Vom Todesbiwak direkt zur Spinne

Neue Eiger-Linie?

Könnte man nicht vom oberen Rand des Zweiten Eisfeldes direkt zur Spinne gelangen?

Neue Eiger-Linie?
© Visualimpact / Braunwarth

Frage von K. P. Voss, per E-Mail:

Angeregt durch eure Eiger-Nordwand-Geschichte habe ich folgende Frage: Es müsste doch vom oberen Rand des Zweiten Eisfeldes oder vom Todesbiwak aus Möglichkeiten geben, ziemlich direkt zur Spinne zu kommen, ohne hohe Schwierigkeitsgrade klettern zu müssen. Rechts unterhalb der Spinne sind besonders bei Schneeauflage mehrere Bänder zu erkennen, die wie ein Spinnennetz zur Spinne hinführen. Der gefürchtete Steinschlag sollte sich eigentlich weiter links abspielen. Gibt es Versuche, dieses Problem zu lösen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich noch niemand damit beschäftigt hat.

Antwort von Olaf: Das ist das Gelände, durch das die John-Harlin-Direttissima führt. Aber leicht ist die nicht gerade. Robert Jasper konnte sie zusammen mit Roger Schäli vor frei klettern. Davor hat es nur (wenige) Begehungen dieser Route gegeben und die sind allesamt technisch geklettert worden, also mit Unterstützung der Sicherungsmittel und Seile zur Fortbewegung. Ueli Steck hat dort 2001 solo die Route "The Young Spider" eröffnet, die ist auch alles andere als leicht (7a/A2 im Fels, WI 6 im Eis und M7). Ich glaube, bei der Draufsicht auf die Wand wird die Steilheit verzerrt. Nicht umsonst hat Heckmair tagelang die Wand mit dem Fernglas studiert und sich für den "Umweg" über die Rampe und den Götterquergang entschieden. Einfach ist das Gelände oberhalb des zweiten Eisfeldes sicherlich nicht.

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Olaf Perwitzschky ist ALPIN-Testredakteur und staatlich geprüfter Bergführer. Berge sind seine Leidenschaft - und Ihre Fragen sind ihm Herausforderung! Jeden Monat beantwortet er Ihre Anliegen im ALPIN-Heft unter der allseits bekannten Rubrik "Olaf klärt das schon!".

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