Sherpas drohen mit Streik - Wie geht es mit den Expeditionen am Berg weiter?

Reinhold Messner zum Drama am Everest

Für Himalaja-Chronistin Elizabeth Hawley ist das Unglück klar die "schlimmste Katastrophe, die der Mount Everest je erlebt hat". An Karfreitag verloren 16 Menschen am höchsten Berg der Welt ihr Leben in einer Lawine. Reinhold Messner fordert, zu hinterfragen, ob der "Bergsteiger-Tourismus" am Everest weiterhin vertretbar ist. Wir geben diese Frage an die Nutzer von alpin.de weiter.

Reinhold Messner zum Drama am Everest
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Schauplatz einer großen Tagödie: Der Mount Everest. Bild: dpa.
Schauplatz einer großen Tagödie: Der Mount Everest. Bild: dpa.

Im April und Mai herrscht Hochbetrieb am Mount Everest. Hunderte Bergsteiger versuchen, ihren Traum wahr werden zu lassen, ein Mal im Leben auf dem höchsten Berg der Welt zu stehen. Das ist der großen Mehrheit ohne die Hilfe der Sherpas unmöglich. Die besten Bergsteiger des aus Tibet stammenden Bergvolkes sind seit den Tagen der ersten Besteigung durch das Duo Edmund Hillary / Tenzing Norgay unverzichtbare Helfer auf dem Weg zum Gipfel des Everest. Doch die Sherpas begleiten ihre bergsteigenden Kunden nicht nur während des Aufstiegs, sondern präparieren die Route bereits im Vorfeld. Hierzu gehört auch, den sichersten Weg durch den gefürchteten Khumbu-Eisbruch zu suchen. Eine sehr gefährlich Aufgabe, die Spezialisten, den so genannten "icefall doctors" anvertraut wird.

Bei der Einrichtung der Aufstiegsroute kam es am Karfreitag gegen 6:45 Uhr (Ortszeit) zum großen Unglück: Eine Gruppe von Sherpas, die Zelte, Seile und Lebensmittel dabei hatte, wurde von einer Eislawine verschüttet. Das Unglück geschah nach Angaben des nepalesischen Tourismusministeriums auf einer Höhe von 5.800 Metern im sogenannten Popcorn-Feld. Sieben Verschüttete konnten durch Rettungskräfte und andere Bergsteiger lebend geborgen werden. 13 Menschen sind tot geborgen worden, für weitere drei Vermisste besteht keine Hoffnung mehr. "Wir haben uns zusammengedrängt, aneinander festgehalten. Aber binnen sehr kurzer Zeit waren wir alle begraben", sagte einer der Geretteten nach Medienberichten.

Entsetzen in Nepal: Buddhistische Trauerfeier für die Opfer des Unglücks. Bild: dpa.
Entsetzen in Nepal: Buddhistische Trauerfeier für die Opfer des Unglücks. Bild: dpa.

Derweil herrscht Trauer und Wut in Nepal. In der Hauptstadt Kathmandu wurden einige Opfer im Rahmen einer buddhistischen Zeremonie unter großer Anteilnahme der Bevölkerung des Himlaja-Landes verbrannt. Wie es mit den Versuchen der im Basecamp auf 5.400 Metern Höhe weilenden Expeditions-Teams weitergeht, ist bislang ungeklärt. Abgebrochen wurde, so heißt es von Seiten des Tourismusministeriums, bislang noch keine der vielen Expeditionen, doch könnte es durchaus dazu kommen.

So lange es nicht soweit ist, hoffen etwa 350 Bergsteiger weiter auf ihre Gipfelchance. Doch ob die ausländischen Bergsteiger wie gewohnt auf die Hilfe der Sherpas setzen können, erscheint ungewiss. Viele Sherpas wollen nicht einfach weitermachen als wäre nichts geschehen. Einige haben angeblich bereits gekündigt, andere drohen mit einem Streik. Zur Wut der Männer trägt auch das Angebot der nepalesischen Regierung bei, die Familien der Opfer mit 40 000 Rupien (knapp 300 Euro) zu entschädigen. Angehörige, Freunde und Kollegen bezeichneten diese Offerte angesichts der mehreren zehntausend Dollar, die jeder kommerzielle Besteigungsversuch kostet, als schäbig. Allein die zu entrichtende Besteigungsgebühr beträgt derzeit rund 25 000 Dollar (18 000 Euro). Zudem müssen Gipfel-Aspiranten 4000 Dollar für die Mitnahme von Müll vom Gipfel ins Basislager zurücklegen.

Gewohnt wortgewaltig kommentiert Reinhold Messner das Unglück. Gegenüber der Bild-Zeitung sagte der Südtiroler : "Das war ein Arbeitsunfall. Die Sherpas starben für Menschen, die aus Prestige-Gründen auf den Mount Everest wollen, aber vom Bergsteigen keine Ahnung haben. Sie starben, um den Massentourismus zu ermöglichen. " Und gegenüber der Nachrichtenagentur APA sagte Messner, dass man die Frage stellen muss, "ob der Bergsteiger-Tourismus am Mount Everest unter diesen Umständen vertretbar ist". Seit der Erstbesteigung 1953 sind am Mount Everest bislang mehr als 300 Alpinisten ums Leben gekommen. Die Mehrzahl waren Sherpas.

// Mitdiskutieren können Sie auch in unserem Forum oder auf unserer facebook-Seite! Die Hilfsorganisation "Himlayan-Trust" hat ein Spendenkonto für die Angehörigen der 16 Opfer eingerichtet. Wenn Sie die wirtschaftliche Not der hinterbliebenen lindern möchten, können Sie dies hier tun.

Quellen: Spiegel online, welt.de, bild.de, dw.de, Tiroler Tageszeitung online, dpa

Die bisherigen Meinungen, zusammengefasst auf unserer auf unserer facebook-Seite :

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