Es war nicht das erste Mal, dass sich der amerikansiche Eiskletter-Spezialist Conrad Anker an "Shark's Fin" versucht hat. Bereits im Jahr 2003 hatte Anker zusammen mit Bruce Miller und Doug Chabot die Route durch die Nordwestwand des 6330 Meter hohen Mittelgipfel des Peak Meru in Angriff genommen. Nach zwei Dritteln der Kletterstrecke musste das Trio jedoch aufgeben.
Fünf Jahre später kehrte Anker in den Himalaya zurück, diesmal mit Jimmy Chin und Renan Ozturk, um die Route zu vollenden. Auch dieser Versuch scheiterte, wenn auch nur denkbar knapp: Nach 19 Tagen in der Wand mussten die drei The North Face-Athleten den Rückzug antreten - 100 Meter unterhalb des Gipfels!
Die Route lies Anker aber nicht mehr los: "Es ist eines der technischsten Klettererlebnisse der Welt in großen Höhen und unter unglaublich strapaziösen Bedingungen. Diesmal kamen wir zurück, um eine alte Rechnung zu begleichen. Wir alle hatten etwas, das uns motivierte."
Der Weg zum Hai
Nachdem das Team Delhi hinter sich gelassen hatte, reiste es durch Monsun-Gebiete. Die eigentliche Expedition startete am Ganges, Indiens heiligem Fluss, der aus dem Gangotri-Gletscher entspringt. Nach einer Trekkingtour über Galmuk und den Gletscher erreichten die drei Athleten das Basislager Tapovan, wo sie sich drei Wochen lang akklimatisierten, die Ausrüstung vorbereiteten und die vor ihnen liegende Route studierten, darunter Tiefschnee- und Eisfelder, der Bergkamm, komplizierte Übergänge und die überhängende Felswand, das so genannte House of Cards.
2011 klappt´s
Anker, Chin und Ozturk konnten auf die Erfahrungen ihres ersten gemeinsamen Versuches an "Shark´s Fin" von 2008 aufbauen. So bewältigte das Trio den unteren Teil der Route bis zu Camp 1 in einer Rekordzeit von nur sechs Tagen. Ohne nennenswerte Probleme konnte auch das nächste Teilstück zu Camp 2, einem Portaledge direkt unter der atemberaubend überhängenden "Indian Ocean Wall", gemeistert werden.
Schließlich konnten die drei Athleten auch den Überhang des "Crystal Pitch" in technischer Kletterei lösen, ehe das letzte Problem der Route, die letzte überhängende und namensgebende Felswand der Route, "Shark’s Fin", geknackt werden konnte. Am 30. September 2011 war es dann soweit: Jimmy Chin, Renan Ozturk und Conrad Anker hatten, das geschafft, was vor ihnen schon zahlreiche andere Top-Alpinisten versucht hatten - die Vollendung von "Shark`s Fin".
"Wir ergänzen uns alle wunderbar", erklärte Ozturk, der an der Expedition nur fünf Monate nach einer Wirbelsäulen- und Schädelfraktur teilnahm, die er sich bei einem Skitouren-Unfall in Jackson, Wyoming, zugezogen hatte.
"Conrad ist Meister des Eiskletterns und des technischen Kletterns. Jimmys Stärken sind das technische Klettern und der Tiefschnee. Mir selbst liegt das Free-Climbing im mittleren Teil des Anstiegs am meisten."
Ein Trio, von dem man noch viel hören wird.
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