Am 05. April sind Ueli Steck und Freddie Wilkinson zusammen Richtung Himalaya aufgebrochen, um ihr "Khumbu Express II" - Projekt - drei neue Routen auf drei Sechstausender - in Angriff zu nehmen. Doch anders als im vergangenen Jahr, als sich die u.s.-amerikanische - schweizer Seilschaft bereits an der Nordwand des Cholatse versucht hatte, scheinen die Verhältnisse am Berg diesmal das gesammte Vorhaben frühzeitig zu stoppen.
Ueli Steck schrieb am 23.04. in seinem Blog:
Wir haben die Wand studiert und waren uns einig, dass es noch besser aussieht als letztes Jahr: Noch mehr Schnee. Was wir aber dann feststellen mussten war, dass der Schnee ziemlich locker und die ganze Wand mit einer losen Schneeschicht überzogen ist. Bis um 6.00 Uhr morgens haben wir uns weiter gekämpft, in der Hoffnung, dass es besser wird. Nach dem Einstiegsschneefeld war auch das Couloir lose und wir kamen schlussendlich nicht mehr weiter.
Die Felsen sind mit Schnee überdeckt, der keinen Halt bietet. Wir mussten aufgeben. Bei diesen Verhältnissen geht das nicht. Und es ist obendrauf auch noch ziemlich gefährlich. Wir sind bereits wieder in Pheriche und überlegen uns neue Pläne. Eines ist sicher: Die Nordwände präsentieren sich dieses Jahr in schlechten Konditionen. Letztes Jahr befanden wir uns einen Monat früher am Cholatse und wir trafen perfekte Bedingungen vor.
Wir waren da, just zum Zeitpunkt bevor das typische frühjahrs Tagesgangwetter anfängt. Dieses Tagesgangwetter bringt jeden Tag etwas Schnee, der sich kumuliert. Und genau dieser Schnee bleibt in den Nordwänden liegen. Wir haben wieder etwas gelernt. Wichtig ist, dass man es dennoch versucht, aber auch merkt, wann es nicht möglich ist.
Am Cholatse ist im vergangenen November eine Koreanische Seilschaft abgestürzt. Man darf solche Wände nie unterschätzen. Obwohl ich schon zweimal durch die Wand geklettert bin, wird mir umso mehr bewusst, wie viel Glück ich hatte, gute Bedingungen vorzufinden. Und wenn ich daran denke welch ein schöner Trittfirn ich in der Shisha Pangma Südwand hatte, muss ich mir auch eingestehen, wie viel Glück ich hatte. Genau das ist die Herausforderung bei kombinierten Wänden. Zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein und es dann auszunutzen.
Diesmal scheint nicht der richtige Zeitpunkt zu sein, um Nordwände im Khumbu zu besteigen. Freddie und ich haben beschlossen, morgen einen Ruhetag einzuschalten und die Sachlage zu analysieren und schauen, was wir tun können. Für mich wird es der erste Tag sein, an dem ich ausspanne mal nichts mache seit ich in Nepal bin. Seit wir im Khumbu sind, war ich jeden Tag unterwegs.
Die Durchsteigung durch die Cholatse Nordwand letztes Jahr schien so selbstverständlich. Die diesjährigen Bedingungen rufen uns in Erinnerung wie cool es eigentlich war! Wir lassen den Kopf nicht hängen. Es gibt viel zu tun im Khumbu. Wir werden sicher etwas Neues finden.
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