Bei 93 von den 95 beobachteten Gletschern wurde ein Rückgang registriert, kein einziger Gletscher konnte im Beobachtungszeitraum 2011/2012 einen Vorstoß verzeichnen. In ihrer Länge unverändert blieben nur das Rote-Knopf-Kees in der Schobergruppe und der Eiskargletscher in den Karnischen Alpen. 13 Gletscher schmolzen um mehr als 30 Meter zurück, acht davon mussten sogar über 40 Meter Länge einbüßen.
Rekordhalter unter den schrumpfenden Eisriesen ist die Pasterze, die im vergangenen Jahr um 97,3 Meter zurückging. Sie erreicht damit einen negativen Höhepunkt in der Geschichte der Gletschermessung seit 1879: noch nie ist die Eiszunge am Fuße des Großglockners so stark zurückgeschmolzen. In den Jahren zuvor waren es noch -40,3 beziehungsweise -24,7 Meter.
Überdurchschnittlich hohe Temperaturen setzten den Gletschern zu "Schuld an den Rückgängen sind die überdurchschnittlich hohen Temperaturen im letzten Jahr", erklärt Dr. Andrea Fischer, Leiterin des Alpenverein-Gletschermessdienstes. "Der Niederschlag war im Winter außerdem sehr ungleichmäßig verteilt. So hat der Alpennordrand extreme Schneefälle abbekommen, im Süden lagen die Schneemengen aber stark unter dem Durchschnitt. Manche Gletscher erhielten daher erst im Spätwinter ihre schützende Schneeschicht. Dazu kamen die hohen Temperaturen im November 2011, die in der Wintersaison zu einem Temperaturplus von 1,3 °C gegenüber dem langjährigen Mittel führten. Auch im Sommer war es im Schnitt um 2,2 °C zu warm für unsere Gletscher", so Fischer.
Pasterze schrumpft um fast 100 Meter
Der größte Gletscher Österreichs, die Pasterze, hat im Beobachtungszeitraum ein Rekordminus eingefahren. Um 97,3 Meter kürzer als im Vorjahr ist die berühmte Eiszunge im Nationalpark Hohe Tauern. Die Eisoberfläche der Pasterze ist um 4,6 Meter gesunken, auch ihre Fließgeschwindigkeit hat sich um 1,3 Meter pro Jahr verringert und beträgt nun nur mehr 5,2 Meter pro Jahr.
Gletscher passen sich an das warme Klima an
Laut Andrea Fischer vom Gletschermessdienst des Alpenvereins ist auch in den nächsten Jahren noch mit Rückgängen zu rechnen: "Die Gletscher passen sich derzeit an das warme Klima an, den vorherrschenden Temperaturen können sie so nicht standhalten. Das betrifft vor allem die langen Gletscherzungen, die eine größere Angriffsfläche bieten und sich daher erst auf eine stabile Größe zurückziehen müssen. Erst nach längeren Kälteperioden wird wieder ein Vorstoß möglich sein", so die Glaziologin.
Zunehmende Schuttbedeckung schützt Gletscher
An vielen Gletschern nimmt derzeit die Schuttbedeckung der Oberfläche stark zu. Das Material rutscht durch Felsstürze und von den Seitenmoränen auf die Gletscheroberfläche und bedeckt das Eis. Dadurch ist der Gletscher oft, auch für die Vermesser, schwer einzugrenzen. Der Schutt verlangsamt die Abschmelzung der Gletscher, da die Energie der Sonnenstrahlung nicht mehr bis zum Eis durchkommt. Dazu muss die Schuttschicht aber mehrere Dezimeter dick sein. Quelle: Pressemitteilung OeAV