Wer in der Fränkischen Schweiz, einem der am besten erschlossenen Klettergebiete der Welt, vielleicht schon so manche schwere Route abhaken konnte, fühlt sich bereit für neue Herausforderungen.
Die warten im ältesten Klettergebiet Deutschlands, der Sächsischen Schweiz. Wer hier klettert, sollte die seit 1913 geltenden Sächsischen Kletterregeln verinnerlicht haben. Niergendwo sonst in der Republik, ja in ganz Europa, gilt eine strengere Kletterethik.
Die Verwendung von Magnesia ist ebenso verboten, wie die Benutzung von Klemmkeilen, Friends und ähnlichen Hilfsmitteln - um nur zwei Regeln zu nennen.
Klettern im Elbsandsteingebirge bedeutet also nicht nur für alle Novizen: volle Konzentration im Fels. Ablenkung kann man hier gar nicht gebrauchen.
Wie muss sich dann erst der Kletterer aus Franken gefühlt haben, der Ende April während einer Tour nahe Bad Schandau in einer Felsspalte hunderte von Silbermünzen entdeckte?
Der Mann aus Franken und sein Seilpartner "fühlten sich durch den Fund eher gestört und wollten nur weiterklettern", so Ingo Kraft vom Landesamtes für Archäologie (LfA).
Ob die beiden Kletterer sofort abseilten, um den Fund den Behörden zu melden, ist nicht bekannt. Jedenfalls dürfte ihnen die unverhoffte Entdeckung den Klettertag gehörig "versaut" haben.
Einer der größten Münzschätze Sachsens
Die von Experten des Landesamtes geborgene und sichergestellte Sammlung umfasst bisher 800 bis 1000 Stücke, wie Landesarchäologin Regina Smolnik am Montag bei der Präsentation des Fundes sagte.
Die Angaben zu Umfang und Datierung sind noch vorläufig. Es handle sich aber "um einen der größten Münzschätze Sachsens aus dieser Epoche".
Bisher wurde überwiegend Zahlungsmittel aus dem 17. sowie 18. und frühen 19. Jahrhundert identifiziert. Nach Expertenmeinung sind die Münzen vermutlich zwischen 1817 und 1820, kurz nach dem Wiener Kongress, versteckt worden.
"Die jüngsten Exemplare sind in prägefrischem Zustand und können nicht lange im Umlauf gewesen sein", so Wilhelm Hollstein vom Dresdner Münzkabinett.
Und Regina Smolnik ergänzt: "Wir gehen davon aus, dass die Münzen in der Gegend angesammelt wurden." Die meisten waren gängige und verbreitete Zahlungsmittel: Taler, Groschen, Pfennige und Kreuzer.
Darüber hinaus entdeckten die Archäologen auch Reste von Wollfilz und Gewebe mit Leimbindung. Dies lässt darauf schließen, dass die Münzen wohl in Beuteln verstaut waren.
Laut Hollstein ergeben die rund 300 schon gesichteten Münzen etwa 40 Taler - "das wären heute 100 Tagelöhne eines Zimmermanns". Der heutige Wert des vier Kilogramm schweren "Schatzes" ist allerdings eher gering, da der überwiegende Teil der Münzen schon stark korridiert ist.
Der Finder aus Franken, der ebenso wie sein Kletterpartner anonym bleiben möchte, kann aber mit einer Belohnung rechnen. Er habe sich "musterhaft" verhalten, wie LfA-Abteilungsleiter Ingo Kraft betonte.
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