"Dem geht´s gut", so ein Sprecher des Universitätsklinikums Innsbruck gegenüber der Presse am Mittwoch. Ganz ohne Blessuren hatte der rüstige Bayer die sechs Tage und Nächte 20 Meter unter der Oberfläche dann aber doch nicht hinter sich bringen können. Daran gemessen, was alles hätte sein können, wirken sich die leichten Erfrierungen an den Füßen und der starke Mineralmangel wie Lappalien aus.
Nicht so der Hüftbruch, den sich der 70-Jährige bereits bei seinem Sturz in die Spalte zugezogen hatte. Aber auch der sei "für einen Gletscherspaltensturz eine leichte Verletzung", so Volker Wenzel, stellvertretenden Leiter der Uni-Klinik Innsbruck. Eine schier unglaubliche Portion Glück im Unglück hatte der Mann auch bei seiner Rettung: Gut eine Woche nach seinem Sturz in das eisige Verließ nahe des Schrankogels wurde eine Gruppe Bergsteiger durch Zufall auf die Hilferufe des Verunglückten aufmerksam.
Vermisst hatte den Bayer in der Zwischenzeit niemand: weder seine beiden Söhne, denen der Vater nur erzählt hatte, dass er eine Woche wandern gehe, noch der Hüttenwirt des Westfalenhauses, von wo aus der 70-Jährige Richtung Amberger Hütte aufgebrochen war - ohne sein Ziel jedoch vor Abmarsch im Hüttenbuch vermerkt zu haben. So mischte sich zur allgemeinen Freude über die glückliche Rettung des Mannes auch erste Kritik an dessen Verhalten.
Eine Woche alleine in den Alpen unterwegs zu sein, ist für einen routinierten Bergsteiger sicher kein Problem, dabei aber auf ein Handy wie auf entsprechende Eintragungen im Hüttenbuch zu verzichten, ebenso unangeseilt und ohne Steigeisen auf einem Gletscher unterwegs zu sein, wäre grob fahrlässig, so mehrere Stimmen aus Bergführerkreisen.
Allerdings honorierten Retter wie Ärzte das höchst besonnene Vorgehen des Verunglückten während seiner Zeit in dem Gletschergefängnis. Der Rentner habe seine spärlichen Vorräte gleich rationiert, tagsüber nach Hilfe gerufen, in der Nacht - in eine Rettungsfolie eingewickelt - nur leicht gedöst, um nicht im Schlaf zu erfrieren.
Ausschlaggebend sei aber gewesen, so der behandelnde Arzt Volker Wenzel, dass der Bayer nie die Hoffnung aufgegeben habe. Für Hansjörg Knoflach von der Alpinpolizei Tirol trotz allem ein kleines Wunder: "Mir ist kein Fall bekannt, dass jemand je so lange in einer Spalte überlebt hat."
Quelle: sueddeutsche.de / stol.it