Arnold stieg am 20. April um 09.05 Uhr morgens beim Sommereinstieg auf dem ersten Band in die legendäre Wand oberhalb von Grindelwald ein, durchkletterte diese über die klassische Heckmair-Route und stand um 11.33 Uhr auf dem Gipfel.
SMS an Ueli
Unterwegs überholte der aus dem Kanton Uri stammende Bergsteiger mehrere Alpinisten, darunter den bekannten Walliser Bergsteiger Simon Anthamatten, den er um 10.44 Uhr im Götterquergang traf. Mit der neuen Fabelzeit von 2 Stunden und 28 Minuten konnte Arnold die bisherige Bestmarke seines Landsmannes Ueli Steck um ganze 20 Minuten unterbieten.
Steck hatte 2008 in 2 Stunden und 47 Minuten einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt. "Ich habe Ueli Steck, der zurzeit im Himalaja weilt, als ersten über meinen neuen Speed-Rekord informiert, per SMS. Es war mir wichtig, dass er es von mir direkt erfährt", so Arnold gegenüber der Basler Zeitung.
Solopremiere in der Nordwand
"Nein, ich stieg nicht mit der Einstellung ein, einen neuen Rekord zu machen. Ich bin vorher noch gar nie solo durch die Eiger-Nordwand geklettert", berichtet der 27-Jährige. "Am Anfang dachte ich noch, es laufe nicht so gut. Der untere Teil ist ja recht streng. Als ich im Götterquergang erstmals auf die Uhr schaute, war es 10.44 Uhr. Ich realisierte, dass ich doch ziemlich schnell unterwegs war. Erst da kam die Motivation richtig auf."
Winter vs Sommer
Während Steck bei seiner zweiten Rekordbegehung im Februar unterwegs gewesen war, also im tiefsten Winter, fand Arnold völlig andere Verhältnisse in der Wand vor als sein Landsmann 2008. Im Sommer ist der Hinterstoisser-Quergang nicht frei kletterbar.
Bei seiner Durchsteigung hielt sich der frischgebackene Rekordhalter deshalb an einem alten Fixseil fest, zog sich aber nicht daran hoch. Ebenso kurz vor dem Ausstiegsriss. Nach Ansicht des Profialpinisten Stephan Siegrist schmälere die Leistung nicht: "Es ist eine super Leistung von Dani, absolut außerordentlich und perfekt."
Daniel Arnold: "Sicher ist man etwas schneller, wenn man sich am Fixseil festhält, aber unwesentlich. Wäre ich nur zwei, drei Minuten schneller gewesen als Ueli Steck, wäre das ein Diskussionspunkt." Bei einem Vorsprung von 20 Minuten sollten aber keine Zweifel mehr aufkommen.
Kein unbeschriebenes Blatt mehr
Wenn auch der Öffentlichkeit noch kaum bekannt, ist Dani Arnold alpinistisch kein unbeschriebenes Blatt: Im vergangenen Jahr machte er mit einer Solobegehung der 36 Seillängen des legendären Urner Salbit-Westgrats in einer Zeit von eineinhalb Stunden auf sich aufmerksam, nachdem er sich mit Onsight-Begehungen der Mixed Routen «The Flying Circus» und «Come on Baby» in Fachkreisen bereits einen Namen gemacht hatte.
Quelle: bazonline.ch