Deftig oder Haute Cuisine?

Gourmetführer testet erstmals Almhütten

Der aktuelle Gault-Millau Restaurantführer für Spitzengastronomie ist noch nicht veröffentlicht, liefert aber schon Stoff für eine Glaubensfrage. Denn 2016 werden erstmals Almhütten unter die Lupe genommen. Brauchen wir frisch angelieferte Goldbrassen aus Grado auf einer Berghütte oder reicht uns die gute alte Brotzeit?

Auf die Comici-Hütte wird alle zwei Tage frischer Fisch aus der Adria geliefert - Muss das sein?
© picture alliance / Arco Images

Liebhabern exquisiter Küche ist der Gault-Millau ebenso geläufig wie der Guide Michelin. Während bei Michelin die weltberühmten Sterne vergeben werden, verteilt Gault-Millau Punkte und Hauben - aber nicht an irgendwen, sondern nur an die Besten der Besten.

Die Höchstnote 20 soll in Deutschland - ganz im Sinn der Gründer Henri Gault und Christian Millau - nicht vergeben werden, weil, wie sie sagten "nur der liebe Gott, aber kein Mensch Vollkommenheit feststellen kann". Das sollte man im Hinterkopf behalten, um zu wissen, in welchen Sphären wir uns bei diesem Restaurantführer bewegen.

Nun wurden auch die besten Almhütten ausgezeichnet, fast alle liegen in Südtirol. Für die kulinarische Vielfalt hoch oben in den Bergen gab es laut Süddeutscher Zeitung (SZ) insgesamt 131 Gault-Millau-Hauben.

"Haubenhütten"
  • Comici Hütte, am Fuße des Langkofels
  • Hagner Alm in Welschnofen
  • Berghof Hofer Alpl in Völs
  • Isihütte in Radein
  • Jorahütte in Innichen
  • Schatzerhütte in Afers/Brixen

Der einfach Satz "Je höher die Hütte, desto teurer die Tütensuppe" scheint angesichts dieser Luxusdichte nicht mehr zu gelten. Die durchaus noch urig wirkenden Hütten bieten dagegen Gaumengenüsse vom Feinsten.

Die Comici-Hütte versteht sich zum Beispiel als ein "Rifugio für Anspruchsvolle". Scampi, Muscheln und Goldbrassen aus Grado an der Adria werden jeden zweiten Tag auf die Berghütte geliefert, schreibt die SZ. An den Wänden hängen Fotos von Prominenten, die schon zu Besuch waren, die 120 Plätze für die Gäste sind meistens ausgebucht.

Manch einer mag sich da fragen: Was ist aus der guten alten Berghütte geworden, wo man bei einer deftigen Brotzeit einfach mal die Seele baumeln lassen konnte? Oder ist der Verfall von Kultur und Tradition in den Alpen vielleicht doch noch nicht so weit vorangeschritten, wie es auf den ersten Blick scheint? In die Comici-Hütte werden zum Beispiel schon seit der Eröffnung 1955 Fisch und Wein aus Grado geliefert, denn hier betreibt die Familie eine eigene Landwirtschaft.

Was denken Sie? Braucht es kulinarischen Luxus auf den Almhütten oder reicht Ihnen Hausmannskost? Nutzen Sie die Kommentarfunktion und sagen Sie uns Ihre Meinung!

Text von mst

3 Kommentare

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ts1976

Auf einer Berghütte sollten lokale Speisen aus der Gegend angeboten werden. Scampis, Muscheln und Co. haben meiner Meinung nach auf einer alpinen Hütte nichts verloren. Dafür kann ich gerne in ein entsprechendes Restaurant im Tal gehen. Luxus ist Definitionssache: Für mich ist Luxus auch nach einer langen Tour ein frisch zubereiteter Kaiserschmarrn oder leckere deftige Kässpätzle oder Krapfen. Solche Hütten würde ich immer vorziehen.

Tohubi

Der Trend geht zum Luxus auch auf den Bergen. Braucht man eigentlich aber nicht. Nach einger g´scheiten Tour schmeckt eh alles ;-)

Classen toni

Es ist eine Berghütte und kein gourmettempel