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Tiefseeforscher Jacques Piccard wird 85

Niemals ist jemand tiefer getaucht. Den Rekord mit fast 11 000 Metern vom 23. Januar 1960 hält der Schweizer Tiefseeforscher Jacques Piccard noch immer. Am 28. Juli wurde er 85, und könnte er noch einmal wählen, dann würde er heute vielleicht Astronaut.

Tiefseeforscher Jacques Piccard wird 85

In einem Gespräch mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ) verriet Piccard kürzlich, warum sein Rekord nicht gebrochen wird. „Es gibt tatsächlich kein U-Boot mehr, das so tief tauchen kann.“ Außerdem gebe nur wenige Gräben in den Weltmeeren, die tiefer als 8000 Meter seien, 98 Prozent der Ozeane seien nicht tiefer als 6000 Meter. „Es ist wichtiger, ein paar U-Boote für 6000 Meter zu haben, als eines, das noch tiefer taucht“, lautet heute seine nüchterne Bilanz. Damals hatte der Schweizer Tiefseeforscher nach viereinhalb Stunden Fahrt mit dem U-Boot „Trieste“ den Boden des Mariannengrabens im Westpazifik zusammen mit dem US-Marineleutnant Don Walsh erreicht. Auf ihnen lastete ein Wasserdruck von 170 000 Tonnen in 10 916 Meter Tiefe. Entwickelt hatte Piccard das Schiff mit seinem Vater Auguste, einem Physikprofessor, der 1932 bei Zürich mit einem Ballon auf die damalige Rekordhöhe von 16 770 Metern kletterte. Höher und tiefer - bei Piccards liegt das bis heute voll in der Familie. Sohn Bertrand umrundet den Erdball mit Ballons und Solarmobilen. Jetzt, mit 85 Jahren, hielte er vermutlich das Astronauten- Training nicht mehr durch, meinte Jacques Piccard in dem NZZ- Gespräch. „Das hätte mich natürlich interessiert“, betont er unter Hinweis darauf, dass die Landung auf dem Mond noch deutlich interessanter als sein Ausflug in die Tiefsee gewesen sei. „Unsere Leistung war wohl eher, dass wir gezeigt haben: Jetzt können wir im Meer überall hin. Für mich ist die Landung auf dem Mond die schönste Expedition, die sich überhaupt vorstellen lässt.“ Jacques Piccard hielt Zeit seines Lebens an der Meeres- und an der Gewässerforschung fest. Untrennbar ist sein Engagement in Cully am Genfer See mit seiner „Stiftung zum Studium und zum Schutz der Meere und Seen“ verbunden, wo es vor allem um den Umweltschutz geht. Kampf gegen Gewässerverschmutzung etwa, der Erhalt von Pflanzen und Tieren, die Naturgesetze in Harmonie zu bringen – das sind nach wie vor seine Ziele. Dazu ist ihm auch kein Gewässer zu klein: In den 1960er Jahren baute er ein U-Boot für den Genfer See. Die „Auguste Piccard“ tauchte über 1000 Mal und gewährte Einblicke in die Tiefe des Sees – maximal etwas mehr als 300 Meter.

Text von Quelle: dpa