In der Auseinandersetzung geht es darum, dass der Kletterhallenverband die Existenzgrundlage privater Hallenbetreiber durch staatliche Subventionen für DAV-Hallen gefährdet sieht. Die erste Meldung zum Streit zwischen dem DAV und KLEVER e.V. können Sie hier nachlesen. KLEVER e.V. vertritt die Interessen von derzeit 35 gewerblichen Kletteranlagen in Deutschland, sowie Österreich und der Schweiz.
Nun legt der Verband nach und veröffentlichte eine weitere Pressemitteilung, die Sie hier im Wortlaut nachlesen können (Text gekürzt):
Es geht hier nicht um die allgemeine Gemeinnützigkeit des DAV, oder darum, was der Deutsche Alpenverein leistet und geleistet hat. Es geht um ungleiche Rahmenbedingungen, Verdrängung der Inhabergeführten Hallen, um Wettbewerbsverzerrung. Und: Das alles geschieht mit öffentlichen Geldern.
Seitens des DAV-Hauptgeschäftsführers, Herrn Thomas Urban, wird eingeräumt, "DAV-Kletterhallenprojekte könnten grundsätzlich nicht gemeinnützig sein".
Dieser einleitende Satz bestätigt die Forderung des Kletterhallenverbandes KLEVER e.V., dass Kletterhallen aus der gemeinnützigen Sektionstätigkeit ausgeklammert werden müssen.
Dennoch werden Anlagen auf Grundstücken errichtet, die auf günstigster Erbpacht von den Städten zur Verfügung gestellt werden, Gebäude mit Fördergeldern errichtet und diese ganz oder teilweise im Nachgang an gewerbliche Pächter vermietet.
Die im DAV Statement aufgeführten "gemeinwohlorientierten Angebote" werden von DAV- und gewerblich organisierten Kletterhallen entgeltlich angeboten und wirtschaftlich abgerechnet und sollten wegen dieser Übereinstimmung auch gleich besteuert werden. Macht der Alpenverein den Weg frei für einen fairen Wettbewerb?
Brennpunkte wie Berlin, wo eine DAV Sektion ein Leistungszentrum in direkter Nähe zu einem KLEVER Mitglied errichten will, werfen die Frage auf, ob wirklich öffentliche Gelder fließen müssen, obwohl es am Standort ausreichend Klettermöglichkeiten gibt.
Funktionierende Kooperationsmodelle zwischen KLEVER - Mitgliedshallen und DAV Sektionen sind im Bundesgebiet mehrfach vorhanden und zeigen unmissverständlich, dass es alternative Lösungen gibt.
Zentrale Fragen die zu klären sind:
- Ist der Betrieb von nicht gemeinnützigen Kletteranlagen das richtige Betätigungsfeld für einen gemeinnützigen Verein?
- Warum lässt sich der DAV seine Kletterhallenprojekte mit so viel öffentlichen Geldern bezuschussen?
- Sind die Richtlinien für diese Subventionen noch "up to date"?
- Kann man bei Jahresumsätzen von über € 800.000,- noch von "Vereinshalle" sprechen?
Fragen, die einerseits mit den Betroffenen am runden Tisch, aber auch in der Öffentlichkeit und in der Politik diskutiert und geklärt werden müssen.
Der Kletterhallenverband KLEVER e.V. behält sich vor, dies zu prüfen.
Andrea Hailer, i.A. Kletterhallenverband KLEVER e.V
Der Deutsche Alpenverein reagierte abermals und ließ folgende Meldung verbreiten:
Ein konstruktiver Dialog wäre wünschenswert
"Über die jüngsten Forderungen von Klever kann ich mich nur wundern," sagt DAV-Hauptgeschäftsführer Thomas Urban, "wir haben einen entsprechenden Runden Tisch, zu dem sich KLEVER-Vertreter und DAV-Repräsentanten regelmäßig treffen."
Im Rahmen dieser Gespräche ist im Jahr 2008 eine gemeinsame Absichtserklärung entstanden und von beiden Seiten unterzeichnet worden. Die letzte Sitzung fand im September 2009 statt. Dort wie bei den vorangegangenen Treffen ist die Konkurrenz von DAV- und KLEVER-Anlagen zur Sprache gekommen. Die geltende Vereinbarung besagt, dass sich die Verbände gegenseitig informieren, wenn ihre Mitglieder neue Kletteranlagen bauen wollen.
"Mit den jüngsten Pressemitteilungen hat KLEVER unseren Dialog offensichtlich aufgekündigt. Im Sinne einer konstruktiven Auseinandersetzung wäre es wünschenswert, wenn KLEVER wieder das Gespräch suchen würde, statt unhaltbare Vorwürfe öffentlich zu äußern", sagt Thomas Urban.
Einige Punkte zu den DAV Kletteranlagen sind bei der aktuellen Diskussion wichtig:
- In den DAV Hallen stecken Steuergelder nur in geringem Umfang. Durchschnittlich sind das 5 bis 15 Prozent der Investitionssumme. Bei der neu gebauten Anlage in Darmstadt hat der Staat beispielsweise 6,5 Prozent übernommen, und weitere 6,5 Prozent übernimmt die Kommune, sofern Gelder dafür vorhanden sind. Momentan wird diese Summe von der Sektion zwischenfinanziert. Für die geplante Anlage in Berlin fließen überhaupt keine Steuergelder.
- Auch KLEVER-Mitglieder beziehen öffentliche Subventionen. Private Unternehmer können für ihre Kletterhallenprojekte öffentliche fi-nanzielle Unterstützung erhalten. Und dies ist auch bereits mehrfach ge-schehen - zum Beispiel durch die Veräußerung von Gebäuden weit unter Marktwert oder durch Existenzgründerdarlehen und öffentliche Bürgschaften.
- Der DAV erfüllt mit seinen Kletterhallen eine gemeinnützige Aufgabe. Im Unterschied zu kommerziellen Anbietern baut der DAV seit Anfang der 1990er Jahre Kletteranlagen - und zwar auch in strukturschwachen Gebieten. Schon rund 15 Jahre vor der Gründung von KLEVER hat sich der DAV also für die flächendeckende Förderung des Klettersports eingesetzt.