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Wahnsinn Kilimandscharo-Besteigung?

Junges Reporter-Team mit eindrücklichem Film über eine Besteigung des höchsten Berges Afrikas.

Wahnsinn Kilimandscharo-Besteigung?
© Picture Alliance

Aaron Moser (27) arbeitet als Kameramann und Mediengestalter beim NDR und als Freiberufler. Vor wenigen Tagen hat der Hamburger mit dem jungen Reporter-Team von "strg_f" einen Film über seine Kilimandscharo-Besteigung veröffentlicht, den er gemeinsam mit seinem Kollegen Rainer Blank gedreht hat. 

<p>Wandern durch eine skurrile Felsenlandschaft. Im Hintergrund erhebt sich  der Mawenzi.  </p>

Wandern durch eine skurrile Felsenlandschaft. Im Hintergrund erhebt sich der Mawenzi.

© Aaron Moser

Wir haben uns mit dem Filmemacher über den Streifen unterhalten, der auf dem YouTube-Kanal von strg_f schon über 100.000 Mal angesehen wurde

<p>Im Gespräch: Filmemacher Aaron Moser.</p>

Im Gespräch: Filmemacher Aaron Moser.

© Aaron Moser

Der ostafrikanische Riese ist der Trekking-Gipfel schlechthin und ein Magnet für Bergbegeisterte aus aller Welt.

Aaron erzähl uns, wie es zu Deiner Reise kam?

Eigentlich war es ein familiäres Ding, ich habe die Kili-Besteigung mit meinem Vater geplant, mit dem ich schon einige Outdoor-Abenteuer erlebt habe. Im Verlauf unserer Vorbereitung habe ich aber gemerkt, dass eine Besteigung des Kilimandscharos auch beruflich von Interesse ist, da mir relativ schnell klar wurde, dass am Berg offensichtlich einiges falsch läuft. Ich gewann immer mehr den Eindruck, dass viele den Berg vor allem aus Prestigegründen besteigen. Ein Kili-Gipfelerfolg ist - wie auch andere Outdoor-Erlebnisse - zu einer Art alternativem Statusobjekt geworden. Der Berg mutiert offensichtlich zu einem Abenteuerspielplatz. Das wollte ich für strg_f genauer anschauen und dokumentieren.

<p>Sie  machen die Knochenarbeit für die Touristen: die Träger. Pro Saison arbeiten  ca. 18.000 Porter am Berg.</p>

Sie machen die Knochenarbeit für die Touristen: die Träger. Pro Saison arbeiten ca. 18.000 Porter am Berg.

© Aaron Moser

Der Film Eurer Besteigung läuft auf YouTube unter dem Titel "Müll und Massentourismus: Outdoor-Wahnsinn auf dem Kilimandscharo". Der Titel klingt ehrlich gesagt ein wenig reißerisch. Was passiert am Kili, dass Ihr diesen Titel gewählt habt?

Pro Jahr kommen 50.000 Gipfel-Aspiranten an den Berg. 2013 waren es sogar 60.000! Das sind für diese Region extrem viele Menschen, die einen immensen Druck für die Natur im Kilimandscharo-Nationalpark bedeuten. Der Nationalpark ist seit 1987 auch UNESCO-Weltnaturerbe und somit besonders schützenswert und sollte für nachfolgenden Generationen bewahrt werden.

<p>Die  Touristenmassen bilden lange Ketten. Pro Jahr probieren ca. 50.000 Touristen  den Gipfel zu erreichen.</p>

Die Touristenmassen bilden lange Ketten. Pro Jahr probieren ca. 50.000 Touristen den Gipfel zu erreichen.

© Aaron Moser

Verstehst Du Die Kritik, dass Du selbst den Berg als Tourist bestiegen hast, aber dennoch den Tourismus kritisierst und auf andere mit dem Finger zeigst?

Das verstehe ich. Aber wir wollen sicher nicht auf andere mit dem Finger zeigen und plädieren mit dem Film auch nicht dafür, den Berg prinzipiell nicht mehr zu besteigen. Wir wollten ein realistisches Bild einer Besteigung des Berges zeigen mit all seinen - auch negativen - Facetten. Bereits jetzt haben sich einige gemeldet, die aufgrund des Filmes auf eine avisierte Besteigung verzichten wollen. 

<p>Die  Menschenmassen hinterlassen Spuren: An vielen Orten entdeckt man Müll, der zurückgelassen wurde.</p>

Die Menschenmassen hinterlassen Spuren: An vielen Orten entdeckt man Müll, der zurückgelassen wurde.

© Aaron Moser

Und denjenigen, die den Berg besteigen wollen, möchte wir mit auf den Weg geben, es möglichst verantwortungsvoll zu tun. Dazu zählt, die Tour bei einem Anbieter zu buchen, der die Porter (Träger, d. Red.) gut bezahlt und gut behandelt und auch dafür sorgt, dass kein Müll zurückgelassen wird.

Extrem wichtig: Nehmt Euch Zeit für die Besteigung! Wir haben Touristen getroffen, die für die gesamte Besteigung nur fünf Tage Zeit hatten. Das ist nicht nur respektlos Mensch und Natur gegenüber, das ist auch schlicht gefährlich. Der Berg ist knapp 6.000 Meter hoch, da ist eine angemessese Akklimatisation Pflicht. Von denen, die eine solche Express-Tour buchen, werden nicht wenige höhenkrank, gerade mal 50 Prozent erreichen den Gipfel. Von dieser Art Tourismus profitieren weder die Menschen vor Ort noch die Touristen selbst.

<p>Über  den Wolken: Ausblick vom Kilimandscharo.</p>

Über den Wolken: Ausblick vom Kilimandscharo.

© Aaron Moser

Mein Vater Achill, der mit am Kili war, sagt immer: "Wir brauchen die Natur nicht nur als ökonomischen Faktor wir brauchen die Natur auch für unsere Seele." Sich das immer wieder bewusst zu machen ist wichtig. Unser Planet ist unglaublich schön und jeder hat das Recht, unterwegs zu sein und die Natur zu genießen. Genauso hat aber auch jeder die Verantwortung, diese Schönheit und Einzigartigkeit für folgende Generationen zu bewahren.

Hier der Film von Aaron Moser und strg_f, der zeigt, wie eine Kilimandscharo-Besteigung aktuell abläuft:

Wesentlich ruhiger als auf der von Aaron gezeigten Route geht es auf der Tour über die Western Breach Wall zu. Diese Fotogalerie zeigt Euch Eindrücke der Tour, ausführlich beschrieben ist sie in ALPIN 11/2017, die Ihr über unseren Webshhop beziehen könnt.

Text von Holger Rupprecht

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