Alexander Huber und Tomas Huber (D) sowie Stephan Siegrist (CH) wollten Cerro Standhardt, Punta Herron, Torre Egger und Cerro Torre in 2,5 Tagen überschreiten. Und zwar über die "Skyline" der Torre Gruppe. Also angefangen über die Route Festerville, der Nordkante am Standhardt, weiter über die Nordkante von Herron und Egger. Zum guten Schluss über die noch unbestiegene und eisschlaggefährdete Nordwand des Cerro Torre.
Gleich nach der Ankunft in Patagonien wurde das Wetter - nach 3,5 Wochen Schneefall und Regen gut - und das für mehrere Tage. Die drei entschieden sich aber wegen den noch großen Eisansammlungen in der Cerro Torre Nordwand, aus Sicherheitsgründen noch nicht einzusteigen.
Gleichzeitig stand Rolando Garibotti (USA) bereits seit November für dasselbe Projekt in den Startlöchern - und hatte bereits, gleichzeitig wie Salvaterra Ende November 2007, die Überschreitung bis zum Cerro Torre geschafft. So war also eine Art "Wettkampfstimmung" am Fuße des Cerro Torre Gebirges bemerkbar. Rolando und sein neuer Partner Colin Haley (USA) starteten als Erste für die Verlinkung der vier Torres. Sie verzichteten dabei auf die Ideallinie und die Erstbegehung der Cerro Torre Nordwand (infolge der gefährlichen Verhältnisse) und konnten so schließlich die vier Torres in vier Tagen im Alpinstil nacheinander besteigen und den Wettkampf für sich entscheiden. Eine starke Leistung!
Bedingt durch die warmen Temperaturen gab es in der Zeit mehrere Unfälle durch Eisschlag. So brach sich der Italiener Giovanni Ongaro beide Hände und musste in einer stundenlangen Rettungsaktion von seinen drei Kollegen aus der Wand gerettet werden. Gründe genug für die Drei, sich von Ihrem eigentlichen Ziel, der "Sky-Line" abzuwenden.
Aber das gute Wetter sollte trotzdem genutzt werden. Bereits vor zwei Jahren liebäugelten die drei Profi-Bergsteiger mit der Erstbegehung der in der Fitz Roy Kette größten, noch unbestiegenen Wand, der 1500 Meter hohen "La Silla" Westwand. Diese schien objektiv sicherer und auf jeden Fall ein interessantes Projekt zu sein. Ein langer Zustieg und Kletterei bis Schwierigkeiten 5.10, führte die Bergsteiger zum Übernachten auf die Puerta Blanca, von wo sie am nächsten Tag in einem schönen Risssystemen und gutem Fels zum Gipfel kletterten. So stand das Trio am 23. Januar 2008 zusammen mit dem vierten Seilpartner, Mario Walder (A), nach zwei Tagen in der imposanten Wand auf dem Gipfel. "El Bastardo" nannten sie Ihre neue Tour (5.10/A1/13 Seillängen). Der Grund für diesen Namen war nicht, wie man vielleicht annehmen könnte, auf Garibotti zurück zu führen, sondern vielmehr bekam Mario auf dieser Tour den Spitznamen, weil ihn der Pfarrer, da seine Eltern nicht verheiratet waren, nicht taufen wollte!
Das anhaltend warme Wetter ermöglichte es Stephan Siegrist und Alexander Huber in den darauf folgenden Tagen, auch noch die Saint Exupery und die Aguja de la S (gemeinsam mit Thomas Huber), sowie die Aguja Rafael Juarez und den El Mocho zu besteigen.
Nach diesen erfolgreichen Besteigungen, machten sich Stephan Siegrist und Alexander Huber in der darauf folgenden Woche auf, den Gipfel des Torre Egger, über die Route "Titanik", Siegrists letzten noch fehlenden Gipfel der gesamten Cerro Torre Gruppe (Cerro Standhardt, Punta Herron, Torre Egger und Cerro Torre) erfolgreich zu besteigen. Somit ist Siegrist der erst 5. Mensch überhaupt, der sämtliche Gipfel der Gruppe bestiegen hat (und der Erste über die Wände der Torres). So ging für ihn ein langersehntes Ziel in Erfüllung. "Es ist ein wunderbares Gefühl!", meint Siegrist glücklich. "Alex und ich waren für diesen letzten Gipfel 1,5 Tage (10./11.02.08) unterwegs und haben auf einer kleinen Felsschuppe sitzend übernachtet. Nahe genug, um uns warm zu geben", schmunzelt Siegrist. Und weiter meint er: "Obwohl wir für unser eigentliches Ziel nicht einmal eingestiegen sind, war diese 10. Reise nach Patagonien für mich die bisher Beste!"
Text: Stephan Siegrist
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