Bergsommer dahoam: Die Kommentare unserer User

"Ein Tagesparkticket für 10 Euro? Das ist Abzocke!"

Die Reisewarnungen für das Ausland führten oft zu Massenaufläufen in den Bergen daheim. Es kamen teils rücksichtslose Park-Rowdies, die wiederum teils sehr hart bestraften wurden. Der Tourismus war für viele Gemeinden jedoch auch sehr wichtig. Wie haben unsere User*innen den Corona-Sommer und -Herbst erlebt?

"Ein Tagesparkticket für 10 Euro? Das ist Abzocke!"
© Imago / Mito

Es ist ein Ächzen und Stöhnen zu vernehmen in den bayerischen Alpen-Gemeinden. Die Reisewarnungen fürs Ausland sorgen für ein volles Haus in der Heimat. Immer öfter auch mit Frust für Reisende und Einheimische.

<p>Das schöne Ausflugswetter und hohe Temperaturen im Sommer und Herbst trieb viele Tagesausflügler, wie hier am Tegernsee, an die bayerischen Seen. </p>

Das schöne Ausflugswetter und hohe Temperaturen im Sommer und Herbst trieb viele Tagesausflügler, wie hier am Tegernsee, an die bayerischen Seen. 

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Am letzten warmen Herbstwochenende wollte ALPIN-Redakteur Andreas Erkens zum Klettern ans Frauenwasserl in Oberammergau. Mit dieser Idee war er nicht alleine. Kilometerlange Schlangen parkender Autos standen an manchen Ausgangspunkten in den Ammergauer Alpen. Und sicher nicht nur dort. In Garmisch-Partenkrichen, am Walchen- oder am Tegernsee dürfte es wohl nicht anders ausgesehen haben. 

Daniel Weickel vom Zwei-Seen-Land-Tourismus in Kochel sagt: "Es gibt keinen Wochenend- oder Ferien-Verkehr mehr bei uns. Nur Schön- oder Schlechtwettertage." Und Corona dürfte diese Lage noch verschärft haben. Viele, die sonst ins nahe Tirol, nach Salzburg oder Vorarlberg ausweichen, drängen nun zusätzlich in die bayerischen Berge. Anwohner wehren sich, Gemeinden freuen sich einerseits über den Tourismus, kämpfen aber andererseits mit den Massen. 

Das eingangs erwähnte Beispiel zeigt: Die Sorge ist vollkommen berechtigt! In jeder Kletterroute hing eine Seilschaft, Abstand Fehlanzeige, da ist Stress vorprogrammiert. Zudem sind alle Parkplätze im Naturschutzgebiet voll. Die Folge: Viele parken am Straßenrand, ohne zu wissen, dass das dort teuer werden kann - ganz zu schweigen für die langfristigen Folgen für die Natur. Zwischen 50 und 50.000 Euro Bußgeld werden fällig. Je nach Schwere des Vergehens.

"Dieses Jahr hatten wir etwa doppelt so viele Bußgeldanzeigen wie sonst", so Christian Wolf vom Landratsamt Garmisch-Partenkirchen. "Rund 200 – die Hälfte davon Parkverstöße." Und das frustriert Besucher wie Beamte, die teils schnell und hart gegen Falschparker vorgehen. Dabei dürfte ein erster Hinweis wohl im Ermessensspielraum liegen.

Die gesammelten Stimmen unserer User findet ihr in den Kommentaren, das Ergebnis unserer Kontrovers-Umfrage präsentieren wir euch hier.

Text von Andreas Erkens

18 Kommentare

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Andreas Holländer auf unserer Facebook-Seite

Das Publikum, welches am Wochenende in die Berge fährt, ist halt sehr vielfältig:von den Eltern, die mit kleinen Kindern, die ersten Erlebnisse suchen, Familien, denen der Opa oder die Oma zeigen, wo sie in der Jugend kletterten... bis hin zu semiprofessionellen Bergsportlern zu Fuß oder mit dem Rad. Genau so ist es bei mir, je nach Fortbewegungsmittel und Tourenziel und Region ist es ein stets schönes und unterschiedliches Erlebnis. Ja natürlich ist es zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten voll. Man wird dann auch nachvollziehbare Gründe haben warum man genau dort ist.
Ich wünsche mir nur, dass Kommunen nicht wieder Parkplätze wegen Corona dicht machen.

Renate Frey auf unserer Facebook-Seite

Ich fahre meistens mit der Bahn ins Allgäu. Und fand es dieses Jahr noch nerviger, weil die Züge überfüllt sind und zu viele Fahrgäste ohne Maske unterwegs waren oder sie nur in der Hand etc. trugen.

Robert Riesinger auf unserer Facebook-Seite

Es wird keiner Kommune gelingen, mir Geld für das Parken bei Bergtouren abzunehmen - vor allem, weil diese Tarife unverhältnismässig teuer sind. Das bedarf ein bißchen an Kreativität und vor allem bin ich nicht zu faul, einen zusätzlichen Kilometer zu laufen. Ich finde es als absurd, sich selbst von diesen Parking-Hotspots abhängig zu machen, wenn man ohnehin den Auslauf und Bewegung sucht. Das ist mein Konzept.

Michael

Entweder oder. Wenn man die Einnahmen aus dem (Tages-) Tourismus will, sollte man auch entsprechende Infrastruktur schaffen und nicht jammern, wenn dann Leute kommen - bzw auch mal Kulanz zeigen, was Parkverstöße angeht. Wenn man das nicht will, auch ok, aber dann auch bitte nicht ganze Ortschaften auf Tourismus ausrichten und jammern, wenn niemand kommt. Beispiel für beides, das nahe Tiroler Ausland. Um den Achensee rum hab ich das Gefühl von Geldschneiderei, in Innsbruck an der Martinswand kann das Seilschafts-Auto auch mal am Straßenrand stehen, ohne dass sich wer aufregt.

Anonymer User über unser Voting-Tool

Wer es nicht schafft sein Auto an dafür vorgesehenen Plätzen abzustellen (bzw. im Falle eines vollen Parkplatzes einen alternativ Plan zu haben) hat es nicht anders verdient. Gerne noch höhere Bußgelder für Unfähigkeit.

Anonymer User über unser Voting-Tool

Es ist voll. Deutschland ist dicht besiedelt. Die Gemeinden profitierten gerne von der Stadt. Unter der Woche staut es dort, sind die Parks und Kulturräume voll. Zum Shoppen, für das Konzert, die Ausstellung oder Arbeit kommt man gerne. Am Wochenende soll der Städter dann bitte dort bleiben, um das Idyll der heimischen Berge nicht zu stören, um dort die Ruhe zu erhalten. Aber auch in den Städten haben wir überall den sogenannten Overtourism - ganz ohne Touristen. Wenn dieses Thema weiter von Politikern und Medien zur Aufmerksamkeitsgewinnung genutzt wird, kommt es zu immer mehr Spannungen. Wie wäre es mit Konzepten für alle. Parkmöglichkeiten und „Spaßflächen“ gezielt schaffen und so Regionen uninteressanter machen. Aber diese dann auch nicht bewerben. Wer um Touristen wirbt, wird in diesem Bereich auch Tagesausflügler aus der Umgebung anlocken. Warum auch nicht? Jeder hat grundsätzlich das gleiche Recht in den Bergen zu sein.

Manne

Schon an normalen Wochentagen sind Parkplätze an bekannten Bergen überfüllt, der Berg selber wird in der Folge von Karawanen überzogen. So kann es nicht weitergehen.

Langerheinz

Hinterstein wird jetzt nicht umsonst schon Wucherstein genannt. Dorothea wahrscheinlich wurde aus diesen Geizgründen Hinterstein damals die endgültige Ernennung zum Bergsteigerdorf verwehrt. Die alpin-Antworten enden jeweils mit „Natur geht vor“. Letztendlich mal wieder keine Auswahl möglich. Wir haben jetzt eine besondere Situation, wir sind Viele - und es nicht erkennbar dass die Natur in diesem Jahr besonders leidet. Reden wir doch vom Klima und der Umwelt und nicht von der Natur. Nach der Pandemie wird vieles anders sein, den Touristen wird schlicht die Kohle fehlen und Wucherstein irgendwann der weniger gut betuchte Tourist. Mir ist aufgefallen, dass wir Touristen uns unter diesen Umständen nicht negativer verhalten haben wie in den Vorjahren. Unter den Einheimischen hat sich aber die Zahl der mürrisch dreinschauenden ach so hart Arbeitenden signifikant erhöht. Der übliche Neidfaktor derer die auf uns Bürosesselsitzer noch nie gut zu sprechen waren, die aber nicht verstehen wollen, dass ohne unsere Steuergelder dort in Wucherstein und Umgebung pure Armut herrschen würde. Dass bei uns nebenbei noch das freie Betretungsrecht der Natur gilt das lassen wir Städter uns nicht nehmen. Berg frei Heinz Buchmann

ceterum censeo

"Ein Parkverbot oder Durchfahrtsverbotsschild hat sicher immer seinen Grund." ... freilich ... eine Behörde oder sonstiges Exekutivorgan handelt bekanntermaßen IMMER rechtmäßig. Wenn beispielsweise der Polizeiknüppel auf Deinem Kopf einschlägt, wird der Polizist auch bestimmt einen Grund gehabt haben. Und es geziemt sich nicht für einen ordentlichen Untertan, dies zu hinterfragen und zu kritisieren. Gehorsam heißt das Gebot der Stunde!

Anonymer User über unser Voting-Tool

Natürlich wollen die Gemeinden Tagesausflügler und Touristen bei sich haben. Allerdings kann die Infrastruktur dieser Orte nur eine gewisse Menge an Besuchern stemmen. Wenn diese Menge zu groß wird, wie es schon seit einiger Zeit regelmäßig tut, muss von den Kommunen gehandelt werden, da sich auf beiden Seiten Frust aufbaut. Die Einheimischen sind genervt weil sie ewig im Stau stehen um einkaufen o.ä. zu fahren und teils rücksichtslos eingeparkt und angeredet werden. Die Ausflügler sind natürlich auch genervt, wenn sie in die Natur fahren, ewig im Stau stehen und keine Parkplätze finden. Meiner Meinung nach müsste daher die ganze Infrastruktur dieser Orte überdacht und überarbeitet werden, mit besseren und häufigeren Öffis etc. So könnte diesem endlos Thema vielleicht etwas entgegen gewirkt werden.

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