Es hätte so eine schöne Veranstaltung werden können: Verleger Peter Schnyder vom Züricher AS Verlag präsentiert sein neuestes Buch über Toni Hiebeler, fast die ganze Familie ist anwesend, Wolf Euba ("Die Stimme des Bayerischen Rundfunks") liest ergreifende Passagen von Hiebeler-Bergprosa und Ernst Vogt (Rucksackradio) geht von einem der großen Weggefährten Hiebelers zum nächsten und lässt alle Anwesenden wohlig in Erinnerungen baden. Dazu der Blick vom Nockherberg auf die Münchner Skyline …
Bis Werner ("Mack") Bittner an eine Route erinnert, die Erstbesteiger Messner nicht im Sinne der Bergsteigerethik hinterlassen habe. Allein die Andeutung "12 Haken" genügt, um Messner auf die Beine und aus dem Saal zu treiben. Dabei hat er doch vorher selbst mit seinem Alter (65 Jahre und 1 Tag) kokettiert und milde - wie nach dem Genuss von Kreide - ausgerufen, dass er auf persönliche Angriffe nicht mehr reagieren werde, nur auf Verfälschungen der alpinen Geschichte. Nun, so einfach ist das wohl nicht mit dem Nicht-Reagieren, ja, er bringt sogar noch ein "Wiederschaun" über die Lippen, ehe er geht. Besorgt folgen ihm einige Anwesende, doch Messner kommt nicht zurück. Saß auch sprungbereit neben der Tür, das klingelnde Handy in der Tasche. Vielleicht nimmt er andere Termine im Hause wahr, sein Mercedes-Cabrio steht noch eine gute halbe Stunde länger vor dem "Paulaner".
Für eine kleine Fotogalerie der Buchvorstellung klicken Sie auf diesen Link. Nun, es geht auch ohne Messner, viele ergreifende Erzählungen zeichnen ein Bild des großen Bergsteigers und Alpin-Journalisten. Toni Hiebeler war 1930 in Vorarlberg auf die Welt gekommen und fand nach einer schwierigen Jugend seine Freiheit in den Bergen. Er eröffnete neue waghalsige Routen, fand die Liebe seines Lebens in den Dolomiten und wurde durch seine Frau zum Schriftsteller (als Nacht-Tankwart) und Redakteur.
Nach Jahren bei den Rother-Zeitschriften "Winter" und "Bergkamerad" gründete Hiebeler mit Dr. Walther Heering als Verleger im Oktober 1963 den Alpinismus, den direkten Vorgängen von ALPIN. Untertitel: "Internationale Informationen für Bergsteiger, Wanderer, Skifahrer."
Alpinismus hatte Erfolg, und dieser viele Gründe: Natürlich zuallerst Hiebelers kreatives Talent, seine streibare Feder, aber auch die Beiträge internationaler Mitarbeiter aus West und (!) Ost. Dazu ein besonders großes Format, großartige Fotografien, fundierte Texte oder packende Erlebnisse, Karikaturen und nicht zuletzt interessante Kleinanzeigen ("3 junge Bergsteigerinnen (23) suchen junge, kameradschaftliche Bergsteiger zu leichteren Klettertouren") …
Hiebeler machte sein Blatt zur besten deutschsprachigen Bergsteigerzeitschrift, übernahm dann kurze Zeit den "Bergsteiger" und später "BERGE". Bei den Arbeiten an seinem grandiosen Bildband "Die Alpen im Luftbild" starb er 1984 zusammen mit seinem Frau Traudl bei einem Hubschrauberabsturz am Triglav (Slowenien).
Sein Sohn Mathias erinnert sich an seinen Vater als einen "unglaublich dominanten Menschen", einen "Abenteurer" und daran, dass die Zeit mit dem wilden Bergsteiger "als Kind nicht einfach war" - auch wenn er als Achtjähriger die Sorge seiner Umwelt um den Vater nicht verstand, der gerade versuchte, im Winter erstmals die Eiger-Nordwand zu besteigen (und Erfolg hatte).
Für eine kleine Fotogalerie der Buchvorstellung klicken Sie auf diesen Link. Erst als Mathias Hiebeler nach seinem Studium auf eigenen Füßen stand, konnten Vater und Sohn ein kameradschafltiches Verhältnis entwickeln. In der Rückschau bedauert Mathias, dass die Zeit des "entspannten Miteinanders", die er auch in Horst Höflers Buch beschreibt, so kurz war.
Das Buch verbindet die besten Passagen aus Hiebelers Büchern, "Abenteuer Berg" und "Zwischen Himmel und Hölle" mit biographischen Texten von Horst Höfler. Leider enthalten diese ärgerlich viele Wiederholungen, aber insgesamt ist das Werk eine große Lesefreude und dank der vielen Bilder - teils aus den Hiebelerschen Fotoalben - ein Fenster in die große Zeit des Pionier-Bergsteigens.
Text und Bilder: Bene Benedikt