Nur noch Überreste nahe der Zugspitze geborgen

Traurige Gewissheit: Vermisster Bartgeier Wally ist tot

Traurige Nachrichten aus dem Bartgeierprojekt des bayerischen Naturschutzverbands LBV und des Nationalparks Berchtesgaden: Gut eine Woche vor einer zweiten Auswilderungsaktion hat ein Kletterteam des LBV am vergangenen Samstag Reste des seit Mitte April verschwundenen Bartgeierweibchens Wally gefunden.

Traurige Gewissheit: Vermisster Bartgeier Wally ist tot
© LBV Landesbund für Vogelschutz/Markus Leitner

In der Nähe der Zugspitze im Reintal in einer unzugänglichen Felsrinne auf 1.500 Metern Höhe lagen Knochen, Federn sowie Ring und Sender. "Uns war immer bewusst, dass solche Rückschläge passieren können, dennoch sind wir über den Tod von Wally bestürzt. Dass auch mal ein Vogel stirbt, ist Teil der Natur, aber wir hätten ihr natürlich ein langes Bartgeierleben gewünscht", so der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer.

Die Überreste des Bartgeierweibchens wurden vom LBV umgehend zur Untersuchung bei einer unabhängige Fachstelle eingereicht. Die Todesursache ist völlig unklar und noch ist offen, ob eine wissenschaftlich belegbare Aussage darüber getroffen werden kann.

Gefundenes GPS-Signal sorgte zwischenzeitig für Hoffnung

Nachdem der LBV kürzlich das erste Mal seit dem 15. April völlig unerwartet ein kurzzeitiges Signal des GPS-Senders des Bartgeiers erhalten hatte, konnte nach Ende der Schlechtwetterperiode am Samstag endlich eine erneute Suche starten. Ein vom LBV initiierter Suchtrupp hat in einem steilen Felshang des Mauerschartenkopfes die Überreste des Vogels geborgen. "Alles, was ein Bergführer und ein Biologe in einer Felsrinne im Steilgelände von Wally noch vorfinden konnten, waren große Federn und Knochen, der Wally zugeordnete Beinring und der GPS-Sender", berichtet der LBV-Bartgeierexperte Toni Wegscheider.

<p>LBV-Bartgeierexperte Toni Wegscheider mit Richtantenne</p>

LBV-Bartgeierexperte Toni Wegscheider mit Richtantenne

© LBV

Dass der junge und nach allen bekannten Daten und vorherigen Beobachtungen gesunde Vogel in den unzugänglichen Hängen des Naturschutzgebiets Reintal umgekommen sein könnte, wurde auch von internationalen Experten bis zuletzt für unwahrscheinlich gehalten. "Zwar überleben neun von zehn Jungvögel im internationalen Auswilderungsprogramm das erste Jahr, man kann aber eben auch nicht ausschließen, dass mal etwas passiert oder es gar vorhersehen. Wir suchen nun nach möglichen Ursachen, wobei es noch viel zu früh ist, um etwas Konkretes dazu zu sagen und wir wollen keinesfalls spekulieren", so Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel.

Erfolgreiche Wiederansiedlung des Bartgeiers im Nationalpark Berchtesgaden

Auch in anderen am Projekt beteiligten Ländern wie Österreich, Frankreich oder der Schweiz ereignen sich immer wieder Todesfälle. Trotzdem verläuft die Wiederansiedelung des Bartgeiers in den europäischen Alpen nach LBV-Anagben so erfolgreich wie kaum ein anderes Auswilderungsprogramm.

<p>Fundort: Die Steilhänge im Reintal</p>

Fundort: Die Steilhänge im Reintal

© LBV

Obwohl junge Bartgeier hohe Überlebensraten haben, sind in den letzten Jahren im Alpenraum immer wieder Todesfälle bekannt geworden. Neben menschlichem Einfluss wie Kollision mit Seilbahnkabeln, Vergiftung durch bleihaltige Jagdmunition oder illegalem Abschuss, gibt es eine Vielzahl nachgewiesener natürlicher Ursachen wie Lawinenabgänge oder Kämpfe mit Steinadlern. "Auch Rückschläge sind leider Teil eines solchen Langzeitprojekts und wir wissen, dass ausgewilderte Bartgeier problemlos in den Alpen überleben können. Wir werden deshalb das Projekt voller Energie und unbeirrt fortführen", sagt Nationalparkleiter Dr. Roland Baier.

Bavaria wohlauf – Schwester von Wally wird im Juni ausgewildert

Nachdem die erste Auswilderung 2021 ein voller Erfolg war und beide Vögel den Winter, inklusive längerer Ausflüge und erfolgreicher Nahrungssuche, eigenständig problemlos überstanden haben, ist der zweite, zusammen mit Wally im letzten Jahr ausgewilderte Bartgeier Bavaria wohlauf. Sie befliegt auf weiten Streifzügen momentan das Umfeld desNationalparks Berchtesgaden. In Kürze werden der LBV und der Nationalpark Berchtesgaden dann zwei weitere junge Bartgeier zur Stützung des ostalpinen Bestandes auswildern, darunter auch die diesjährige Schwester von Wally. 

1 Kommentar

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Andreas

Sehr schade, aber hoffentlich ist das Projekt erfolgreich. Ich habe im Frühjahr am Stopsel einen riesigen Kolkraben aus nächster Nähe gesehen. Solche Wildtiere live und in Farbe erleben zu dürfen, ist schon ein Geschenk.