Am Freitagnachmittag (08. Juli) kamen wir nach vier spannenden und schönen Tagen am unteren Teil des K2-Nordpfeilers ziemlich müde in unser vorgeschobenes Basislager zurück, dem sogenannten "Italien Basecamp" (4650 m), wo wir uns häuslich eingerichtet haben. Hier werden wir uns nun die nächsten zwei bis drei Tage erholen und hoffen dann, bei aktuell sehr wechselndem Wetter auf ein erneutes Gut-Wetter-Fenster. Seit unserer Ankunft im tiefer gelegenen "Chinese Basecamp" (3900 m) hat sich einiges ereignet. Zum 1. Newsletter der internationalen K2-Expedition zum K2 geht es hier. Zunächst haben uns die Kameltreiber beim Erreichen des Italy-Camps (benannt nach der erfolgreichen italienischen Expedition 1983 unter der Leitung von Agostini di Polenza) enorm unterstützt. Ganz im Gegensatz zu den beiden von uns engagierten Tal-Trägern, die uns auch beim Erreichen des ABC 5050 m (Advanced Basecamp = Vorgeschobenes Basislager) helfen sollten. Nach dem ersten, zugegebenermaßen sehr beschwerlichen Aufstieg vom Chinese Basecamp ins Italy-Camp quittierten die beiden ihren Job und erklärten uns, am Muztagh Ata sei die Arbeit deutlich leichter.
Eindrücke von der Dujmovits/Kaltenbrunner-Expedition zum K2 2011 - klicken Sie sich durch unsere Slideshow! Da wir nun ohne Unterstützung zum Einrichten unseres ABC viel zu viel Zeit und Energie verbraucht hätten, beschlossen wir unser vorgeschobenes Basislager hier auf 4650 m einzurichten - nach der halben Länge und auf der Seitenmoräne des K2-Gletschers, der vom Fuß des Berges ca. 20 km nach Norden fließt. Einmal unterstützten uns die acht kirgisischen Kameltreiber auch beim Materialtransport bis zum eigentlichen ABC, das wir mit einem Materialzelt zu unserem Depot ernannten.
Selbstgebautes Internet-Café auf 4700 m
Nach der Verabschiedung der Kameltreiber durften wir erstmals drei lange Schlechtwetter aussitzen. Da wir hier auf der Westseite des K2-Gletschers kein E-Mail-Empfang haben, bauten wir zunächst auf der Ostseite des Gletschers auf einem Felsblock ein kleines Zelt als Schnittpunkt zur Außenwelt auf. Unsere beiden Kasachen sprechen liebevoll von einem "Besuch bei Anastasia", wenn wir zum E-Mailen gehen - ein halbe Stunde zu laufen über schotterbedeckten, sehr hügeligen Gletscher. Ein sehr aufwändiger Gang ins "Internet-Café". Den Café bringen wir übrigens in einer Thermos-Kanne mit. Der Blick hinaus ins Shaksgam-Tal bei gutem Wetter ist der beschwerliche Gang aber auf jeden Fall wert.
Mit Wetterbesserung stiegen wir am 05. Juli wieder zum Depot auf und von dort am selben Tag mit prallgefüllten, äußerst schweren Rucksäcken zum Fuße des unglaublich eindrucksvollen K2-Nordpfeilers. Hier, keine fünf Minuten vom Einstieg des Pfeilers, richteten wir unser Lager I (5300 m) ein. Eine Höhe, wo an den meisten anderen 8000ern das Basislager aufgebaut wird. Lesen Sie auch unser Interview mit Gerlinde Kaltenbrunner, das wir kurz vor ihrer Abreise führten. In Arbeitsteilung stiegen Darek, Tommy und Gerlinde am nächsten Morgen zum Depot ab um Ausrüstung ins Lager I zu holen. Maxut, Vassiliy und Ralf stiegen derweil beladen mit 500m Fixseil und Fixiermaterial in die 250 m hohe Einstiegsrinne ein. Kombiniertes Gelände bei perfekten Verhältnissen machte die Bergsteigerei zum großen Spaß. Mittags trafen wir alle wieder im Lager I zusammen und freuten uns über den gelungenen Tag.
Euphorie nach 13 Stunden harter Kletter-Arbeit
Am 07.07. stiegen wir alle mit schweren Rucksäcken gemeinsam auf. Vor allem Vassiliy aber auch Gerlinde stiegen an diesem herrlich schönen Tag im Vorstieg. Erst ein langer, immer steiler werdender Schneegrat mit irre Tiefblicken auf den K2-Gletscher, dann sehr anspruchsvolles Felsgelände bis zum V. Schwierigkeitsgrad.
Auf 6200 m dann wieder Arbeitsteilung: Maxut, Darek und Tommy bauten eine kleine Plattform für eine Zwischenübernachtung beim nächsten Aufstieg, Gerlinde, Vassiliy und ich versicherten noch eine 100m lange Traverse, dann stiegen Vassiliy und Gerlinde noch 100 Höhenmeter in zum Teil sehr heiklem, abwärtsgeschichtetem Fels bis auf ca. 6300m weiter während Ralf alle Eisschrauben der Traverse gegen Abalakov-Eissanduhren austauschte. Nach 1000 Höhenmeter Abseilen trafen wir nach 13 Kletterstunden in Lager 1 wieder im Basislager zusammen und freuten uns über diesen wunderschönen Tag voller guter euphorischer Zusammenarbeit. Müde und zufrieden versanken wir schon früh in den Schlafsäcken.
Über Nacht begann es - wie vom Wetterbericht angekündigt - stark an zu schneien. Trotzdem wollten wir diesen Tag noch nutzen, stiegen zunächst ab ins Depot und machten eine Portage mit Fixiermaterial, Zelten und Seilen vom Depot zum Lager I. Ziemlich müde und sehr zuversichtlich kamen wir gestern Nachmittag am Ende dieser sehr ergiebigen vier Tage im vorgeschobenen Basislager an. Nun hoffen wir auf zwei bis drei gute Erholungstage und dann auf ein nächstes Gut-Wetter-Fenster.
Für Heute einen herzlichen Gruß aus unserem tief verschneiten Basislager,
Gerlinde, Ralf und das ganze K2-Team
Zum 1. Newsletter der internationalen K2-Expedition zum K2 geht es hier. Meldungen zu Gerlindes und Ralfs tragischer K2-Expedition 2010:
- Gerlinde Kaltenbrunner auf dem Gipfel des Mount Everest
- Gerlinde und Ralf: Nein zur Nordwand-Durchsteigung
- Kaltenbrunner und Dujmovits: Schrecksekunde auf 7100m
- Kaltenbrunner und Dujmovits: Ausflug zum Wandfuß
- Kaltenbrunner und Dujmovits im Basislager des Everest
- Dujmovits: "Dann muss Gerlinde mich zurücklassen"
- Kaltenbrunner/Dujmovits: Aufbruch zum Everest
- Gerlinde Kaltenbrunners Gipfelversuch am K2 gescheitert
- Gerlinde Kaltenbrunner und David Göttler in Lager II des K2
- Gerlinde Kaltenbrunner: Warten auf die Gipfelchance
- Gerlinde Kaltenbrunner: Akklimatisation abgeschlossen
- Gerlinde Kaltenbrunner: Alles nach Plan am K2
- Gerlinde Kaltenbrunner entgeht knapp einem Unfall
- Gerlinde Kaltenbrunner Richtung Pakistan aufgebrochen