Edurne Pasaban neue Rekordhalterin?

Oh Eun Suns Verband zweifelt am 8.000er-Rekord!

Neue Aufregung im Streit um die Krone der Achttausender-Königin: Der südkoreanische Bergsteigerverband äußert erhebliche Zweifel am Gipfelerfolg Oh Eun Suns am Kangchendzönga im Mai 2009. Damit wäre doch Edurne Pasaban die erste Frau, die alle 14 Achttausender bestiegen hätte. Schützenhilfe bekam Oh Eun Sun dagegen von Reinhold Messner, der forderte, den Rekord der Südkoreanerin anzuerkennen.

Oh Eun Suns Verband zweifelt am 8.000er-Rekord!
War sie auf allen Achttausendern? Oh Eun Sun.
War sie auf allen Achttausendern? Oh Eun Sun.

Das südkoreanische Fernsehen war live dabei, als Oh Eun Sun Ende April dieses Jahres auf allen Vieren kriechend die letzten Meter zum Gipfel der 8091 Meter hohen Annapurna zurücklegte. Millionen saßen am Bildschirm, als die Bergsteigerin endlich die Landesflagge am höchsten Punkt in den Schnee steckte. Oh Eun Sun hatte es geschafft. Sie war die erste Frau, die alle 14 Achttausender dieser Erde bestiegen hatte.

Der Stil der Südkoreanerin stieß dabei zum Teil auf heftige Kritik. Unstrittig ist, dass Eun Sun ihren Achttausender-Marathon - zwischen Mai 2008 und August 2009 acht Achttausender-Besteigungen - nur mit Hilfe generalstabsmäßiger Planung und Logistik bewältigen konnte. Dabei wurde auf kilometerlange Fixseile, Trägerkolonnen und Hubschraubereinsätze ebensowenig verzichtet, wie auf den Gebrauch von Flaschensauerstoff.

Ist das Oh Eun Sun? Und wenn ja, wo ist sie?: Das vermeintliche Beweisfoto vom "Kantsch":
Ist das Oh Eun Sun? Und wenn ja, wo ist sie?: Das vermeintliche Beweisfoto vom "Kantsch":

"Kantsch"-Gipfelerfolg Oh Eun Suns massiv angezweifelt

Doch es gab auch von Beginn an Zweifel, ob Eun Sun tatsächlich auf 14 Achttausender-Gipfel gestanden hatte. Insbesondere die Besteigung des Kangchendzönga (8.586 Meter) gilt als unsicher, da die 44-Jährige nur unzureichendes Fotomaterial als Beweis vorlegen konnte. Auf dem angeblichen Gipfelfoto ist nur wenig zu erkennen. Die abgebildete Person könnte irgendjemand sein und steht auf einem felsigen Untergrund. Andere Gipfelbilder aus der gleichen Saison zeigten jedoch die Bergsteiger am Gipfel im Schnee stehen.

Angeblich hätte Eun Suns Sherpa geäußert, seine "Chefin" habe den Gipfel nie erreicht, auch Edurne Pasaban, die Spanierin, die wenig später ihren 14. Achttausender "finishte" , zweifelte den Erfolg an. Elizabeth Hawley , DIE Chronistin von Himalaya-Expeditionen, stufte nach einem persönlichen Gespräch mit Sun die Besteigung in der von ihr geführten Himalayan Database als "disputed (umstritten)" ein.

Nun der Schock für Eun Sun: Ihr eigener Landesverband äußerte erhebliche Zweifel an der Besteigung des "Kantsch". Nach einer Sitzung des Verbandes Ende vergangener Woche hieß es, die Umgebung auf dem Foto, würde "nicht mit der tatsächlichen Landschaft übereinstimmen". Oh Eun Sun will die Entscheidung nicht akkzeptieren und spricht von einem Komplott gegen sich.

Messner: Rufmord gegen Oh Eun Sun?

Schützenhilfe bekam sie dabei von Reinhold Messner. Der Südtiroler, der als erster Mensch alle Achttausender hatte besteigen können, äußerte in einem Messner-Interview mit dem österreichischen Nachrichtenmagazin "Profil" : "Es ist interessant, was Oh Eun Sun alles unterstellt wird. Das meiste ist frei erfunden. Da ist Rufmord im Spiel. Ich habe in Kathmandu von einem Sherpa gehört, dem Geld geboten wurde, dass er behauptet, Eun Sun habe am Kangchendzönga gemogelt. Da sind bestimmt PR-Leute im Hintergrund tätig. Ihr Erfolg muss anerkannt werden, solange keine Gegenbeweise da sind."

Geschafft: Edurne Pasaban am Gipfel der Annapurna (8091m, Foto: edurnepasaban.com).
Geschafft: Edurne Pasaban am Gipfel der Annapurna (8091m, Foto: edurnepasaban.com).

Pasaban die neue Achttausender-Königin?

Sollte Oh Eun Suns Erfolg am Kangchendzönga tatsächlich nicht weiter gelten, wäre Edurne Pasaban die neue Königin der Achttausender-Frauen. Gerlinde Kaltenbrunner, für viele die beste weibliche Höhenbergsteigerin, bliebe dann noch der Rekord, als erste Frau alle Achttausender ohne künstlichen Sauerstoff bestiegen zu haben. Wenn Gerlinde denn den hierzu verbliebenen K2 packt, an dem sie erst vor wenigen Wochen unter schlimmen Umständen zum wiederholten Male gescheitert ist.

8.000er Hauptgipfel von Gerlinde Kaltenbrunner

  • 1998: Cho Oyu, Tibet (8.201m)
  • 2001: Makalu, Nepal (8.463m)
  • 2002: Manaslu, Nepal (8.163m)
  • 2003: Nanga Parbat, Pakistan (Kienshofer Route, Diamirflanke, 8.125m)
  • 2004: Annapurna I, Nepal (Franzosenroute, 8.091m)
  • 2004: Gasherbrum I, Nepal (Japanercouloir, 8.068m)
  • 2005: Gasherbrum II, Pakistan (8.035m)
  • 2005: Shisha Pangma, Tibet (8013 m)
  • 2006: Kangchendzönga, Nepal (8.587m)
  • 2007: Broad Peak, Pakistan (8.047m)
  • 2008: Dhaulagiri I, Nepal (8.167 m)
  • 2009: Lhotse, Nepal (8.516 m)
  • 2010: Mout Everest, Nepal (8.850 m)

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News zur K2-Expedition 2010 von Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits: