Die von Walter Bonatti 1965 im Winter während sechs Tagen im Solo eröffnete Neuroute (VI.) erregte damals großes Aufsehen, nicht zuletzt deshalb, weil Bonatti mit diesem Meisterstück seine außergewöhnliche alpinistische Karriere damit bewusst beendete. Erst 1994 war es Catherine Destivelle gelungen, die "Bonatti" zu wiederholen. Die französiche Ausnahmekletterin benötigte drei Tage weniger für die Route als ihr Erstbegeher und Namensgeber.
Im März 2006 war es - wiedereinmal - Ueli Steck, der dem Klassiker eine neue Bestmarke abringen konnte. Sagenhafte 25 Stunden benötigte der Speed-Experte für seine Solo-Begehung. Eine Marke, die bis zum 27. September 2011 nicht mehr getoppt werden sollte. Mit ihren 07 Stunden und 14 Minuten konnten Patrik Aufdenblatten und Michi Lerjen an diesem Tag alle bisherigen Zeiten förmlich pulverisieren.
Morgens um 03 Uhr 35 starteten sie an der Hörnlihütte. Nach einer Stunde und fünf Minuten standen sie am Bergschrund. Nun begann der erste untere Teil, welcher sich mit teils senkrechtem kombinierten Gelände unter die Zmuttnase zieht. Von hier beginnt die gefürchtete Engelstraverse, welche in sieben Seillängen schräg links über heikle Platten erstiegen wird.
Dank guter Verhältnissen gelang es ihn, diese Stellen im Eilzug ohne großes Absichern zu bezwingen. Nach dreieinhalb Stunden ab der Hütte, hatten sie diese Traverse bereits hinter sich gelassen. Zu ihrem Erstaunen trafen sie auch den oberen Teil der Nordwand in guten Verhältnissen an. Der Weiterweg bis zum Gipfel war für die eingespielte Seilschaft daher nur noch reine "Formsache".
Eine, die Aufdenblatten und Lerjen allerdings in neuer Rekordzeit bewältigten konnten. Die beiden Schweizer wollen die von ihnen gesetzte Bestmarke allerdings nicht mit der Leistung von Destivelle, Steck oder gar Bonatti verglichen wissen, die die Route solo durchstiegen hatten.