Die sogenannte John-Harlin-Direttissima in der 1800 Meter hohen Eigernordwand ist eine äußerst anspruchsvolle Route und bietet hohe Schwierigkeiten in Fels und Eis (Mixed M8- / Fels 7a; E5; rotpunkt). Die 44 Jahre alten Haken der Erstbegeher waren sehr zweifelhaft.
Nach der " Eiger-Japanerdirettissima " (1. freie Begehung, Jasper/ Schaeli, 2009) ist die "freie Harlin-Route" nun die zweite ganz große "Linie" im modernen Freikletterstil (Haken nur noch zur Sicherung, nicht mehr zur Fortbewegung) durch die Eigernordwand .
Sie ist aber so gefährlich, dass an ein klettern im Sommer nicht zu denken war. Im Winter ist es dann aber schon wieder viel zu kalt, weshalb die beiden Profibergsteiger den Herbst wählten.
"Es war eine Balance zwischen dem, was gerade noch vertretbar ist und den Risiken in der Wand," sagte Robert Jasper. "Ich habe schon vor 20 Jahren im Winter meinen ersten Versuch an dieser Route unternommen. Im Alleingang musste ich umkehren. Bei drei weiteren Versuchen habe ich die nötige Erfahrung gesammelt. Man muss wissen worauf es ankommt."
Für eine Galerie von Jasper/Schäli in der Harlin-Direttissima klicken Sie hier. Robert Jasper: "Die emotionalste Kletterei meines Lebens!"
"Als ich für den IMAX-Film zusammen mit dem Sohn (John Harlin III) von John Harlin II, der 1966 bei der Erstbegehung tödlich abgestürzt war, durch die Eigernordwand kletterte, ging mir seine Tragödie sehr nahe. Auf dieser Route kletternd, musste ich oft an das Drama denken. Als ich gerade die Seillänge vorstieg, in welcher John Harlin II abgestürzt war, schossen mir Gedanken an die Risiken am Berg und an meine eigene Familie durch den Kopf, das war sehr schwierig. Diese Route war für mich die emotionalste Kletterei meines Lebens!"
Nach drei Tagen in der Wand erreichten Robert Jasper und Roger Schaeli in Wechselführung im reinen Alpinstil abends gegen halb neun Uhr den Gipfel des 3970m hohen Eigers wo sie wenige Meter unter dem Gipfel, auf dem messerscharfen Grat überglücklich, aber völlig ausgelaugt ihr drittes Biwak bezogen. Der Abstieg am folgenden Morgen führte mittels abseilen über die 700 Meter hohe Südwand zurück in die Zivilisation.
Text: Daniela Jasper (www.robert-jasper.de) Fotos: Frank Kretschmann (www.funst.de)
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