Seit der Tragödie von 1970 lag der südtiroler Ausnahmebergsteiger mit einigen der damaligen Expeditionsteilnehmer im Clinch. Der Vorwurf seiner Kameraden lautete, Messner habe in blindem Ehrgeiz den 8125 Meter hohen Nanga Parbat überschritten und seinen erschöpften Bruder alleine auf der Aufstiegsroute über die Rupalflanke zurück geschickt.
Messner erklärte dagegen vehement, er habe sich erst kurzfistig entschlossen, die Überschreitung zu wagen, da die Route über die Diamir-Seite die vermeintlich leichtere gewesen sei, um sich gemeinsam mit seinem Bruder ins Tal zu retten. Günther sei dann während des Abstiegs vermutlich von einer Eislawine erfasst worden, während er, Reinhold, den Weg ins Tal erkundete.
Im vergangenen Jahr wurden dann auf der Diamir-Seite des Berges die sterblichen Überreste eines Bergsteigers gefunden, die vom gerichtsmedizinischen Institut der Universität Innsbruck mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Günther Messner zugeordnet wurden. Reinhold Messner erklärte, seine Version der Geschichte sei damit unzweifelhaft bewiesen.
Kritiker des Südtirolers sehen dies anders. Weder die Identität des Leichnams noch der Fundort könnten Messers Version zweifelsfrei beweisen. Es sei lediglich klar, dass Günther Messner Ende Juni 1970 irgendwie auf der Diamirseite des Nanga Parbat umgekommen sei. Von einer Bestätigung der Version Reinholds Messners könne nicht die Rede sein.
Was geschah mit den sterblichen Überresten Günthers? Messner entschloss sich gegen ein ursprünglich geplantes Begräbnis nach tibetischem Ritis und verbrannte den Leichnam: "Ich wollte Missbrauch ein für alle Mal ausschließen. Günther soll seine Ruhe behalten. Es gab schon genug kriminelle Energie meiner Gegner. Ich will nicht, dass jemand die Leiche ausgräbt und verlegt", sagte er zur Begründung. Die Asche, so Messner im vergangenen Jahr, solle zu einem späteren Zeitpunkt im Himalaya verstreut werden.
Es ist zu vermuten, dass dies nun im Rahmen einer großen Familienexpedition zum Nanga Parbat geschehen wird, die Messner für Ende August plant: "Die Idee kam eigentlich von meiner Frau. Alle waren begeistert, und wir planen das Ganze schon seit einem Jahr:". Neben Messner und seiner Frau werden sieben Brüder und deren Familien mitkommen. "Wir werden insgesamt eine Gruppe von etwa 25 sein", sagte Messner.
Im Basislager der Westseite des Nanga Parbat auf 4200 Metern Höhe soll eine Gedenkfeier für Günther stattfinden. Dennoch soll nicht die Trauer, sondern das gemeinsame Familienerlebnis im Vordergrund stehen, wie Messner erklärte: "Wir werden in Zelten schlafen, abends gemeinsam kochen und uns am Lagerfeuer wärmen." Ziel sei es, "eine gemeinsame Reise an einen Ort zu unternehmen, der für uns alle ein Schicksalsberg geworden ist."
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