13 Achttausender hat Gerlinde Kaltenbrunner schon bestiegen. Ein Berg fehlt noch in ihrer persönlichen "to-do" Liste. Ihr Schicksalsberg, der K2. Drei Mal hat sie sich an dem zweithöchsten Berg der Erde bereits versucht, drei Mal ist sie gescheitert. Beim letzten Anrennen endete der Versuch in einem Drama. Ihr Seilpartner, der Schwede Fredrik Ericsson, stürzte nur wenige Meter von ihr entfernt in den Tod.
Unter Schock und auf sich allein gestellt kämpfte sich die Österreicherin zurück ins Basislager. Lange ließ sie die Frage offen, ob sie den zweithöchsten Berg dieser Erde noch einmal in Angriff nehmen wollte.
alpin.de: Seit 2008 ist es niemandem mehr gelungen, den K2 zu besteigen. Du selbst warst schon drei Mal dort und musstest im vergangenen Jahr mit ansehen, wie Dein Seilpartner Fredric Eriksson tödlich verunglückte. Du hast lange überlegt, ob Du es noch mal versuchen möchtest. Gab es auch den Gedanken: "Ich lass es jetzt sein, ich verzichte auf diesen Berg"?
Gerlinde Kaltenbrunner: Lange Zeit hatte ich kein eindeutiges Gefühl, ob ich zum K2 zurückkehren möchte oder nicht. Es hat sich positiv entwickelt, wäre es anders gewesen, würde ich jetzt bestimmt nicht starten. Dass ich den K2 noch einmal versuchen möchte entschied ich Anfang Jänner, dass es diesen Sommer sein sollte, erst später.
alpin.de: Was macht Dich zuversichtlich, dass es dieses Mal klappen könnte?
Gerlinde Kaltenbrunner: Wir haben uns bestens vorbereitet wie immer. Trotzdem werden wie so oft unvorhersehbare Situationen auftreten, die wir nicht vorwegnehmen können. Wenn alles gut zusammenpasst werden wir es schaffen können. Ganz sicher möchte ich nichts erzwingen.
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alpin.de: Glaubst Du, dass Dich die Erinnerung an das schreckliche Unglück im vergangenen Jahr während des Aufstiegs belasten wird?
Gerlinde Kaltenbrunner: Die Erinnerungen an Fredriks Absturz bleiben wahrscheinlich ein Leben lang. Wenn diese Bilder auftreten, setze ich mich bewusst damit auseinander, ich verdränge sie nicht. Während des Aufstieges konzentriere ich mich immer nur auf den jeweiligen Augenblick. Ich lasse alles auf mich zukommen und weiß, dass ich mit der aktuellen Situation zurecht kommen werde.
alpin.de: Hast Du manchmal Angst, das Schicksal herauszufordern?
Gerlinde Kaltenbrunner: Nein. Liest sich vielleicht esoterisch aber, ich höre stets in mich hinein. Bisher hat mich mein Bauchgefühl noch nicht getäuscht. Ich bin vorsichtig unterwegs und passieren kann immer und überall etwas, worüber wir uns sehr bewusst sind. Leute die nach einem Autounfall wieder ins Auto steigen werden nicht gefragt, ob sie das Schicksal herausfordern.
alpin.de: Wie ist der Zeitplan für die Expedition? Wann geht's los?
Gerlinde Kaltenbrunner: Am 15. Juni starten wir von Frankfurt aus nach Bishkek. Ca. Ende Juni werden wir im Basislager ankommen. Vorerst haben wir den Rückflug für den 20. August angesetzt, den wir aber auch verschieben könnten.
alpin.de: Wer kommt dieses Mal mit und über welche Route werdet Ihr es probieren? Will Ralf mit auf den Gipfel?
Gerlinde Kaltenbrunner: Diesmal reisen wir nach China, da wir den K2 von der Nordseite versuchen möchten. Ich freue mich sehr darauf eine für Ralf und mich "neue" Seite des K2 kennen zu lernen. Allein der Anmarsch soll großartig sein. Wir haben uns den Nordpfeiler zum Ziel gesetzt. Mit dabei sein wird Tommy Heinrich( Argentinien), Darius Zaluski aus Polen, Maxut Zhumayev und Vassiliy Pivtsov aus Kazachstan, Ralf und ich. Zur Frage, ob Ralf mit auf den Gipfel kommt, möchte ich keine Prognosen abgeben, da sich vieles oft sehr schnell verändern kann.
alpin.de: Sollte es klappen, hättest Du alle 14 Achttausender der Welt bestiegen und wärst die erste Frau, die das immer ohne Zuhilfenahme künstlichen Sauerstoffs gepackt hätte. Kannst Du Dir vorstellen, wie sich das für Dich anfühlen wird?
Gerlinde Kaltenbrunner: Ich würde mich sehr freuen, wenn ich irgendwann auch auf den K2 stehen könnte. Aber: Auch wenn es mir kaum jemand glaubt, die Rangfolge interessiert mich einfach nicht.
alpin.de: Und hast du schon Träume, Pläne, Vorhaben für die Zeit danach?
Gerlinde Kaltenbrunner: Ralf und ich haben noch viele gemeinsame Träume und Pläne. Aber jetzt im Moment möchte ich mich wirklich nur mit unserem nächsten Vorhaben auseinandersetzen.
alpin.de drückt fest die Daumen, dass alle heil zurück kommen und dass es dieses Mal mit der Besteigung klappt.
Meldungen zu Gerlindes und Ralfs tragischer K2-Expedition 2010:
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