Stand des Interviews: Donnerstag, 08. Februar, 17:00 Uhr. Inzwischen ist der ersten Gipfelversuch gescheitert. Die Bergsteiger warten im Basecamp auf ihre zweite Chance.
David, Du bist mit Simone Moro und Emilio Previtali seit über einem Monat am Nanga Parbat. Nun soll es am Freitag losgehen. Simpel gefragt: Wie geht es Dir?
Wie sind aufgeregt und bereit, den Berg zu besteigen. Mal sehen, wie weit wir kommen. Wir sind sehr motiviert und hoffen, dass wir dieses Mal Glück haben. Die Zeit des Wartens ist lang, aber wir wussten vorher, dass das Teil des Spiels ist, das akkzeptieren wir. Außerdem haben wir eine super Begleitmannschaft, die uns sehr hilft, nicht unter der Monotonie zu leiden. Zum Glück ist die Kälte im Basislager nicht allzu schlimm, weiter oben am Berg werden wir dann sehen...
Bist Du sehr nervös vor dem Aufbruch morgen? Wie groß ist der Respekt vor dem Berg?
Riesig! Und das muss meiner Meinung nach auch so sein. Ganz ehrlich: Heute nacht wird es für mich fast unmöglich sein, zu schlafen. Aber das kenne ich von früheren Expeditionen, damit kann ich umgehen. Das alles bedeutet aber nicht, dass wir Angst haben. Ich weiß auch, dass ich weiter oben am Berg wieder richtig gut schlafen werde.
Klicken Sie sich durch die Slideshow der Nanga Parbat Winterexpedition.
Neben dem K2 ist der Nanga Parbat der einzige Achttausender, der noch nicht im Winter bestiegen werden konnte. Was macht Dich zuversichtlich, dass ihr die ersten sein werdet, die es schaffen, den Berg im Winter zu besteigen?
Der erste zu sein hat immer ganz entschieden damit zu tun, zur rechten Zeit am rechten Platz zu sein. Und natürlich solltest Du von Deinen Fähigkeiten her in der Lage sein, das Richtige zu tun. Wir hoffen also, zur rechten Zeit am rechten Platz zu sein... Wir werden sehen. Es ist noch ein weiter Weg zu gehen.
Hast Du Angst vor Erfrierungen? Ihr erwartet - glaube ich - Temperaturen von bis zu minus 40 Grad und eiskalte Winde.
Wir müssen vorsichtig sein. Und weder für mich noch für Simone ist es die erste Winterbesteigung des Nanga Parbat wert, mit schweren Erfrierungen zurück zu kommen. Wenn es zu kalt wird, kehren wir um.
Das polnische Team unter Führung von Tomasz Mackiewicz ist auch noch am Berg. Fühlt Ihr Euch im Wettstreit mit ihnen?
Absolut nicht. Wir arbeiten am Berg zusammen und unterstützen uns gegenseitig wo immer wir können. Wir handeln als zwei getrennte Teams, aber tauschen Informationen beispielsweise über den Wetterbericht oder die Bedingungen am Berg aus. Für mich wäre es das Beste, wir würden es alle gemeinsam zur selben Zeit auf den gipfel schaffen und wieder zurück.
Wie ist Eure Taktik?
Wir werden uns Camp für Camp nach oben arbeiten. Drei Lager haben wir bislang eingerichtet, auf 5.100 Meter, auf 6.100 Meter und auf 6.700 Metern. Darüber hinaus wollen wir ein weiteres Lager auf 7.4000 Metern einrichten und dann von dort zum Gipfel gehen. Läuft alles nach Plan ist Dienstag der Gipfeltag.
Bist Du bereit für einen Erfolg mehr zu riskieren, als Du es gemeinhin tun würdest? Immerhin winkt ein Platz in den alpinen Geschichtsbüchern.
Nein. Ich fühle weder Druck noch andere Erwartungen als bei meinen bisherigen Gipfel-Erfolgen.
Interview: Holger Rupprecht für alpin.de Bilder: The North Face/Simone Moro und The North Face/David Göttler Wir danken David Göttler für die Beantwortung der Fragen und dem Sponsor "The North Face" für die Vermittlung. Mehr Informationen (auch während des Aufstiegs): www.thenorthfacejournal.com nangadream.blogspot.de #nangainwinter Die ALPIN-Redaktion drückt fest die Daumen, dass es mit einem Gipfelerfolg klappt. Wir freuen uns aber vor allem auf die Nachricht, dass alle heil vom Berg zurückgekehrt sind.