Gegen 18.00 Uhr war es endlich soweit: Robert Jasper und Roger Schaeli stehen auf dem Tschechenpfeiler der Nordwand des Eiger und beglückwünschen sich zur Vollendung der ersten freien Begehung der Ghili - Piola Direttissima. 14 Stunden harte und exponierte Kletterei liegen hinter den beiden. Dabei hatten sie es mit Kletterschwierigkeiten im IX. Grad, brüchigen Fels und einer Wandhöhe von 1400 Metern zu tun. Alles andere als ein Sommerausflug also.
Die Ghilini - Piola-Direttissima wurde 1983 in fünf Tagen in technischer Kletterei erstbegangen und zählt bis heute zu den ganz großen Direttissimas der Eiger-Nordwand, da sie durch den steilsten Teil der Eiger-Nordwand - über einen Pfeiler westlich der Roten Fluh - führt. Bereits im Sommer 2006 hatte sich das Duo Schaeli - Jasper an eine Durchsteigung dieser Route gewagt und konnte sogar etliche Seillängen frei klettern - aber eben nicht alle. Mit der "Ghilini - Piola" hatte man folglich noch eine Rechnung offen.
Durch die Befreiung der Route dürfte sich der Ruf von Schaeli und Jasper als die Direttissima-Spezialisten am Eiger weiter verfestigt haben. 2009 gelang der Seilschaft die erste freie Begehung der Japaner-Direttissima; im Jahr darauf konnten sie die Harlin-Direttissima frei meistern. Doch aller Guten Dinge sind drei.