Herbstzeit – Hallenzeit. Manch einer war vielleicht ganze Jahr am Fels oder in der Halle unterwegs, andere steigen erst jetzt wieder ins Geschehen ein. Die Kletterhalle suggeriert Sicherheit. Keine gruselige Höhe, jeden Meter ein ständig geprüfter Haken, viele andere Leute.
Und auffällig viele Unfälle passieren auch nicht in den Kletterhallen. Aber diese Unfälle sind mit wenigen Ausnahmen auf menschliches Versagen zurückzuführen. Und davor ist niemand gefeit, wie der tragische Unfall eines Bergführerausbilders Anfang des Jahres deutlich gemacht hat.
Neben der vermeintlichen Sicherheit einer Kletterhalle haben die Tempel der Vertikalen aber noch eine andere Eigenart: Es ist häufig überfüllt, die Gefahr einer Ablenkung oder Unaufmerksamkeit ist besonders groß.
1. Schlappseil
Der häufigste Fehler, der in der Halle gemacht wird: Der Sichernde hat zu viel Schlappseil. Gerade beim ersten und zweiten Haken muss man besonders aufmerksam sichern. Der Kletterer erwartet bei einem Sturz, dass er ins Seil fällt.
Ein Sturz aus zwei Meter Höhe auf den Boden kann verdammt schmerzhaft sein. Deshalb gilt für den Sichernden: Besonders auf den ersten Metern aufmerksam sein und wenn sinnvoll, auch mal die Position verändern.
2. Überheblichkeit
Aus Überheblichkeit, um anderen zu imponieren oder einfach aus Dummheit: Es werden Haken der Hakenreihe nicht geklinkt. Auch wenn es in der Benutzerordnung jeder Halle drinsteht, dass alle Haken geklinkt werden müssen, ist das überraschend häufig nicht der Fall.
Und die Statistik von Unfällen an künstlichen Kletteranlagen zeigt: Es passieren immer wieder schwere Unfälle aufgrund von nicht geklinkten Haken. Im Schadensfall ist laut Rechtsprechung übrigens der Kletterer schuld an Unfällen, die auf ein Auslassen von Haken zurückzuführen sind.
3. Pendel
Viele Kletterer lieben die scheinbare „Sicherheit“ des Toprope, also mit Seil von oben, auch wenn die Hakenabstände in der Halle gering sind. Das gilt besonders, wenn sie in Routen einsteigen, die über ihrem normalen Kletterniveau liegen.
Das Toprope-Klettern ist bei maximal senkrechten und gerade nach oben verlaufenden Routen auch okay. Verlaufen die Routen aber diagonal oder ist die Tour deutlich überhängend, müssen die Zwischensicherungen trotz des Topropes eingehängt werden.
Sonst pendelt der Kletterer bei einem Sturz je nach Wandcharakter durch die halbe Halle und „kegelt“ andere Besucher um.
4. Sturzraum
Selbst bei geringem Hakenabstand und kurzem Schlappseil kann die Sturzhöhe auch in Kletterhallen mitunter beträchtlich sein. Weiter zumindest, als man es oft vermutet.
Deshalb ist der Sturzraum eines Kletterers sowohl für andere Kletterer als auch für „Bodenpersonal“ tabu. In eigenem Interesse. 75 Kilo von oben kann böse Folgen haben.
5. Die Umlenkung
Die Umlenkung am Ende einer Route sollte immer mit zwei Karabinern erfolgen, zumindest dann, wenn im Toprope geklettert wird. Befindet sich am Ende einer Route nur ein Karabiner, kann jeder Kletterer selbstständig (und in eigenem Interesse) einen zweiten dazuhängen.
Das verhindert ein ungewolltes Aushängen des Topropes (der einzigen Sicherung) etwa durch Krangel, aber auch dadurch, dass der Kletterer die Umlenkung versehentlich aushängt (besonders, wenn er beim Hochklettern die Exen ausklinkt).
6. Kernschmelze
In einer Umlenkung darf immer nur ein Seil liegen. Unabhängig davon, ob das zweite Seil benutzt wird oder nicht. Gibt es am Ende einiger Routen nur einen gemeinsamen Umlenker und es befinden sich zwei Seilschaften dort, muss man mit Exen die Umlenkung verlängern und darauf achten, dass die Seile nicht aneinander reiben oder übereinander laufen.
7. Die Kommunikation
Die Kommunikation zwischen Kletterern ist extrem wichtig, gerade weil es in Hallen (oder auch am Fels) sehr voll und/oder laut ist: Ein fehlerhaftes, nicht gehörtes oder falsch verstandenes Kommando kann fatale Folgen haben.
Deshalb immer vergewissern, ob Sie es sind, der gemeint ist. Wenn bei drei Kletterern an dicht aneinander liegenden Routen einer „Stand“ brüllt, können unten nicht drei Sicherer das Seil aushängen. Hilfreich ist es, zum Kommando (bespielsweise „Stand“) den Namen zu nennen, also „Simone, Stand“.
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