Sechs Wochen im ewigen Eis. Temperaturen von bis zu -50°Celsius, Stürme, unbeständiges Wetter, kein Sonnenuntergang. Geschützt nur durch Kleidung, Schlafsack und Zelt. Bei vielen hört bereits hier die Vorstellungskraft auf.
Unter solch extremen Bedingungen dann noch eine 750 Meter hohe, vertikale Granitwand anzugehen, wenn möglich sogar in freier Kletterei, ist ein Szenario, das die Huberbuam dazu bringt, sich voller Energie und Leidenschaft in ein neues Projekt reinzuhängen.
Im November und Dezember 2008 reisten die beiden Bergsteiger und Extremkletterer aus Berchtesgaden gemeinsam mit ihrem Schweizer Kollegen Stephan Siegrist für sechs Wochen ins Queen Maud Land inmitten der Antarktis.
Wie schon beim Film "Am Limit" begleitete Kameramann Max Reichel aus Bayerisch Gmain die Alpinisten, um das Leben und das Klettern an der arktisch kalten Senkrechten hautnah zu dokumentieren.
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Reise ins Ungewisse zu einzigartigen Türmen, Pfeilern und Zähnen@(zwischenHeadlineTag)>
Im Queen Maud Land ragen, wie nirgendwo sonst in der Antarktis, einzigartige Türme, Pfeiler und Zähne aus dem Eismeer. Diese Nunataks sind nur die Spitze eines Gebirges, dessen höchste Gipfel das kilometerdicke Inlandeis durchstoßen und so spektakuläre Granitberge ausbilden, die wie Raketen in der scheinbar endlosen und weißen Gletscherwüste stehen.
Der imposanteste Berg im Queen Maud Land ist ohne jeden Zweifel der 2931 Meter hohe Ulvetanna - eine perfekte Pyramide, die sich nach allen Seiten hin als ein abweisendes, anspruchsvolles Ziel präsentiert. Nicht umsonst gilt der Ulvetanna als der schwierigste Berg der Antarktis.
Neben dem Ulvetanna ("Wolfszahn") reizte die drei Alpinisten vor allem die noch undurchstiegene Westwand des Holtanna ("Hohlzahn"). "Ein extremer Bigwall, 750 Meter hoch, im gesamten mehr als nur senkrecht und das ganze in der Kälte der Antarktis", beschreibt Alexander Huber die Herausforderung.
Sechs Wochen betrug das Zeitfenster, das sich die Huberbuam für ihre Reise ins Ungewisse gesetzt hatten. Trotz ausführlicher Recherche und Gesprächen mit Teilnehmern früherer Antarktisexpeditionen, wussten sie bis zur ersten Inspektion der Holtanna-Westwand nicht, ob und wie sich ihre Ambitionen realisieren lassen würden...
"Die bisher schönste Expedition in unserer Bergsteigerlaufbahn"@(zwischenHeadlineTag)>
Die Huberbuam kletterten durch die 750 Meter hohe Westwand - doch ihre Freikletterambitionen wurden aufgrund der eisigen Temperaturen zerschlagen. "Es war kalt, sehr kalt", erzählt Thomas Huber, "aber unsere Erstbegehung durch die Westwand wurde trotz dieser extremen Bedingungen ein Juwel: "Eiszeit" 24 Seillängen und Schwierigkeiten bis 7+ und technisch bis A4".
Eine Woche später konnten die Extremkletterer dann doch über den Nordpfeiler die erste freie Besteigung des Holtanna für sich verbuchen. "Wenn auch die Schwierigkeiten in einem moderaten Rahmen waren, die Route "Skywalk", 7-, ist an Schönheit nicht zu übertreffen", schwärmt Thomas Huber.
Die drei Alpinisten hatten noch ein weiteres großes Ziel im Visier. "Gegen Ende unserer Antarktis-Expedition hatten wir noch einmal Wetterglück und kletterten in zwei Tagen über den Nordwest-Pfeiler auf den Ulvetanna", erzählen die Huberbuam.
"Die Erstbegehung von "Sound of Silence" 8-/A2 war das Sahnehäubchen der bisher schönsten Expedition in unserer Bergsteigerlaufbahn. Von außen betrachtet haben wir vielleicht unser Ziel, eine schwierige Freikletterei in der Antarktis zu realisieren, nicht zu 100 Prozent erreicht. Aber bei einer Lufttemperatur von -20° wird ein Siebener zum Neuner, ein Neuner wird unmöglich und es war meist sogar noch kälter! Wir haben alles versucht, haben alles geschafft - und wir sind glücklich!"
Die Routen:
Ulvetanna, dritte Besteigung, Erstbegehung des Westpfeilers, "Sound of Silence", 800 Meter, VIII-/A2, bis zu 60° im Schnee, ca. 20 Seillängen
Holtanna , dritte Besteigung, Erstbegehung der Westwand, "Eiszeit",750 Meter, VII+/A4, 24 Seillängen
Holtanna , vierte und gleichzeitig erste freie Besteigung, Erstbegehung des Nordpfeilers, "Skywalk", 450 Meter, VII-, 10 Seillängen
Buchvorstellung: "Eiszeit"@(zwischenHeadlineTag)>
Im Oktober 2010 erschien "Eiszeit", das Buch der Huberbuam über ihre Antarktis-Expedition. Und war gleich ein großer Erfolg. Schnell war die erste Auflage vergriffen. Wer das dicke, großformatige im Frederking-Thaler Verlag nun in zweiter Auflage erschienene Buch in Händen hält, legt es erstmal auf den Tisch. Weil schwer. Aber dann so bald nicht mehr weg.
Die großen, oft doppelseitigen Bilder von Max Reichel (insgesamt 120!) sind wunderschön und fesseln das Auge des Betrachters. Atemberaubend schroffe Wände, die senkrecht im gleißenden Sonnenschein aus einer Wüste aus Eis ragen. Über der Wand wölbt sich ein stahlblauer Himmel. Vor der Wand ein kleines Basislager mit gelben Zelten in absoluter Abgeschiedenheit. Und in der Wand: Drei entkräftete, von der Kälte ausgezehrte Extrembergsteiger, die alles aufbieten müssen, was sie an Equipment und an Fähigkeiten haben, um unter diesen extremen Bedingungen bestehen zu können.
Bei den Texten kommen auch Kameramann Reichel und Stephan Siegrist zu Wort. Meist jedoch wechseln sich Alexander und Thomas Huber ab. Die Aufgabenverteilung ist klar: Während der studierte Diplom-Physiker Alexander interessant aber nüchtern über Historie der Antarktisexpeditionen, Klima und Tierwelt aufklärt, menschelt es in Thomas' persönlichen Tagebucheinträgen gewaltig. Bierknappheit und Reibereien mit seinem Bruder machen dem Ur-Bayern mitunter genauso zu schaffen wie die Eiseskälte. Mehr noch plagt den Familienvater die Sehnsucht nach seinen drei Kindern und Ehefrau Marion. Da hilft manchmal nur noch, den Kopfhörer aufzusetzen und voll aufzudrehen: der Söllner Hans, legendärer und rotzfrecher bayerischer Liedermacher hilft dann, die Heimat in Ohrmuschel und Herz zu bringen.
Kleiner Wermutstropfen für Flachland-Tiroler: Wer sich mit freier und technischer Bigwall-Kletterei nicht auskennt, hat beim Lesen der Kletterpassagen manchmal Mühe, beim Haulen und Jümarn, bei Bolts, Camalots, Birdbeaks und Grigris nicht den Faden der Geschichte zu verlieren.
Insgesamt und das als Fazit: Lesens- und wegen der Bilder vor allem auch unbedingt sehenswert.
Alexander und Thomas Huber "Eiszeit"
160 Seiten, ca. 120 Abbildungen
Preis: 49,90 Euro
Weitere Meldungen zu den Huberbuam auf alpin.de:
Weitere Informationen zu den Huberbuam: www.huberbuam.de