung und Ruhigstellung verlieren die Unterschenkelmuskeln oftmals ihre Fähigkeit, schnell zu reagieren und in kritischen Situationen das Gelenk schnell zu stabilisieren. Diese Reflexe gilt es wieder zu aktivieren – beispielsweise mit Stabilisierungstraining auf Wackelbrett oder Trampolin. Knöchelhohe Schuhe, die das Sprunggelenk umschließen und schützen, eignen sich zur Vorbeugung.
Text: Dr. Ralph Müller-Gesser
Beratung: Dr. Christof Keinath
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