Seit 05. August laufen die olympischen Spiele in Rio. Schon vorher gab es für Freunde des Wettkampfkletters reichlich Grund zur Freude.
Das Internationale Olympische Komitee hat auf einer Sitzung am 03. August in Rio beschlossen, Klettern ins Programm der auf Rio folgenden Olympischen Sommer-Spiele aufzunehmen. Diese finden im Jahr 2020 im japanischen Tokio statt.
Die drei Kletter-Disziplinen Bouldern, Lead und Speed sollen in einer Wertung zusammengefasst.
Ob Klettern über Tokio hinaus olympisch bleibt, stehe, so der DAV in einer Pressemeldung, bislang nicht fest.
Für Thomas Huber ist die Entscheidung des IOC ein Grund zur Freude: "Wir müssen offen dafür sein. Das Sportklettern hat es sich wirklich verdient, ins olympische Programm aufgenommen zu werden, weil sich der Wettkampf positiv weiterentwickelt hat. Es ist ein attraktiver, ernstzunehmender Sport", sagte der Kletterer und Bergsteiger, der vor Kurzem mit viel Glück einen schweren Absturz mit wenig Blessuren überstanden hat, gegenüber blogs.dw.com/abenteuersport.
Im selben Artikel äußert sich Adam Ondra weniger begeistert. Dem tschechischen Weltklasse-Kletterer stößt vor allem die Idee des IOC auf, die Disziplinen Lead, Speed und Bouldern zusammenzulegen.
Auch David Lama zeigt sich skeptisch: "Müsste ich persönlich die Entscheidung treffen, würde ich mich aber klar gegen die Olympischen Spiele aussprechen."
Wir haben auch die Besucher unserer Webseite nach ihrer Meinung zu diesem Thema befragt. In einer Abstimmung zeigten sich knapp 60% unserer User erfreut, dass Klettern olympisch wird.
In den vielen Kommentaren (siehe unten) ergab sich wie bei den Profis ein geteiltes Meinungsbild. Relativ einig sind sich Athleten und User in ihrer Ablehung des angedachten Modus,. Klettern, Bouldern und Speed in einer Wertung zusammenzufassen.
25 Kommentare
Kommentar schreibenBergheil! "Klettern" kann nie olympisch werden. Denn Klettern ist eine Kulturangelegenheit, nicht nur Sport. Das haben die prägenden Charaktere immer betont. Das klingt somit fast schon banal, ist aber wichtig zu betonen, gerade gegenüber einer neu interessierten Öffentlichkeit/ Nichtfachmedien. Olympiade: Wettkampf in Höher/Schneller/Weiter - Klettern: Erlebnis Berg/Zeit zum Atmen ist nicht kongruent. "Klettersport" oder Disziplinen wie "Speed", "Bouldern" ("Lead" allein wohl schon zu komplex und langweilig für TV) mögen olympisch werden und vielleicht führt das dazu, das der eine oder andere, der wie ich mittelbar vom breitensportlichen Interesse an der Vertikalen lebt, pecuniäres Schlappseil bekommt. Aber, was die "Klettererszene" nervt - analog zum Snowboarden ehedem - ist ein diffuses Gefühl, dass die Seele, die Kultur Schaden erleidet, indem ein Teilaspekt, nämlich der quantifizierbare Wettbewerb unter dem globalen Schlagwort "Klettern" breite Öffentlichkeit erlangt. --- Auch über die Wettkampfform mag man sich wundern - als hätten die Snowboarder damals in Parallelslalom und Halfpipe zugleich antreten müssen... Nun kommt die Testversion 2020 eben. Die Frage ist also die nach der Alternative. Nicht mehr: "Finde ich es gut oder nicht" - sondern: "Was kann man tun?" Klettern bekommt nun mehr aufmerksamkeit. Jeder, dem die Kultur am Herzen liegt, ist daher nun aufgerufen, Chancen (auch neue) zu nutzen, diese Kultur zu transportieren. Wenn 2020 Speedgehüpfe über den Äther geht und danach aber ein Film über Hermann Buhl - kann ich damit leben. Wenn der 3Kampf aber dazu führt, dass junge Athleten, die Geld verdienen wollen, nun Speed nehmen müssen, statt sich Cracks reinzuziehen... Das hat Terje Haakonsen - die Ikone des Snowboardens damals, und Boykotteur der erstenStunde - Olympia vorgeworfen: Der Zuschnitt auf das Messbare tötet die Kreativität. Den Style. Terje hat danach eine neue Wettkampfserie (TTR) gegenüber der FIS entwickelt, mit wechselnden Formaten, damit die Athleten sich weiterentwickeln und nicht jedes Jahr einfach einen Salto mehr dranhängen, was den Zuschauer auch irgendwann langweilt. Darum - 2020 kommt. Die Aufmerksamkeit nutzen - und auf allen Kanälen Transport der Kultur! Bergheil
Die olympische Idee ist durch die Funktionäre korrumpiert. Klettern hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr gut weiterentwickelt auch ohne den Fokus auf Olympia zu legen. Zum Modus: schwimmen und Turmspringen legt man auch nicht zusammen. Nur weil alles im Wasser spielt.
Klettern als Olympiasport würde einen weiteren Schritt in die Kommerzialisierung und die damit verbundenen "Laster" der Gegenwart (Doping, Spitzen- statt Breitensportförderung, Fremdbestimmung, usw.) bedeuten. Die alpinen Vereine sollten davon die Finger lassen.
Für mich ist "olympisches" Klettern nur Teil einer seit Jahren laufenden riesigen und systematischen Vermarktungsstrategie. Klettern/Bouldern bedeutet für mich Auseinandersetzung mit dem Fels und/oder mit mir selbst, nicht mit einen (sportlichen) Gegner. Ich habe aber kein Problem damit, wenn das andere Menschen komplett anders sehen!
Hallo allerseits! Geklettert sind Menschen wahrscheinlich schon immer, ob auf Bäume oder Berge - ob aus dem Drang heraus, Neues zu entdecken oder die simple Freude an der Bewegung zu genießen. Klettern als Wettkampfsport beeinträchtigt doch nicht das Klettern an sich. Es wird immer Menschen geben, die nicht wegen des Interesses, sich mit anderen Sportlern zu messen, an den Fels gehen. Letztlich geht es nur darum, die verschiedenen Ausübungsmöglichkeiten des Sports anzuerkennen. Wertigkeiten festzulegen, welche Art des Kletterns nun die "richtige" ist, sollte sich niemand anmaßen. Denn folglich müsste es dann auch eine "falsche" Art des Kletterns geben. Diese Betrachtungsweise wäre tatsächlich Blödsinn. Warum sollte es also nicht die Möglichkeit des sportlichen Wettkampfs geben? Ich persönlich freue mich darauf, Sportklettern bei Olympia 2020 zu sehen! Beste Grüße,
Ich bin nur Bergwanderer, kein Kletterer. Deshalb habe Ich noch keine Vorstellung, wie man die Leistungen der Klettersportler gerecht bewerten will. Ok, beim Speedklettern geht es natürlich um Zeit. Aber sollte es beim Klettern allgemein nicht um Sicherheit, Ästhetik usw. gehen?
Ich fände es gut, wenn das Klettern auf Dauer eine olympische Disziplin wäre. Ob man verschiedene Arten zusammen legen sollte oder nicht, kann ich nicht beurteilen, da fehlt mir das Fachwissen. Ich würde mir jedenfalls viel lieber Klettern im TV anschauen, als einige andere fest etablierte Sportarten. Aber das ist ja Geschmackssache. Für mich und meine Familie ist das Klettern im Klettersteig das größte Vergnügen, aber für "richtiges" Klettern fehlt uns ne große Portion Kraft, Technik und auch Mut...
Angedachter Modus ist Unsinn. Wenn ich mir dann anschaue, dass z.B. beim Schießen getrennte Medaillen schon dafür vergeben werden, ob jemand 5 Meter näher dran ist oder nicht, ist dieser echte Sport Klettern immer noch nicht wirklich ausreichend wertgeschätzt. Aber vielleicht wird's ja noch...
Die olympische Idee ist durch die Funktionäre korrumpiert. Klettern hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr gut weiterentwickelt auch ohne den Fokus auf Olympia zu legen. Zum Modus: schwimmen und Turmspringen legt man auch nicht zusammen. Nur weil alles im Wasser spielt.
Olympia ist nur mehr eine Geldmaschine für das IOC. Zahlt in den Veranstaltungsländern keine Steuern. Zerstört die Umwelt. Geht auf Kosten der Menschen. Siehe Brasilien.