Am 13. Oktober um 10:37 ist die Arbeit getan. James Pearson steht auf dem Gipfel des Qualido und genießt die unglaubliche Aussicht. "Die Spitze des ‚Hammers’ des Qualido ist ein magischer Ort und wenn ich ehrlich bin, hatte ich manchmal ernsthafte Zweifel, ihn je mit eigenen Augen zu sehen", so James Pearson.
"Nach 15 Tagen Vorbereitung innerhalb von drei Monaten war ich endlich bereit, die Route an einem Stück im Vorstieg zu Klettern. Das sind mehr als 800 Meter, 22 Seillängen, ein Biwak und zwei Tage an der Granitwand. Vor allem Seillängen eins, vier und sieben sind extrem schwierig und technisch sehr anspruchsvoll", so Pearson weiter.
Das Projekt beginnt
Seinen ersten Versuch startete James Pearson im August, da die äußeren Bedingungen am besten zu sein schienen – lange Tage und schönes Wetter. "Ich habe von vielen Leuten von dieser Wand gehört und es versprach ein tolles Abenteuer zu werden. Leider habe ich sie anfangs total unterschätzt. Der Gipfel des Qualido ist auf 2700 Meter Höhe, der Fels ist nicht perfekt und an der Ostwand sind die Morgen heiß und die Nachmittage eiskalt. Hinzu kommt, dass das Wetter zu jeder Jahreszeit plötzlich umschlagen kann und die Temperaturen zwischen 0° und +30° schwanken", erklärt Pearson.
Nach einem speziellen Training und einer zweiten Inspektion der Route kam er zu folgendem Schluss: Die vierte Seillänge, die vermeintliche Schlüsselstelle, schien keinesfalls unüberwindbar. Probleme würde ihm eher die erste Seillänge bereiten.
Gleich auf den ersten 40 Metern war durchgehendes technisches Smearing gefragt, das schien James Pearsons Fähigkeiten bei weitem zu übersteigen. Nach dieser Erkenntnis benötigte er zunächst ein wenig Abstand von diesem Projekt um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
Absolute Konzentration
Anfang Oktober kehrte James zurück. Dieses Mal mit dem Franzosen Nico Nastorg an seiner Seite. Die beiden waren dabei die letzten Details der Route zu begutachten, als plötzlich ein Gewitter aufzog. Drei Tage später waren die Bedingungen dann ideal und James Pearson beschreibt seine zwei Tage an der Wand so:
"Während der ersten Seillänge hätte ich bei jedem Zug abrutschen können. Ich merkte, das es nicht auf die Kraft ankam sondern auf absolute Konzentration und ich wusste ich würde den Abschnitt schnell Klettern müssen. Die einzelnen Teilstücke an sich wären nicht das Problem gewesen, aber alles an einem Stück zu Klettern ist für Körper und Geist unglaublich erschöpfend."
"Vor allem wenn man ständig daran denken muss, dass jeder Fehler, jedes Abrutschen, die Arbeit von Monaten auf einen Schlag zunichte macht. Jeder Zug in dem extrem technischen ersten Abschnitt zieht einem die Haut von den Fingern und die Energie aus den Muskeln – das macht einen fertig, psychisch und physisch."
Und Pearson weiter: "Ohne Nicos Hilfe hätte ich längst aufgegeben, aber wir zwangen uns weiter zu klettern. Wir betrachteten jede Seillänge einzeln und konzentrierten uns immer nur auf die vor uns liegende. Nach und nach wurde es einfacher und ich begann mich langsam wieder in meinem Element zu fühlen." "Nach einer langen, kalten Nacht im Biwak schafften wir es gleich am nächsten Morgen noch auf den Gipfel. Was für ein Atem beraubender Ausblick!"
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