"Freeclimbing an der Ostküste von Baffin Island ist bis jetzt noch recht unpopulär, weil es dort drei Schwierigkeiten gibt: Erstens ist der Fels dort nicht immer so gut wie an anderen Orten und nur wenige Wände bieten guten Kletterbedingungen, da viele z.B. nicht genug offensichtliche Freikletterstrukturen haben."
"Zweitens ist auch das Base Camp schwierig einzurichten, da die mit Eis überzogene Meeresoberfläche im arktischen Sommer schmilzt. Um aber die perfekte Kombination aus warmen Temperaturen und geringer Niederschlagsmenge zu haben, müssen die Monate Juni und Juli genutzt werden. Drittens und letztens: Wasser in den Wänden. Viele Gipfel und Türme sind mit Eis bedeckt. Die Schmelzwasser-Rinnsale bahnen sich ihren Weg natürlich über die direkten Linien nach unten", so fasst Hansjörg Auer die Schwierigkeiten, die Kletterer auf Baffin Island bewältigen müssen, nach seiner Rückkehr zusammen.
Klicken Sie sich durch unsere Slideshow mit Impressionen der Baffin Island - Expedition von Hansjörg Auer und den Brüdern Pou.
Beinahe einen ganzen Monat mussten Auer und die Gebrüder Pou aufgrund des schlechten Wetters im Basecamp mit Warten verbringen, ehe sie in ihre erste Route am "Belly Tower" einsteigen konnten. "Es war unsere erste Chance und die Route sah gut aus – coole Wand, erstklassige Seillänge", so Eneko Pou zu "The Door", einem 16 Seillängen-Projekt im Grad 8b. Weitere Erstbegehungen sollten in den Tagen darauf noch folgen.
Zusammen mit dem belgischen Kletterer Ben Lepesant und Kameramann Matteo Moccelin hatte sich Auer "Hotel Gina" vorgenommen. Für die 320 Meter lange Route im Schwierigkeitsgrad 6b+ benötigte das Trio knappe sechseinhalb Stunden. In das "Hotel Monica" zogen zur selben Zeit Iker und Eneko Pou ein. Ihre Neutour an der "White Wall", wo auch Auer und Lepesant unterwegs waren, ist in Länge und Schwierigkeitsgrad identisch mit "Gina".
Zum Abschluß ihrer Baffin-Expedition konnten Auer und die Pou-Brüder noch am Mount Cook eine weitere Erstbegehung für sich verbuchen. Dazu Eneko Pou: "Jede Seillänge war traumhaft und wir hatten beste Sicht bei der Entscheidung, welcher Line wir folgen sollten. Wir haben die Route 'Levi is coming' (420m, 6b+) getauft – zu Ehren unseres Guides Levi, der uns wieder sicher aus dem Perfection Valley zurück holte."
Nach über 53 Tagen Abgeschiedenheit auf der kanadischen Arktik-Insel brachte der Inuit Levi die Kletterer wieder in die Zivilisation zurück. "Wir mussten lange die schlechten Wetterbedingungen abwarten und sind alle sehr erschöpft. Die letzten zehn Tage ernährten wir uns sogar nur von Suppe und rationiertem Essen, weil wir nicht genau wussten wann wir das Valley verlassen könnten. Nun haben wir einen der wildesten und unberührtesten Flecken der Erde gesehen und überlebt – eine unglaubliche Erfahrung!", so die Gebrüder Pou.
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