Svalbard wie Spitzbergen auch auf Norwegisch genannt wird, fiel mir das erste Mal 1999 auf, als ich einen Expeditionsberichte über Bergsteigen im Atomfjella las.
Das nur 1500 Km vom Nordpol entfernte Spitzbergen verspricht, wie es der Name schon verrät, im Gegensatz zum flachen Nordpol ein polares Bergabenteuer par Excellence.
Als Grega Kresal aus Slowenien, der bereits schon zweimal die Berge Spitzbergens nach den besten Klettermöglichkeiten erkundet hatte, Markus Stofer und mich einlud mit ins Atomfjella dem steilste Gebirgszug der Insel zu kommen, waren wir sofort begeistert. Für mich ist die Kombination aus dem Abenteuer in unbekannte Regionen aufzubrechen, und der vertikalen Herausforderung am Berg, eine besonders große Faszination. Zum Artikel Erstbegehungen Spitzbergen Atomfjella Vor hundert Jahren wäre man von Longyearbyen, der 1500 Einwohner große Hauptstadt Spitzbergens die ungefähr so groß wie die ganze Iberische Halbinsel ist, mittels Hundeschlitten aufgebrochen. Der moderne Norweger verlässt sich aber, wie fast überall auch auf die Technik und so warteten wir eine Stunde bei -20°C im Whiteout auf den Mechaniker aus dem noch nahe gelegenen Ort. Wir hatten die Zivilisation kaum verlassen, da war schon eines der Snowmobile mit Motorschaden ausgestiegen. So leicht wären die Schlittenhunde sicher nicht unter zu kriegen gewesen! Zur Fotogalerie "Jasper auf Spitzbergen" Zum Glück wird es im April aber nicht mehr dunkel. 24 Stunden Tageslicht ließen die Zeitplanung für uns eher unwichtig erscheinen.
Nach ungefähr 18 Stunden mussten wir über eine längere Blankeispassage unsere gesamte Ausrüstung und die Schlitten tragen, dann erreichten wir das obere Gletscherbecken des Tryggvebreen Gletschers und bauten unsere Zelte auf. Basislager!
Hier oben in den Bergen der Polarregion kann die Temperatur sehr tief absinken. Im Zelt maßen wir bis -28°C. Trotz des von innen heraus wärmenden Slowenischen Slibowitz, den Klemen und Boris Zupanc bei nur 20 kg erlaubtem Fluggepäck, in erstaunlich großen Mengen hervor zauberten war die Kälte fast unerträglich, zehrte an den Kräften, und war der lebensbestimmende Faktor. Beim klettern im Schatten und auf den Gipfeln sank das Thermometer sogar bis ca. -40°C. Leben in der Kühltruhe!
Wir hatten riesiges Wetterglück. Eine Hochdruckphase bestimmte das Wettergeschehen der kommenden Woche, man erzählte uns hinterher von Jahrhundertwetter. Es war sehr kalt, aber recht stabil. Wir nutzen jeden Tag, Wände mit genialen Mixedlinien gab es genug und so konnten wir unser Ziel das moderne Mixedklettern und Drytooling, ohne Bohrhaken, im alpinen Gelände voll umsetzen. Zur Fotogalerie "Jasper auf Spitzbergen" Die Wände ähneln den Nordwänden in den Alpen und sind fast alle unbestiegen und bis 900 Meter hoch. Die Abgeschiedenheit war aber so immens, dass natürlich nur bei gutem Wetter, der Nordpolflieger, der einmal am Tag weit über unserem Basislager brummend Richtung Norden verschwand, schon das Gefühl von menschlichen Nähe und Verbundenheit mit der Zivilisation in uns wach rief.
Dass wir uns im Reich der Eisbären befanden, und dass der Schutzzaun den wir um unser Lager als Alarmanlage gespannt hatten, inklusive der Flinte nicht nur Spielerei war, wurde uns schlagartig bewusst als wir frische Eisbärenspuren in Bratpfannengröße auf dem Gletscher nicht weit vom Lager entfernt entdeckten. Zum Glück führten sie aber auch etwas weiter unten wieder zurück zum Fjord. Bergsteiger sind in der Polarregion wohl doch schneller von der Kälte ausgemergelt als die fetten Robben unten auf dem Packeis.
Gesamtes Expeditionsteam:
Grega Kresal, Anderj Erceg, Boris und Klemen Zupanc aus Slowenien , Markus Stofer aus der Schweiz und Robert Jasper aus Deutschland. Zum Artikel Erstbegehungen Spitzbergen Atomfjella Weitere Artikel über Robert Jasper auf alpin.de:
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