Rückzug des Österreichers

Gerfried Göschl scheitert endgültig am Hidden Peak

Mit großen Hoffnungen war Gefried Göschl Ende Januar in den Karakorum geflogen. Nicht weniger als die erste Winterbesteigung des Hidden Peak (8080m) über eine neue Route hatten sich der Österreicher und sein Team vorgenommen. Nun ist Göschls Traum geplatzt, die Expedition gescheitert. Der Hidden Peak bleibt im Winter weiter unbestiegen.

Gerfried Göschl scheitert endgültig am Hidden Peak
Rückzug am Hidden Peak: Gefried Göschl.
Rückzug am Hidden Peak: Gefried Göschl.

Am 20. Januar war Gerfried Göschl aus seiner österreichischen Heimat gen Pakistan gestartet. Aus Lust am Abenteuer, aber auch aus ökologischen und finanziellen Gründen flog er nicht mit dem Helikopter ins Basislager des Hidden Peak, sondern marschierte mit Louis Rousseau aus Kanada sowie Alex Txikon aus Spanien, 26 Trägern und zwei Köchen zu Fuß.

Noch nie habe sich eine Expedition im Winter eine derartige Strapaze auferlegt, so Göschl in einer E-Mail an die alpine Presse.

Ziel der Expedition war die erste Winterbesteigung des Berges über eine neue, logische Route in der Südwand. Nach ausreichender Akklimatisation im Advanced Base Camp wagten Göschl und sein Team vergangene Woche den ersten Gipfelversuch. Die Seilschaft hatte dabei mit extremen Winden und eisigen Temperaturen zu kämpfen.

Klicken Sie sich durch unsere kleine Fotogalerie und erfahren Sie mehr über die Hidden Peak Winter Expedition.

Der Versuch endete am vergangenen Mittwoch auf 6600m. Die letzten 200 Meter der 70 Grad steilen Eiswand war unter den gegebenen Bedingungen nicht zu bezwingen. Eisschrauben konnten nur noch unter größtem Kraftaufwand gesetzt werden, wie Göschl via Internet mitteilte.

Das Team stieg enttäuscht ab und sammelte einige Tage Kraft im Basecamp (Göschl mit den Stones, Metallica und den Dire Straits) . "Nach dem Berg ist vor dem Berg", so ein Motto des allzeit optimistischen Österreichers.

Durch eine halbwegs positive Wetterprognose von Dr. Karl "Charly" Gabl besträrkt, brach das Team am Sonntag in aller Frühe zu einem weiteren Versuch auf. Warum es dennoch nich geklappt hat, schildert Göschl per mail aus dem Basislager: Am Sonntag sind wir voller Motivation bereits um 5:00 Uhr aufgebrochen, schwer beladen mit unserer Ausrüstung und Nahrung für vier Tage. Wir wussten, dass nur eine Gewaltleistung eine Gipfelbesteigung ermöglichen könnte. Erst nach vielen Stunden und einigen Spaltenstürzen konnten wir den gefährlichen Gasherbrum Gletscher bis 5900m durchschreiten. Nach einer kurzen Mittagspause nahmen wir den Weiterweg Richtung Gasherbrum La unter die Füße. Schließlich, auf knapp 6200m, unter dem Gasherbrum La fanden wir einen kleinen, ebenen Platz und stellten um 16:00 Uhr unser Zelt auf.

Bereits sehr früh begannen wir uns am Montag für den weiteren Aufstieg vorzubereiten. Zuerst mussten wir den Weiterweg zum Gasherbrum La finden, ein gefährliches, spaltendurchsetztes und zeitraubendes Unterfangen. Endlich erreichten wir für kurze Zeit leichteres Gelände.

Am Nachmittag nahmen wir das Japaner-Couloir in Angriff. Allmählich steiler werdend sicherten wir ab 6600m einige Fels- und Eispassagen ab. Kurz nach 17:00 Uhr stiegen wir auf über 7000m aus, endlich ein flacher Platz auf dem ein Zelt aufgestellt werden kann. Der Gipfel lag zum Greifen nahe über uns.

Unwirtliche Verhältnisse: Starker Wind am Hidden Peak.
Unwirtliche Verhältnisse: Starker Wind am Hidden Peak.

Entgegen der Wetterprognose pfiff uns ein starker Nord-Ost-Wind um die Ohren. Trotz aller Bemühungen konnten wir nur das Innenzelt, nicht aber das wichtige Überzelt, aufstellen. So weniger gegen die Naturkräfte geschützt, mussten wir uns auf eine sehr kalte Nacht vorbereiten, da wir den Wind auch im Zelt spüren würden. Dies ließ unserem Optimismus nur wenig anhaben, sollte der Wind ja laut Prognose über Nacht deutlich abflauen und wir bei zwar sehr kalten, andererseits aber idealen Verhältnissen zum ersehnten Gipfel aufsteigen können.

Ab 2:00 Uhr, nach einer schlaflosen, eisigen Nacht bereiteten wir uns für den Aufbruch vor. Leider ließ die Intensität des Windes nicht nach, mit ca. 80km/h wehte er um unser Zelt, das würde am Gipfel weit über 100km/h bedeuten. Immer wieder verschoben wir unseren Start, bei diesem Sturm wäre ein Aufstieg reiner Wahnsinn, Harakiri. Schließlich mussten wir um 09:00 Uhr die Sinnlosigkeit unseres Tuns einsehen, keine Chance. Am nächsten Tag war noch schlechteres Wetter vorhergesagt. Daher die unumgängliche Entscheidung zum Abstieg, zurück ins Leben, dennoch bitter die Enttäuschung.

Fast 50 Tage hatten wir um eine Winterbesteigung gekämpft, alles gegeben, extreme Kälte und schlechtes Wetter ausgestanden, nun so knapp vor dem Ziel mussten wir ein derartiges Pech hinnehmen und uns den Naturgewalten ergeben. Spät in der Nacht erreichten wir gezeichnet das Basislager.

Dick eingepackt: Gerfried Göschl und sein Team.
Dick eingepackt: Gerfried Göschl und sein Team.

Ein kurzes Statement zu unserem Freund Dr. Karl Gabl und seiner Wetterprognose: Wir sind Charly unendlich dankbar für seine Bemühungen und präzisen Prognosen. Er ist weltweit anerkannt als der Wetterexperte für die höchsten Berge der Welt. Leider sind manchmal, trotz bestem Wissen, Ausbildung, Erfahrung und Technik, gewisse Wetterzellen und Windphänomene nicht vorhersehbar. Ihn trifft keine Schuld an unserem Scheitern, die Natur ins einfach stärker als wir Menschen und lässt sich nicht immer ins Nähkästchen schauen! Und das ist auch gut so.

Der 38-jährige Göschl ist ein erfahrener Höhenbergsteiger. Bislang gelangen dem Diplom- und Erlebnispädagogen sechs 8000-er Besteigungen. Die Wintererstbesteigung des Hidden Peak wäre ein neues Highlight in Göschls alpiner Karriere gewesen.

Live im Internet verfolgen, können Sie die Expedition hier: www.gerfriedgoeschl.at