Hidden Peak Winter Expedition 2012

Gerfried Göschl am Hidden Peak

Mit großen Hoffnungen war Gefried Göschl im Januar letzten Jahres in den Karakorum geflogen. Nichts weniger als die erste Winterbesteigung des Hidden Peak (8080m) über eine neue Route hatten sich der Österreicher und sein Team vorgenommen. Auf 7100 Metern musste Göschl aufgrund der extremen Witterungsverhältnisse aufgeben. Jetzt wagt der steirische Extrembergsteiger einen neuen Versuch.

Gerfried Göschl am Hidden Peak

"Seit Jahren träume ich von einer neuen Route und einer Winterbesteigung des Hidden Peak (8080m, auch bekannt als Gasherbrum 1)."

"Ich will am Hidden Peak die erste Winterbesteigung schaffen, über eine neue Route bis zum Gipfel klettern und die erste Überschreitung eines Achttausenders im Winter vollenden.", so Gerfried Göschl über sein äußerst Ehrgeiziges Vorhaben auf seiner Homepage .

2011 war seinem Ziel bereits bis auf knapp 1000 Höhenmeter nahe gekommen. In einem unglaublichen Kraftakt hatte sich der Österreicher bei schwierigsten Bedingungen mit seinen beiden Seilgefährten Louis Rousseau und Alex Txikon bis in eine Höhe von 7100 Meter gekämpft, ehe heftige Winterstürme jedes Weiterkommen verhinderten.

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Doch Göschl, der bereits sieben Achttausender bestiegen hat, mochte sich mit der Niederlage nicht zufrieden geben. Fast genau ein Jahr nach der Anreise zu seinem ersten Versuch am Hidden Peak ist der 39-jährige Extrembergsteiger erneut an seinem "Schicksalsberg". Auch Alex Txikon, Göschls Begleiter vom Vorjahr, ist wieder mit dabei.

Fortschritt am Berg

Vor einigen Tagen schrieb Gerfried Göschl über den Verlauf der Expedition:

Tiefblick zu Lager I (Foto: Gerfried Göschl).
Tiefblick zu Lager I (Foto: Gerfried Göschl).

"In fünf Stunden erreichten Cedric, Nisar und ich den letzten höchsten Punkt auf 6100 Meter. Eine Stunde später, genau zu Mittag, hatten wir den restlichen Teil verfixt und wir stiegen bei Lager 1 (6200m) aus dem Eis-Couloir aus. Darek und Tamara waren etwas zurück, ihr Ziel war Lager 1 zu erreichen und einen Zeltplatz aus dem ausgesetzten Eisgrat zu haken."

"Da wir derartig schnell waren nützten Cedric, Nisar und ich wie geplant die Stunden des Nachmittags um den weiteren, nun sehr schwierigen Teil zu versichern. Mit perfekter Eistechnik schlich Cedric über die klettertechnisch extrem harten Eisfelder hoch und kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir den Fuß des roten, dreieckigen Felsens auf knapp 6400 Meter."

Nisar Hussain vor Gerfried Göschl im Aufstieg auf 6300 Meter(Foto: Gerfried Göschl).
Nisar Hussain vor Gerfried Göschl im Aufstieg auf 6300 Meter(Foto: Gerfried Göschl).

"Überglücklich eine derartige Tagesleistung geschafft zu haben, seilten wir uns bei einbrechender Dunkelheit über die Route ab. Um 19:00 Uhr bekamen wir im Basislager von unserer fleißigen Küchenmannschaft den ersten Tee gereicht und in den nächsten Stunden füllten wir unsere ausgelaugten Körper mit der dringend nötigen Flüssigkeit."

"In nur zehn Tagen ist uns nun an unserer neuen Route ein Fortschritt gelungen, für dem wir im letzten Winter einen Monat gebraucht hatten. Dies lässt uns natürlich sehr optimistisch in die Zukunft schauen, vielleicht gelingt uns wirklich in diesem Winter unser großes Ziel, ein Ziel, in das ich bereits über eineinhalb Jahre investiert habe."

Am 10. Februar sendete Göschl folgendes update:

Route bis 6650m eröffnet

Kalt: Gerfried bei mehr als -35° Celsius mit Daunenoverall im Schlafsack.
Kalt: Gerfried bei mehr als -35° Celsius mit Daunenoverall im Schlafsack.

Am Mittwoch, den 8. Februar, sind wir in aller Früh Richtung Berg aufgebrochen. Nach den letzten Schneefällen und den starken Windverfrachtungen hatten es Cedric, Nisar und ich sehr schwer, teilweise mussten wir knietief spuren. Natürlich drückten die Rucksäcke auf unseren Schultern, da wir nun auch die ganze Ausrüstung und Nahrung für eine Übernachtung im Camp 1 (6200m) tragen mussten. Trotzdem erreichten wir sehr rasch am frühen Nachmittag nach nur sieben Stunden den Platz des Lagers. Das erste Zelt war relativ schnell aufgestellt und im Eis fixiert, aber wir mussten auch an Tamara und Darek denken, die etwas später zu uns stoßen sollten. Daher begannen wir mit dem Aushaken eines zweiten Biwakplatzes. Bald mussten wir unsere ursprünglichen Pläne ändern. Wir würden es trotz intensiver Arbeit unmöglich schaffen, am gleichen Tag eine ebene Fläche für Darek, Tamara und Nisar aus dem Eis zu haken. So musste Nisar für diese Nacht zu Cedric und mir ins enge Zelt ziehen. Selbst dann war der Schlafplatz für unsere polnischen Freunde ein Gräuel. Auf wenigen Zentimetern lagen sie im Schlafsack beisammen, sogar in der Nacht mit dem Klettergurt an ein Seil fixiert. Aber auch Cedric, Nisar und ich verbrachten eine harte Nacht bei ca. -35°, wegen des akuten Platzmangels war an Schlaf oder an eine geregelte Nahrungsaufnahme nicht zu denken. Cedric und ich haben in diesen zwei Tagen nahezu nichts gegessen oder getrunken.

Nasenschutz: Nisar am späten Nachmittag am höchsten Punkt auf 6650m.
Nasenschutz: Nisar am späten Nachmittag am höchsten Punkt auf 6650m.

Wie von Charly Gabl prognostiziert hatten wir am nächsten Tag einen wunderbaren Sonnenaufgang und einen kalten, aber windstillen und sonnigen Tag vor uns. Es dauerte aber bis wir uns endlich aus den Schlafsäcken schälen konnten und wir mit Fixseilen bepackt weiter aufstiegen. Cedric stieg wieder gekonnt über steile Fels- und Eisflanken vor, Nisar und ich versorgen ihn mit Seilen bzw. filmten so gut es ging. Darek und Tamara bauten inzwischen ihr Zelt wieder ab und vergrößerten die Plattform. Während wir Seile verfixten, trockneten sie wie vereinbart in der Sonne unsere vereisten Schlafsäcke und schmelzten Eis zu leckerem Tee, wie dankbar durften wir später dafür sein. Nach anstrengender Arbeit erreichten wir am späten Nachmittag eine Höhe von 6650 Meter. Es war aber zu spät um das Ende der Wand zu erreichen, schließlich mussten wir noch am gleichen Tag bis ins Basislager absteigen, da Alex und Carlos wie geplant unseren Platz im Zelt einnahmen.

Um 16:30 Uhr, nachdem wir ausreichend Fixiermaterial und 400 Meter Seil deponierten, begannen wir, uns über die Wand abzuseilen. Kurz nach Sonnenuntergang erreichten wir Lager 1, zeitgleich stiegen die Spanier, vom Basislager kommend, am Grat aus. Nach raschem Packen unserer Sachen und Glückwünschen für Alex und Carlos ging es weiter runter zum Wandfuß. Ausgelaugt, aber auch zufrieden mit dem Erreichten, stolperten wir kurz vor 20:00 Uhr ins Basislager. Noch stundenlang füllten wir unsere Speicher und unterhielten uns über das Erlebte. Trotz der Strapazen empfinden wir es als ein besonderes Privileg, auf diesem Berg und unter diesen Umständen an einer neuen Route unterwegs sein zu dürfen.

Heute steigen Alex und Carlos weiter auf und versuchen die Route voranzutreiben. Ob ihnen der Ausstieg aus der Wand auf 6800 Meter gelingen kann?

Mit herzlichen Grüßen aus dem Basislager des Hidden Peak

Gerfried Göschl

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