Martin Riegler klettert 960 Meter in neun Stunden

An der "Borderline" mit den Rieglerbrothers

Aragon und Katalonien werden an einer Stelle durch den Congost de Montrebei getrennt, einer malerischen Schlucht, an der beidseitig 500 Meter Wände in die Höhe ragen. Die Rieglerbrothers statteten der Gegend einen Besuch ab, ganz nach ihrem Geschmack: Zwei Wände und insgesamt 960 Meter alpines Gelände in 9 Stunden. Und das alles bei brütender Hitze. Martin Riegler erzählt...

An der "Borderline" mit den Rieglerbrothers
Florian und Martin Riegler mit Michael Maili (v. li.)
Florian und Martin Riegler mit Michael Maili (v. li.)

Wie kam es zu dieser Aktion beide Wände an einem Tag zu klettern?

Die Idee entstand als ich zum Ersten Mal am Exit (Absprungpunkt der Basejumper Anm. d. A.)) der Pared de Aragon stand und hinunter in den Congost de Montrebei schaute. Aufgrund des starken Windes konnten wir die Wand an diesem Tag nicht springen und so mussten wir den langen Weg zum Auto wieder zu Fuss zurücklegen. Ich war wie besessen von der Aktion und hatte einige schlaflose Nächte, weil ich nicht wusste wie ich die Sache am Besten angehen sollte. Es gab so viele Fragezeichen und es dauerte fast ein Jahr bis ich diesen Traum verwirklichen konnte.

Martin Riegler: Zwischen Himmel und Erde.
Martin Riegler: Zwischen Himmel und Erde.

Was treibt dich überhaupt nach Spanien?

Das Studium (schmunzelt). Ich studiere Architektur an der TU Graz und im Rahmen eines Studenten-Austausch-Programms bin ich für ein Jahr nach Barcelona gegangen. Warum ist deine Auswahl genau auf diese Routen gefallen? Ich wollte vom Parkplatz der Schlucht starten und am Ende auch wieder dahin zurückkehren. Also habe ich mich für die Routen entschieden die in unmittelbarer Nähe des Flusses sind und aber auch für mich ansprechende Linien sind. Außerdem wollte ich so wenig Strecke wie möglich zu Fuß zurücklegen.

Was kannst du uns zu Stil und Absicherung sagen?

Montrebei und vor allem die Pared de Catalunya ist eine der letzten Wände zum Abenteuer-klettern in Spanien. Die Routen haben ziemlich alpinen Charakter - sind spärlich abgesichert und Zu- und Abstiege sind lang und beschwerlich. Ich wollte alles onsight und im Vorstieg klettern, weil es eine zusätzliche Herausforderung war und ein unglaublich spannendes Gefühl ist nicht zu wissen was einen erwartet.

Traumkulisse: Ein Riegler in "Borderline"
Traumkulisse: Ein Riegler in "Borderline"

Mit wem bist du geklettert?

Da ich keinen passenden Partner finden konnte der klettert und springt, war klar, dass ich es mit zwei verschiedenen Personen versuchen würde. Für die Cade war meinen Bruder Florian der geeignete Mann. Er klettert schnell und sicher und wir sind ein eingespieltes Team. Für die zweite Route (Gritos y susurros) konnte ich Michael Maili motivieren. Auch mit ihm war ich schon öfters unterwegs und ich wusste dass ich mich auf ihn verlassen konnte. Außerdem sollte er als Fotograf noch ein paar Bilder machen.

Und der Sprung?

Durch die Engstelle der Schlucht strömt die Luft schneller als im restlichen Tal. Spätestens zur Mittagszeit kommt durch die Erwärmung der Wände der Wind – und das ist schlecht! Bei zu starken Wind wäre ich mit Sicherheit nicht gesprungen und hätte abgebrochen. Wie waren die Bedingungen in der Wand? Die Klettertechnischen Schwierigkeiten waren leichter als erwartet und die Absicherung war auch okay aber die Bedingungen waren alles andere als gut. Es war eine echte Hitzeschlacht. Obwohl wir versucht haben immer im Schatten zu klettern hat uns die Sonne irgendwann eingeholt. Sie brannte unbarmherzig auf uns nieder – es war die Hölle!

Nervensache: Sprung vom "Exit".
Nervensache: Sprung vom "Exit".

Wo lagen die Hauptschwierigkeiten?

Als wir ankamen war ich entsetzt wegen des sehr hohen Wasserstandes und wollte fast schon wieder nach Hause fahren. Eine „normale Landung“ an der steinigen Böschung des Flusses wäre mir zu gefährlich gewesen und so entschied ich mich gleich für eine Wasserlandung.

Nach der ersten Wand und dem Sprung hat sich alles nur mehr im Kopf abgespielt. Die brutale Hitze (35°) und die Dehydrierung meines Körpers rächte sich aber erst später als wir zum Sportklettern nach Rodellar wollten. Ich lag drei Tage flach und fühlte mich wie ein Schlauchboot ohne Luft.

Warum hast du die Aktion „Borderline“ genannt?

Weil der Fluss genau die Grenzlinie zwischen Katalonien und Aragon markiert. Ich bin praktisch in Katalonien gestartet, nach Aragon geklettert und von dort wieder auf die katalanische Seite gesprungen.

Sind weitere Projekte geplant bei dem Fallschirmspringen und Klettern gemeinsam zum Einsatz kommen? Vielleicht in den deinen Hausbergen, den Dolomiten?

Zu tun gäbe es genug aber im Moment ist Nichts geplant. Ich möchte mich wieder mehr auf mein Studium konzentrieren und es langsam versuchen zu beenden. Danach könnte man ja wieder was angehen, aber wenn, dann bei etwas angenehmeren Temperaturen (lacht)!

Interview und Fotos von mmARts

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