Projekt "North6" - Die großen Nordwände der Alpen

Roger Schäli & Simon Gietl: Erfolgreiches Finale an der Grandes Jorasses

Roger Schäli und Simon Gietl durchsteigen im Rahmen ihres Projektes "North6" die sechs großen Nordwände in den Alpen: Petit Dru, Grand Jorasses, Matterhorn, Eiger, Piz Badile und Große Zinne.

Happy End: Die zwei Freunde Simon und Roger nach Besteigung der Grandes Jorasses, der sechsten klassischen Nordwand der Alpen. Roger macht das letzte North6-Gipfelbild in voller Sonne. Anschließend machen die Zwei sich an den Abstieg. 
© Roger Schäli

"North6": Roger Schäli & Simon Gietl am Eiger

Roger Schäli und Simon Gietl haben nach einer neuen alpinistischen Herausforderung gesucht. Herausgekommen ist dabei das Projekt "North6": Die Durchsteigung der sechs großen Nordwände der Alpen in Folge und komplett aus eigener Muskelkraft. Denn die Strecke von einem zum nächsten Gipfelziel wird mit dem Rennrad zurückgelegt.

<p>Das Team  NORTH6 ist nach zwei langen Radetappen – von der Auronzohütte (ITA) nahe des  Piz Badile nach Grindelwald am Fuße des Eigers (SUI) – am Ausgangspunkt  für die dritte klassische Nordwand eingetroffen.</p>

Das Team NORTH6 ist nach zwei langen Radetappen – von der Auronzohütte (ITA) nahe des Piz Badile nach Grindelwald am Fuße des Eigers (SUI) – am Ausgangspunkt für die dritte klassische Nordwand eingetroffen.

© Christoph Muster

Der ursprüngliche Plan, mit dem Projekt in Frankreich zu starten, wurde aufgrund der instabilen Wetterbedingungen gekippt. Gietl und Schäli entschieden sich deshalb dafür, "North6" kurzerhand in umgekehrter Reihenfolge zu starten; statt an dem Petit Dru (3.733 m) fiel der Startschuss in der ersten Septemberhälfte an der Großen Zinne (2.999 m). 

<p>Roger  Schäli im oberen Teil des Genferpfeiler in der Eiger Nordwand.  </p>

Roger Schäli im oberen Teil des Genferpfeiler in der Eiger Nordwand.

© Frank Kretschmann

Dann ging es für die italienisch-schweizer Seilschaft weiter an den Piz Badile (3.308 m), von dort dann nach Grindelwald. 

Bis dahin hatten Schäli und Gietl auf ihren Rennrädern bereits 678 Kilometer und 7.343 Höhenmeter zurückgelegt. Nach einer kurzen Ruhepause ging's dann am Eiger weiter. Für den Weg durch die Nordwand entschied sich das Duo für die Route "Chant Du Cygne" (7A). Die letzten Meter bis zum Gipfel wurden dann über den Westgrat zurückgelegt.

<p>Mit Lucien Caviezel, dem Paraglider-Profi im Team, werden die letzten Flug- und Wetterdaten gecheckt.</p>

Mit Lucien Caviezel, dem Paraglider-Profi im Team, werden die letzten Flug- und Wetterdaten gecheckt.

© John Thornton

Für den Abstieg wählten die beiden Alpinisten den Luftweg: Auf Höhe des berühmten "Mushrooms" ging es mit den Gleitschirmen ins Tal.

Jetzt stehen noch Petit Dru (3.733 m), die Grand Jorasses (4.208 m) und das Matterhorn (4.478 m) auf dem Programm. 

Klickt euch durch eine Fotogalerie zur Besteigungsgeschichte der Eiger-Nordwand: 

"North6": Roger Schäli & Simon Gietl am Matterhorn

Nach der erfolgreichen Besteigung der Nordwand des Eiger über die Route "Chant Du Cygne" (7A) machen sich die Alpinisten Roger Schäli und Simon Gietl mit ihren Rennrädern auf nach Zermatt (1.608 m), um die 4. klassische Nordwand – das Matterhorn – in Angriff zu nehmen. 

<p>Beste Laune trotz Regen und Nebel: Roger Schäli und Simon Gietl beim Zustieg zur Hörnlihütte. </p>

Beste Laune trotz Regen und Nebel: Roger Schäli und Simon Gietl beim Zustieg zur Hörnlihütte. 

© Nicolas Altmaier

183 Kilometer und 3.080 Höhenmeter liegen zwischen Grindelwald und Zermatt, wenn man die Route über den Grimselpass (2.164 m) wählt.

Am Fuße des Matterhorns angekommen, entschieden sich die beiden Alpinisten dafür, aufgrund der schlechten Wetterverhältnisse eine Ruhetag einzulegen. So stiegen Schäli und Gietl einen tag später wie geplant in die Nordwand ein, um über die klassische Schmid-Route zum Gipfel zu klettern.

Gegen 18:00 Uhr erreichten die beiden Freunde schließlich den höchsten Punkt am Matterhorn. Da die widrigen Bedingungen keinen Flug mit dem Gleitschirmen - wie noch am Eiger - zulassen, muss über den Hörnligrat abgestiegen werden.

Als nächstes Etappenziel wartet Chamonix. Bis dahin müssen die beiden 140 Kilometer und 4.460 bewältigen.

"North6": Roger Schäli & Simon Gietl an der Petit Dru

In Chamonix angekommen, hieß es für Roger Schäli und Simon Gietl Geduld bewahren, denn die Bedingungen vor Ort waren alles andere als optimal. Ein kurzes Schönwetterfenster kann schließlich dazu genutzt werden, in Nordwand Nummer fünf einzusteigen. 

<p>Simon  Gietl und Roger Schäli bei schwierigen Bedingungen in der Nordwand Petit Dru  </p>

Simon Gietl und Roger Schäli bei schwierigen Bedingungen in der Nordwand Petit Dru

© John Thornton

Für ihre Tour auf den Gipfel der Petit Dru wählt das eingespielte Duo das Nord-Colouir. Nach 17 Stunden erreichten Schäli und Gietl den höchsten Punkt und seilten anschließend rund 800 Meter über die Südwand ab. 

Roger Schäli zur Tour: "Wir haben lange gebraucht. Logischerweise. Die ersten Seillängen waren wirklich zarch. Zum Glück war Simon bei Nacht und Nebel richtig motiviert, trotz Spindrift bereits zu Beginn. Wir mussten einige Male stoppen und ein paar Minuten warten, damit der Schnee vorbei zischen konnte." 

<p>In der Abenddämmerung erreichten Roger Schäli & Simon Gietl den Gipfel der Petit Dru.</p>

In der Abenddämmerung erreichten Roger Schäli & Simon Gietl den Gipfel der Petit Dru.

© Roger Schäli

Im steilen Gelände sei es dann besser geworden, allerdings sehr winterlich. "Es waren schwierige Verhältnisse in der Dru. Das Eis ging aber gut. Ebenso das Abseilen durch die Südwand."

Bleibt jetzt noch "nur" noch die Nordwand der Grand Jorasses (4.208 m), um das Projekt wie geplant abschließen zu können.

"North6": Finale an der Grandes Jorasses

Beim großen Finale ihres "North6"-Projektes hatten Simon Gietl und Roger Schäli nochmal richtiges Glück mit dem Wetter. Bei Sonnenschein folg das Duo zunächst mit ihren Paragleitern in der Nähe der Charpoua Hütte in Richtung Mer de Glace. Vom Fuße des größten französischen Gletschers ging es dann zu Fuß weiter zur Schutzhütte Refuge de Leschaux (2.431 m), wo Gietl und Schäli die Nacht verbrachten. 

<p>Frühstück: Roger Schäli und Simon Gietl nach einer kurzen Nacht in  der Berghütte Refuge de la Charpoua (2.841 m).   </p>

Frühstück: Roger Schäli und Simon Gietl nach einer kurzen Nacht in der Berghütte Refuge de la Charpoua (2.841 m).

© John Thornton

Am nächsten Morgen stand die eingespielte Zweierseilschaft dann beim erstem Tageslicht am Bergschrund der Jorasses-Nordwand. Für ihren rund 1.100 Meter hohen "Weg" zum höchsten Punkt entschieden sich Schäli und Gietl für die Route "Direktes Leichentuch". Nach teilweise schwieriger Kletterei standen die beiden dann gegen 15:00 Uhr auf dem Gipfel der Grandes Jorasses. Nach 18 Tagen "on the road" war damit auch das Projekt "North6" erfolgreich abgeschlossen.

<p>Oben auf:  Simon Gietl und Roger Schäli am Gipfel der Grandes Jorasses.  </p>

Oben auf: Simon Gietl und Roger Schäli am Gipfel der Grandes Jorasses.

© John Thornton

"Für mich war dies wohl mein schönstes Bergsteigererlebnis. Es ist selten, dass man einen Gipfelerfolg mit so vielen engen Freunden teilen darf: Simon, die gesamte "NORTH6"-Crew, alle haben sich so gefreut und ins Zeug gelegt, damit Simon und ich es schaffen", so das Fazit von Roger Schäli. Für Gietli seien diese rund drei Wochen "eine neue Dimension an Erlebnissen, Eindrücken und Abenteuern" gewesen.

Quiz Meilensteine des Alpinismus - Test dein Wissen!

5 Kommentare

Kommentar schreiben
MountainFit

Gratuliere! Sehr eindrücklich?? gruss leandra

Christoph

Gratulation! Echt stark! Die beiden haben bewiesen, dass sie in allen Disziplinen Spitzenalpinisten mit einer wahnsinnigen Kondition und unbändigem Durchhaltewillen sind. Wer selber schon Enchainements (wenn auch in bescheidenerem Stil) gemacht hat weiss die Leistung einzuschätzen bzw. zu bewundern

Ralph auf unserer Facebook-Seite

Hammer Projekt. So geil!

Max

Wie ist denn bei der Sache die Logistik? Wer transportiert das Material? Wie kommt der Gleitschirm auf den Eiger?
Wenn zwei mit dem Fahrrad fahren und der Rest mit dem Auto ist das alles Augenwischerei.

Markus auf unserer Facebook-Seite

Ist ja schon eine super Leistung!! Frag mich nur, was für Disziplinen und Kombination wir uns in Zukunft noch so ausdenken werden, nur um "neue" Rekorde liefern zu können und/oder "die Ersten" bei irgendwas zu sein. Schade irgendwie.