ALPIN: Diese Wintersportsaison ging früher los als die der letzten Jahre. Das Wetter war dann allerdings sehr wechselhaft. Was bedeutet das für das Lawinenjahr 2017/18?
Patrick Nairz: Dieser Winter ist endlich wieder ein kerniger Winter mit überdurchschnittlich viel Schnee. Das zeigen auch einige unserer Beobachterstationen in Tirol, bei denen zum Teil die bisherigen Maxima überschritten wurden. Und das bei 30- bis 50-jährigen Messreihen.
Gefühlt passieren mehr (tödliche) Unfälle als im vergangenen Jahr. Was sagen die Statistiken dazu?
Im Durchschnitt kommen in Tirol während eines Winters zwölf Personen in Lawinen ums Leben. Im letzten Jahr gab es 14 Todesopfer, damit lagen wir etwas über dem Durchschnitt. Bis 22. Januar verstarben vier Personen (Anmerkung der Redaktion: Das Gespräch führten wir bereits vor einiger Zeit).
Prognosen für den restlichen Winter sind schwierig, aber in dieser Saison haben wir – wie es für schneereiche Winter typisch ist – einen recht günstigen Schneedeckenaufbau. Erfahrungsgemäß sterben deshalb weniger Menschen in Lawinen als während schneearmer Winter mit einem eher ungünstigen Schneedeckenaufbau.
Von welchen Umständen hängen die Unfallzahlen eurer Erfahrung nach vor allem ab?
Rund zwei Drittel der Lawinenunfälle passieren bei Gefahrenstufe 3, die in circa einem Drittel der Zeit eines Winters ausgegeben wird. Dann herrschen Verhältnisse, für die man Erfahrung in der Lawinenbeurteilung braucht.
Wer die nicht mitbringt, kann dabei überfordert sein und eher mal in Fallen tappen. Wir merken aber, dass Wintersportler, insbesondere Tourengeher, häufig sehr defensiv unterwegs sind, gerade bei gefährlichen Situationen. Das spricht für ein erhöhtes Risikobewusstsein.
Der Trend zum Skitourengehen und Variantenfahren wirkt sich ebenfalls auf die Unfallzahlen aus. Weil sich viele Wintersportler häufig in einem Gelände aufhalten, das den gesamten Winter über begangen oder befahren wird, werden mögliche Schwachschichten eher zerstört.
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